Schickeria

Sex-Mord an Millionärin

19.09.2011

Letztes Date mit jungem Verdächtigen - Aus der City-Wohnung fehlt Schmuck.

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Sie war eine bunte Erscheinung, die nicht zu übersehen war: Ein in die Jahre gekommenes Disco-Girl, aber gut situiert, Bubikopf, Dauerlachen, auf einem Arm hatte die 48-Jährige mit wechselnden Männerbekanntschaften das Lebensmotto von Édith Piaf tätowiert: „Non, je ne regrette rien“ („Nein, ich bereue nichts“).

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Schickeria
Tatsächlich lebte die Tochter einer Winzer-Dynastie aus Brunn am Gebirge (NÖ) mehrere Leben auf einmal: Sie war mit Erich F., der ihre Leiche in der Rauhensteingasse 7 fand, noch verheiratet, doch seit Jahren nicht mehr zusammen. Trotzdem hatte der pensionierte Holzhändler einen Schlüssel zu ihrer Wohnung – die beiden verstanden sich. Gleichzeitig hatte „Sissy“, wie alle den ­lebensfrohe Millionärin nannten, einen Freund mit Anzug und geregelter Arbeit; doch die Nächte verbrachte sie am liebsten mit ihrer Clique – allesamt junge Männer: Einer davon ist der Bar-Chef ihrer Lieblings-Disco, die anderen glänzen ebenfalls mit Szene-Jobs in einem Modeladen, in einem Gourmet-Tempel oder in einem teuren Hotel, kurzum: in den Nächten war Sissy (die vom Geld des verkauften Weinguts lebte) Teil der Wiener Schickeria.

Dinner mit Beau
Zurzeit versucht die Kripo, die letzten Tage und Stunden von Elisabeth Wieninger-Forster zu rekonstruieren. Dabei führt eine Spur zu einem 26-jährigen Tunesier, der sich zuletzt in der Diskothek Take Five richtiggehend aufgedrängt hatte.

Wie ihre Mutter im ÖSTERREICH-Gespräch erzählt, verfolgte der „bildhübsche Mann“ sie bis zu einer Sitzbank auf der Kärntner Straße, wo sie Telefonnummern austauschten und sich danach auch zum Dinner trafen. Ob Sissy den Beau auch zu sich in die Wohnung eingeladen hat und ob er als Verdächtiger gesucht wird – darüber hüllt sich die Polizei in Schweigen.

Fest steht nur, dass ihr Mann Erich F. am Samstag in der City-Dachwohnung auf ihre Leiche stieß: Sissy, die nur einen Spitzenslip anhatte, lag bäuchlings auf der Couch, die Hände waren nach vorne ausgestreckt und zusammengebunden, die Beine ebenso gefesselt.

Sadomaso
Wie die Obduktion ergab, war die Party-Millionärin mit einem Gürtel erwürgt worden. Alles sieht nach einem Sex-Mord aus oder nach einem tödlichen Missgeschick bei Sadomaso-Praktiken. Was die Ermittler bisher („aus kriminaltaktischen Gründen“) nicht verraten haben, ist, dass doch auch ein Raubmord denkbar ist. Wie die Mutter des Opfers berichtet, fehlt offenbar Schmuck aus der Wohnung im fünften Stock. Hinweise an: Tel.: 01 31310/33 110 (Gruppe Stöcklhuber). Seit Veröffentlichung der Fotos sind bei der Polizei einige Hinweise eingegangen, Lokalbesucher, die sie kannten, und Angehörige haben sich gemeldet. Eine konkrete Spur zum Mörder oder Hinweise zu einem möglichen Motiv haben sich für die Ermittler daraus bisher nicht ergeben, hieß es am Dienstag bei der Polizei.

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