Erst vor einer Woche musste die Alpinistin Kaltenbrunner aufgeben.
Nach 70 Stunden Strapazen am Berg hat Extremsportler Christian Stangl am Donnerstagvormittag nach eigenen Angaben als einziger Bergsteiger im heurigen Jahr den K2 bezwungen und war am Freitag bereits wieder ins Basislager auf 5.000 Metern Höhe zurückgekehrt. "Ein Wahnsinn, ich bin fertig, versuche jetzt einzuschlafen, alles tut mir weh! Wenn Bergsteigen immer so wäre wie die letzten 70 Stunden hier am K2, würde ich sofort damit aufhören", sagte der Alpinist in einer ersten Stellungnahme am Freitag.
Gipfelsieg
Seinen Gipfelsieg widmete der Steirer dem Innsbrucker
Meteorologen Karl Gabl von der ZAMG, "so eine präzise Wettervorhersage zu
treffen ist einfach genial! Wenn das Vertrauen in Charly nicht dagewesen
wäre - ich wäre nicht aufgebrochen." Am Dienstag um 17.00 Uhr pakistanischer
Ortszeit ist der Bergsteiger vom Basislager alleine losgestartet, die ganze
Nacht über die Abruzzi-Route auf 7.300 Meter hinauf in das Zwischenlager
III. "Es hat die ganze Zeit geschneit und ich hatte Steinschlag wie bei den
beiden Versuchen zuvor schon", schilderte Stangl. Nach kurzer Rast im Lager
III hat sich das von Karl Gabl prognostizierte Wetterfenster aufgetan. "Ich
wusste, ich habe jetzt nur wenige Stunden Zeit!"
Keine Freude
Am Donnerstag, um 10.00 Uhr, stand Stangl dann
endlich am Gipfel: "Die Sicht war nicht besonders gut, aber brauchbar. Ich
hatte gar keine Freude am Gipfel - es war komisch. Wahrscheinlich realisiere
ich das erst in ein paar Tagen. Der Berg ist so saugefährlich! Technisch
nicht so schwierig, nicht der höchste aber mit Sicherheit der gefährlichste
Berg den ich je versucht oder geschafft habe", resümierte der Extremsportler.
Der Aufenthalt am Gipfel dauerte nur kurz, Stangl stieg gleich wieder Richtung Lager III ab. Um 17.00 Uhr kletterte er wieder über den Abruzzengrad hinunter. "In der der Nacht habe ich mich via GPS orientiert - bin dann eine Zeitlang von der 'Originalroute' abgewichen, weil die Seile so durchtränkt waren und ein Abseilen nicht möglich war. Um Mitternacht habe ich mich dann unter einem Felsvorsprung in Schutz gebracht und bin dann eingeschlafen", erzählte er. Bei Tagesanbruch, gegen 4.00 Uhr, wachte der Bergsteiger auf und hatte eine Begegnung mit einem Tier. "Ein Tier - ähnlich wie eine Katze ist mir gegenüber gestanden. Im Basislager haben Sie mir gesagt, dass das ein Schneeleopard gewesen sein könnte, ich glaubte schon, ich bin deppert", schilderte der erschöpfte Alpinist.
Nächstes Ziel
Stangl erreichte den Gipfel des K2 auf 8.611
Metern Höhe im dritten Jahr und noch dem siebenten Anlauf. Die Freude ist
noch verhalten. "Ich schau, dass ich jetzt so schnell wie möglich wegkommen
kann." Für sein Vorhaben, als erster Mensch alle "14 Seven Summits" (die
sieben höchsten und die sieben zweithöchsten Berge aller Kontinente) zu
besteigen, fehlt Christian Stangl (44) somit nur mehr ein Berg: Der 4.852
Meter hohe Mount Tyree in der Antarktis, der als K2 des südlichsten
Kontinents der Erde gilt. Erst sieben Bergsteiger standen laut Angaben des
Steirers seit der Erstbegehung im Jahre 1967 auf dem Gipfel, seit 1997
überhaupt keiner mehr. Bereits Mitte November will er zu dieser Expedition
aufbrechen, sagte Sprecher Willi Pichler.
Die oberösterreichische Alpinistin Gerlinde Kaltenbrunner hatte vor einer Woche am K2 umkehren müssen, nachdem ihr schwedischer Bergkamerad Fredrik Ericsson beim Aufstieg tödlich verunglückt ist. Anfang nächster Woche wird sie laut dpa wieder zu Hause im badischen Bühl erwartet. Sie ist derzeit mit ihrem Lebensgefährten Ralf Dujmovits auf der Heimreise. Ihre Rückreise wurde offenbar von schlimmen Überflutungen in Pakistan erschwert.
Freitag, 7:15 hrs MESZ: Der erlösende Anruf! Christian hat sich bei
Freundin Birgit gemeldet: |