Deutschland-Terror
Sicherheitskonzept für Papstbesuch bleibt
05.09.2007
Unmittelbar nach Bekanntwerden der verhinderten Terror-Anschläge in Deutschland am Mittwoch hat Sicherheitsexperte Robert Sturm zur erhöhten Wachsamkeit auch in Österreich aufgerufen.
"Dramatisch ist, dass sich die Terrorzellen jetzt den Auftrag selbst geben. Damit sind sie unkontrollierbar", sagte der für das Risikomanagement-Unternehmen MIG (Merchant International Group) tätige frühere Chefinspektor der Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus (EBT). Es sei fatal, sich in Österreich "in Sicherheit zu wiegen."
Papst-Besuch: keine zusätzlichen Vorkehrungen
Für den
bevorstehenden Papst-Besuch ändert der vereitelte Terroranschlag in
Deutschland in punkto Sicherheitsvorkehrungen zunächst einmal nichts: Man
evaluiere die Gefahrenlage laufend, derzeit sei keine Änderung der
Sicherheitsvorkehrungen nötig.
Besteht Verbindung nach Österreich?
"Die großen
Hintergrund-Ermittlungen beginnen erst jetzt", sagte Sturm. Die
Jihad-Union, der die Tatverdächtigen den deutschen Ermittlern zufolge
angehören sollen, sei eine neue Formation, die der Al-Kaida angehöre. Ob die
ausgehobene Zelle "nur" eine pakistanisch-deutsche Verbindung sei
oder eine europaweite Gefährdung bedeute, würde in den nächsten Tagen
feststehen. Die verhinderten Attentate - offenbar im Maßstab der Anschläge
von Madrid 2004, als 191 Menschen starben - bestätigen für den
Terrorexperten aber das allgemeine Bedrohungsszenario, auch für Österreich: "Wir
gehören zum gefährdeten Raum."
Keine konkreten Hinweise
"Das ist nur 250 Kilometer von uns
entfernt passiert (Hochsauerland in Nordrhein-Westfalen, Anm.) und die Leute
können sich rasch und leicht über Grenzen bewegen."
Österreich spiele zwar nicht "diese gravierende Rolle in der
Weltpolitik" wie etwa die USA und Deutschland, die Truppen in
islamischen Ländern stationiert haben. "Aber sich deshalb in
Sicherheit zu wiegen, wäre fatal", meinte Sturm. Theoretisch sei
es denkbar, dass auch Österreicher in pakistanischen Lagern ausgebildet
würden. Dennoch warnte der Risikoanalyst vor Panikmache, da keinerlei
konkrete Hinweise auf eine unmittelbare Bedrohung vorlägen. Sein Rat: "Achtsam
sein und lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei rufen."
"Großer Umsetzungswillen"
Erstaunlich sei, dass
die mutmaßlichen Terroristen unvermindert weitermachten, "obwohl
ihnen die Polizei auf den Fersen war". Dies beweise, "welchen
Umsetzungswillen diese Gruppen haben und wie groß der Hass besonders auf die
USA ist." Vor allem die technischen Möglichkeiten des Internet haben
Sturm zufolge das Terrornetzwerk Al-Kaida neu strukturiert: "Früher hat
Osama Bin Laden Aufträge gegeben. Heute agieren lose Zellen und geben sich
selbst die Aufträge."
Jihad Union auch in Österreich bekannt
Die in Deutschland
nach einem vereitelten Sprengstoffattentat im Brennpunkt der Ermittlungen
befindliche "Jihad Union" ist auch den österreichischen Verfassungsschützern
bekannt, bestätigte Innenministeriums-Sprecher Rudolf Gollia. "Das BVT
(Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, Anm.) kennt sie
natürlich, auch aus Kontakten mit benachbarten Diensten", so Gollia.
Allerdings sei hier zu Lande "keine Struktur" der Organisation vorhanden, sagte der Sprecher. Es sei aber möglich, dass es Sympathisanten gebe. "Uns sind jedenfalls keine strafrechtlich relevanten Vorgänge bekannt."