Wien

Skandal: Patienten-Daten 
verkauft

19.08.2013

Skandal um Nebenjob vieler Ärzte: Sie verkaufen Verschreibungsdaten an Firmen.

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Neuer Tag, neue Enthüllung: Wieder zeigt sich, wie gläsern wir wirklich sind. Aktuelle Aufregung: Heimische Ärzte verkaufen sensible Daten ihrer Patienten an die Pharma-Indus­trie. Die Details:

  • 350 österreichische Ärzte stehen auf der Gehaltsliste von IMS Health.
  • Diese Marktforschungsfirma kauft den Medizinern Daten ihrer Patientenverschreibungen ab, um sie dann etwa an Pharmakonzerne weiterzuverkaufen.
  • l Folgende Leistung bietet IMS Health den Pharma-Multis laut eigener Homepage: „Unverzichtbare Einblicke in Patienten-relevante Bereiche, um die Markt-Dynamik besser zu ver­stehen.“
  • l Weltweit sammelt IMS Health nach eigenen Angaben jährlich 2,5 Milliarden Daten im Gesundheitsbereich.

Erika Sander, Österreich-Chefin von IMS Health, gibt die Praxis im Gespräch mit ÖSTERREICH zu: „Wir erheben in Österreich bei Ärzten Verschreibungsdaten.“ Was wird noch gesammelt? „Geschlecht, Alter und Region.“ Sandner versucht, zu beruhigen, meint, die Daten werden alle verschlüsselt.

Daten verschlüsselt, aber nicht garantiert anonym
Das stimme so nicht, kontert die Ärztekammer. „Die Daten sind vielleicht verschlüsselt, das bedeutet aber nicht, dass sie auch anonymisiert sind“, so der Vize­präsident der Ärztekammer Karl Forstner, „das ist ethisch sehr bedenklich.“ (Siehe Interview.) Eine Anzeige ist bereits eingebracht.

Der Skandal ist mittlerweile global: Erst am Vortag enthüllte der Spiegel, dass in Deutschland Millionen Patienten ausgespäht werden. Das Apotheken-Rechenzentrum verkauft Patientendaten. Name des Käufers: IMS Health.

Ärztekammer-Vizepräsident Forstner:
"Das verstößt gegen die Rechte der Patienten!"

ÖSTERREICH: Was sagen Sie dazu, dass Ärzte Patientendaten an die Firma IMS verkauft haben sollen?
Karl forstner: Das ist sehr bedenklich! Wir haben die Ärzte bereits im April 2012 per Rundschreiben gewarnt. Im selben Monat hat die Ärztekammer für Tirol auch noch Anzeige bei der Datenschutzkommission erbracht.

ÖSTERREICH:
Wieso ist der Datenverkauf bedenklich?
Forstner: Wenn die Daten nicht ordnungsgemäß anonymisiert werden, verstößt die Weitergabe gegen das Recht der Patienten auf Geheimhaltung ihrer Gesundheitsdaten. Das bedeutet, die Weitergabe ist nicht rechtskonform.

ÖSTERREICH: IMS sagt, dass Rückschlüsse auf Patienten nicht möglich seien, weil die Daten verschlüsselt seien …
Forstner: Das denke ich nicht. Die Daten sind vielleicht verschlüsselt, das bedeutet aber nicht, dass sie auch anonymisiert sind.

ÖSTERREICH: Wie wird die Ärztekammer jetzt weiter vorgehen?
Forstner: Wir werden mit den betroffenen Firmen sprechen. Wir wollen wissen, um welche Daten es sich handelt und wie die Anonymisierung gewährleistet wird.

 

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