Kirchenaustritte in Pfarrblatt verkündet: Priester (51) bereut.
Er hat Gläubige öffentlich an den Pranger gestellt, die aus der Kirche ausgetreten sind. Pfarrer Nicolaas Janssens entschuldigt sich dafür.
Der Mann ist eine Seele von Mensch. Moderat im Ton, Typ Überzeugungstäter. Sympathisch und mit einem gewissen Sprachwitz. Und dann das: „Das, was ich gemacht habe, war Sch…“ Nicolaas Janssens (51) wird plötzlich nachdenklich.
Er ist der Skandal-Pfarrer aus Sitzendorf im Weinviertel, der die Abtrünnigen der 2000-Seelen-Pfarre, die der Kirche mit ihren Austritten den Rücken gekehrt haben, mit vollem Namen im Pfarrblatt veröffentlicht hat. Die Betroffenen gingen auf die Barrikaden, die Datenschützer sowieso.
„Einer von den acht Genannten ist direkt zu mir gekommen und hat mir knallhart gesagt, was er von der Aktion gehalten hat“, sagt der Priester in dem ihm eigenen österreichisch-deutschen Dialekt. Janssens ist Belgier, hat in Aachen dem Herrn gedient und gehört dem Orden des Heiligen Johannes an. Sein unmittelbarer Disziplinarvorgesetzter, der St. Pöltner Bischof Klaus Küng, ließ über die Diözese ebenfalls ausrichten, was er vom Alleingang Janssens’ hielt: „Es ist mir gesagt worden, dass das nicht richtig war“, sagt der Pfarrer, der in seiner Gemeinde hohes Ansehen genießt.
Heute steht er wieder auf der Kanzel: „Es geht um die bösen Geister“, sagt er über die geplante Predigt. Über die bösen Geister, die er selbst rief und über die er heute sagt: „Eigentlich wollte ich niemanden an den Pranger stellen.
„Ich habe das Ganze falsch eingeschätzt“
ÖSTERREICH: Herr Pfarrer, Sie haben mit Ihrer Aktion für Wirbel gesorgt.
Janssens: Es ist leider so, dabei wollte ich wirklich niemanden an den Pranger stellen.
ÖSTERREICH: Was Sie aber letztendlich getan haben.
Janssens: Es tut mit leid. Eigentlich wollte ich nur die Statistik veröffentlichen, die Namensnennung habe ich erst nicht wahrgenommen und dann unterschätzt.
ÖSTERREICH: Gab es von den Betroffenen Reaktionen?
Janssens: Einer von den acht ist sehr hart mit mir ins Gericht gegangen. Aber das war in Ordnung.
ÖSTERREICH: Was hat die Diözese gesagt?
Janssens: Man hat mir in aller Deutlichkeit klargemacht, dass ich nicht richtig gehandelt habe.
ÖSTERREICH: Sie sind Belgier, haben Sie die österreichischen Befindlichkeiten vielleicht falsch eingeschätzt?
Janssens: Möglicherweise. Aber ich lebe in Österreich und ich liebe es. Ich würde gerne hier bleiben.
ÖSTERREICH: Dürfen Sie denn das nach Ihrem Alleingang?
Jannsens: Ich hoffe doch sehr. Ich habe einen Fehler gemacht. Aber Vergebung gehört zu den wichtigsten Merkmalen unseres Glaubens.