Ihre Liebe war ein Skandal, jetzt heiraten sie und wollen ein Kind.
Renata ist schlank, durchtrainiert, hat hübsche, dunkle Augen und sieht nicht aus wie 42. Der junge Mann, der sich an sie kuschelt, ist 15 Jahre – und sieht auch so aus. Die beiden sind seit zwei Jahren ein Paar.
Ervin und Renata – vor zwei Jahren waren sie das Skandalpaar Österreichs. Die unmögliche Liebe zwischen der Handballtrainerin und dem Spieler sorgte für Entrüstung. Da Ervin damals erst 13 Jahre alt war, gab es auch ein Gerichtsverfahren. Renata fasst eine bedingte Strafe von 22 Monaten aus. Das war 2010, Schnee von gestern.
Jetzt leben Renata und Ervin in einem Haus – gemeinsam mit Renatas Tochter Emily (15, gleich alt wie Mamas Freund) und Ervins Mutter Judith. Und Renata wollte ihre Geschichte erzählen. Deshalb hat sie ein Buch geschrieben 41 und 14 (edition a Verlag), das diese Woche erschienen ist (siehe Auszüge).
Wieder Trainerin
Beruflich geht es bergauf für die resolute Frau. Denn: Sie wird wieder als Handballtrainerin arbeiten dürfen. Die Betreuung der Bubenmannschaft in Wr. Neustadt wurde ihr entzogen.
Ihre neue Aufgabe katapultiert sie direkt in die Profi-Liga: Sie wird die Kampfmannschaft von Perchtoldsdorf, NÖ, trainieren. Das Frauen-Team, wohlgemerkt.
Aber noch mehr als jeden Berufs-Erfolg wünscht sich das Paar eine Familie. Sie sind verlobt, wollen heiraten und ein Kind. „Das gehört dazu.“
Buch im Vorabdruck: Der erste Kuss, der erste Sex
In einer sehr authentischen und klaren Sprache beschreibt die gebürtige Kroatin die Geschichte ihrer „großen Liebe“.
Wie alles begann. Renata sieht Ervin zum ersten Mal, als sie Spieler für ihr U-14-Handballteam scoutet. … Doch dann zeichnete sich eine Silhouette eines Jungen deutlicher ab. Er war groß, wirkte sehr sportlich und muskulös, fast männlich.
Ervin wird von Renata trainiert, plötzlich sieht sie mehr als einen Spieler. Diesmal war es nicht der Schuss mit dem Ball, sondern der Blick aus seiner Seele, der mich traf. Mir stockte der Atem und für einen Augenblick war es ganz still um mich. Ervin ist kein Kind mehr, schoss es mir durch den Kopf.
Aus der Trainerin wird die Geliebte
Das Training wird intensiver, die Blicke ebenso, dann die Erkenntnis: Ervins Blick traf mich erneut – intensiv wie sein Hammerschuss. Es gab keinen Zweifel. Der Junge sah mich an wie ein Mann, der die erste Frau auf Erden erblickt. In diesem Moment wusste ich es: Ervin hatte sich in mich verliebt. Einer meiner Spieler hatte sich in mich verliebt. Und er war auch mir ganz und gar nicht egal.
Renata bringt Ervin nach dem Training immer öfter mit dem Auto nach Hause, dann der erste Kuss. Vor Ervins Haus parkte ich, drehte den Motor aus und warf Ervin einen Blick zu. Es war still im Wagen, Schnee fiel auf die Windschutzscheibe. „Ervin, ich muss dir etwas …“, meine Stimme klang fremd in meinen Ohren. Ervin unterbrach mich leidenschaftlich. „Renata, ich wolle es dir schon lange sagen, habe mich aber nicht getraut …“ Er legte die Hand an mein Kinn und zog es langsam hoch, sodass ich direkt in seine Augen sehen musste. Er küsste mich. Mein Körper wurde stocksteif. Mir wurde heiß.
Dann das Geständnis: „Ich hab dich lieb“, flüsterte Ervin und sah mich dabei ernst an. Sein Gesicht war noch immer ganz nah. Es war das Jahr 2010 und ich war einundvierzig Jahre alt. „Ich dich auch.“ Meine Stimme zitterte. Gefühle sind, wenn sie von Herzen kommen, still und überwältigend.
Die Beziehung wird intensiv
Ervin betet Renata an. Er bewunderte mich. Als ob er eine Göttin verehrte, sah er mich unentwegt an. Ich kannte diesen Blick von meinen früheren Männern. Ich hatte immer gewusst, dass sie alles für mich tun würden.
Ervin wird zum Star des Handball-Teams. „Du hast wirklich super gespielt an diesem Wochenende, Ervin“, sagte ich. „Die Mannschaft verdankt dir sehr viel, du kannst richtig stolz auf dich sein.“ „Wenn nur du stolz auf mich bist, bin ich glücklich“, sagte Ervin und lächelte mich an.
