Missbrauch: Alaba & Co. auch informiert?

Skandal an der Schule der Fußballstars

24.09.2022

Der Fall von sexuellem Missbrauch und Kinderpornografie durch einen Lehrer zieht immer weitere Kreise – bis nach Madrid.

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© Fuhrich/Kernmayer/GEPA (Fotomontage)
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Wien. Von 2004 bis 2019 soll sich der langjährige Pädagoge einer Wiener Sportschule hauptsächlich an Buben im Alter zwischen elf und 14 Jahren vergangen ­haben. Bekannt wurde die Affäre aber erst durch den Suizid des Verdächtigen vor drei Jahren: Nachdem sich ein Opfer an die Wiener Männerberatung gewandt hatte, ging man gemeinsam zur Polizei. Die Ermittlungen starteten und deckten den monströsen Fall, der noch lange nicht aufgearbeitet ist, nach und nach auf.

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Wobei sich der Verdächtige aber jeder Verantwortung entzog und sich nach einer Hausdurchsuchung das Leben nahm. Terabyte voll ekeliger, erniedrigender Videos und Kinderpornos waren auf seinen Datenträgern gefunden und sichergestellt worden. 25 Opfer konnten bis heute namentlich zugeordnet und kontaktiert werden – ebenso viele sind und bleiben vielleicht für immer anonym.

Gab es einen Komplizen, den er in die Schule ließ?

Heimliche Fotos. Wie sich bei den Ermittlungen nämlich herausstellte, hatte R. S. (Name der Redaktion bekannt) seine Opfer nicht nur mit zu sich nach Hause genommen, wo er ihnen teils K.-o.-Tropfen verabreichte, manche, wie ein Mandant von Anwältin Herta Bauer, erfuhren erst, als die Kripo vor der Tür stand, davon, dass sie vor Jahren (im Schlaf) missbraucht und dabei fotografiert worden sind.

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Der Lehrer schied durch Suizid aus dem Leben
 

Lange Zeit versuchte die Bildungsdirektion, den Skandal damit abzutun, dass es in der betroffenen Sportschule mit extrem bekannten Absolventen vor allem der Fußballszene bis hin zum Nationalteam zu keinen Übergriffen gekommen sei – doch im Fall des Klienten von Herta Bauer passierte es auf der Sportwoche.

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War von 2004 bis 2006 an der Schule: David Alaba
 

Was noch gar nicht bekannt ist: Angeblich gab es einen Freund und ehema­ligen Schüler des Lehrers, den dieser ständig in die Schule ließ und der seinerseits wiederum Schülerinnen belästigte.

Bekannte Absolventin völlig geschockt

Prominente. Auf massiven Druck vor allem durch Details, die an die Öffentlichkeit drangen, setzte die Bildungsdirektion eine Untersuchungskommission ein, die noch heuer Ergebnisse präsentieren soll. Und jetzt, nach mehr als drei Jahren, werden alle Ex-Schüler seit dem Jahr 2004 informiert – darunter auch so berühmte Absolventen wie David Alaba, Aleksandar Dragović (2003–2005) oder der Rapidler Christoph Knasmüllner (2003–2006).

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Teamspieler Dragovic war bis 2005 an der SMS
 

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Auch Rapids Knasmüllner ist Absolvent der Skandal-Schule
 

Völlig geschockt zeigt sich auch Virginia Ernst, Eishockeyspielerin und Sängerin, die die betroffene Schule drei Jahre lang besuchte, gegenüber ÖSTERREICH: „Von dem Selbstmord, der direkt in der Schule passiert ist, hab ich damals auf Facebook von ehemaligen Klassenkameraden erfahren. Die ganzen Missbrauchsvorwürfe werden erst jetzt nach und nach bekannt. Es trifft mich tief, denn ich bin gern dort in die Schule gegangen.“

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Geschockt: Ex-Eishockey-Spielerin Virginia Ernst
 

In einem Schreiben an etwa 1.000 Ex-Schüler, gezeichnet vom Leiter der Kommission, wurde über das Vorliegen von den im Raum stehenden Übergriffen aufmerksam gemacht.

Roland Kopt

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