Der erste Sex
Das erste Mal passiert bei Ervin zu Hause. Renata gibt ihm Nachhilfe in Chemie. Ich wusste, wie alt er war, aber ich wusste in diesem Moment nicht, dass das Gesetz unsere körperliche Liebe verbot. ich wusste, dass er zum ersten Mal mit einer Frau zusammen war. ich wusste, dass er mein Spieler war. Aber ich spürte nur einen Mann und eine Frau. Ervin zog mich auf die Couch. Es spielte keine Rolle, dass er um so viel jünger war als ich und noch nie eine Frau körperlich geliebt hatte … Alles ging ganz langsam und war wunderschön. Es war, als wären wir zwei andere Menschen, denen wir zusahen.
Doch nach dem zarten Liebesspiel holt Renata die Realität ein: Ich spürte, wie Tränen in mir aufstiegen, fühlte mich vollkommen verletzlich und unsicher. Ich war siebenundzwanzig Jahre älter als Ervin. Diese Realität traf mich härter als in den letzten Tagen.
Sie gesteht alles ihrer Familie
Nun will es Renata so schnell wie möglich ihrer Tochter Emily sagen. Sie ist so alt wie Ervin. Doch Renata hadert … Ich versuchte, mich in ihre Lage zu versetzen. Wenn meine Tochter Emily in einen einundvierzigjährigen Mann verliebt gewesen wäre, wäre ich mit Sicherheit ausgeflippt und hätte den Mann zum Teufel geschickt.
Ervins Mutter Judith wird eingeweiht, Renata ist nervös – man trifft sich im Haus von Ervin. „Ich bin glücklich für euch, Renata.“ Judith riss mich aus meinen Gedanken, endlich kam sie auf den Punkt. „Danke, Judith. Ich weiß, es ist keine leichte Situation für dich. Ich habe ja selbst Kinder in Ervins Alter. Ich kann dir nur versichern, dass ich Ervin von ganzem Herzen liebe.“ Bei diesem Satz wurde ich rot wie ein Schulmädchen.
Nun werden auch Renatas Kinder informiert. „Carla, Emily …“, ich stockte. Mein ganzer Mut schien mich zu verlassen, meine Knie wurden weich. Ich blickte in zwei verwirrte wie erwartungsvolle Gesichter. „Also gut, ich bin verliebt“… „wartet, Mädchen, da ist noch etwas … Emily, du kennst ihn. Es ist Ervin.“ „Aber Mama, der ist doch ein Spieler aus deiner Mannschaft. Meinst du wirklich DEN Ervin?“ Ich bemerkte, wie Emily ihre große Schwester fragend ansah. „Carla, Emily, ich bin eure Mutter. Ihr wisst, dass ich immer ehrlich zu euch war, und das ist auch heute so: Ihr müsst mir aufrichtig sagen, was ihr über die Sache denkt.“
Die beiden Mädchen geben der Mutter ihren Segen. „Mama, du bist glücklich! Das sehe ich dir doch an der Nasenspitze an“, sagte Carla leise. „Wir haben dich schon lange nicht mehr so froh erlebt wie in den vergangenen Wochen.“
Der „Fall“ fliegt auf
Ervin „beichtet“ seinem Stiefvater Stefan. Der meldet den Fall den Behörden. „Was ist los?“, fragte ich leise. „Ich muss sofort los. Meine Mutter holt mich gleich ab. Wir müssen zum Jugendamt.“ Ervin war kreidebleich. „Wie. Was meinst du?“ „Er hat es gemeldet.“
Nach der Befragung durch das Jugendamt erzählt Ervin Renata davon. „Ich hab ganz ruhig gesagt, dass wir zusammen sind und dass wir Sex gehabt haben. Dann kam das Unvermeidliche. Sie haben mich gefragt, ob ich es nicht komisch finde, mich in eine vierzigjährige Frau zu verlieben und ob ich nicht doch eher auf Mädchen in meinem Alter stehe. … Wir mussten unterschreiben, dass alles, was wir gesagt haben, der Wahrheit entspricht. Bevor wir gegangen sind, haben sie noch gesagt, dass es Konsequenzen haben wird.“
Ihre Liebe wird legal
Der 14. Geburtstag von Ervin – jetzt dürfen die beiden „offiziell“Sex miteinander haben. Es gibt eine Feier mit Mama und der Familie. „Happy Birthday to you …“ Auf der Schoko-Nuss-Torte prangte groß die Zahl Vierzehn. Ervin blies alle Kerzen auf einmal aus.
Dann wird der Geburtstag privat gefeiert. Er küsste mich noch einmal heftig, bevor wir die Wohnungstür erreichten. „Ich möchte diese Nacht mit dir verbringen, Renata. Wir haben so lange auf diesen Moment gewartet.“ Ich schloss die Tür hinter uns ab und die Welt mit all ihren Gesetzen und Gerichtsverhandlungen aus. In dieser Nacht herrschte nur ein Gesetz, und zwar das einer bedingungslosen Liebe zwischen Mann und Frau.
Das neue Leben
Ervin gesteht seinen größten Wunsch: „Weißt du, was ich mir gewünscht habe, als ich die Torte ausgeblasen habe?“ … „Wa-as?“ Verspielt dehnte ich die Worte. „Ein Kind … Renata, ich wünsche mit ein Kind von dir!“ Glück durchströmte mich. „Das wünsche ich mir auch“, sagte ich und strich ihm durch die Haare.
Barbara Haas