Kritiker zweifeln
Skyrunner Stangl: "Gerüchte sind absurd"
28.08.2010
Christian Stangl bezwang den K2, zweithöchster Berg der Welt. Jetzt ist er zurück in der Steiermark, trainiert für den nächsten Gipfelsturm.
Es war das Bergsteiger-Drama des Sommers: Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner musste am K 2 aufgeben, nachdem ihr schwedischer Bergkamerad in den Tod gestürzt ist. Der steirische Bergsteiger Christian Stangl versuchte dennoch den Gipfelsturm – und erreichte die Spitze des K 2 (8.611 Meter). Nun ist Stangl zurück in Österreich, bereitet sich auf sein nächstes Abenteuer vor.
ÖSTERREICH: Wo erreichen wir Sie?
Christian Stangl:
Im Ennstal. Bergsteigen, mit Hüttenwirten reden, relaxen. Ich muss das
machen, ohne tägliche Bewegung werd’ ich krank. Außerdem trainiere ich für
meinen nächsten Berg, den Mount Tyree am Südpol, der ist im November dran.
ÖSTERREICH: Gerlinde Kaltenbrunner brach am K2 ab, nachdem ihr
Bergkamerad in den Tod gestürzt ist. Dachten Sie nach der
Kaltenbrunner-Tragödie jemals an Aufgabe?
Stangl: Nein, ich
wusste, dass ich eine Chance habe, und ich wollte den K2 noch heuer
erledigen. Außerdem bin ich erst am 10. Juli im Basislager (5.000 Meter) am
K2 angekommen. Kaltenbrunner und weitere Teams waren schon seit Mitte Juni
dort. Ich war also frischer als die anderen. Überdies setzte ich darauf,
dass das Wetter deutlich besser wird. Charly Gabl, mein Meteorologe aus
Innsbruck, signalisierte mir, dass der Nebel aufreißen und die Temperaturen
sinken könnten. Die hohen Temperaturen und der daraus resultierende
Steinschlag haben Kaltenbrunner ja arg behindert.
ÖSTERREICH: Sechs Mal sind Sie am K 2 gescheitert – jetzt der
triumphale Sieg ...
Stangl : ... im Prinzip war ich
mehrmals fast oben, bin aber stets im Flaschenhals gescheitert. 2008 wurden
elf Bergkameraden von einer Lawine mitgerissen und getötet. Der Schock von
damals sitzt bis heute tief in mir. 2009 war extrem viel Schnee an der
gefährlichsten Stelle am Berg. Heuer hat für mich einfach alles gepasst, das
war reines Glück. Ich bin so schnell wie möglich durch den Flaschenhals,
einer steilen Eisrinne, über der ein Gletscher hängt. Das ist wie Klettern
durch ein Kanonenrohr – ständig hoffst und betest du, dass über dir nichts
abbricht. Bist du durch den Flaschenhals, hast du es geschafft.
ÖSTERREICH: Sie standen allein am Gipfel. Ein schnell geknipstes
Foto, dann rasch wieder runter ...
Stangl: Ja, dieser Berg
verlangt dir einfach alles ab, ich war 70 Stunden unterwegs. Den Gipfelsieg
genießen – diese romantische Vorstellung gibt es nicht.
ÖSTERREICH: Es gibt auch üble Gerüchte, wonach Ihr K2-Sieg nicht
ganz korrekt war...
Stangl: Ich kenne die Vorwürfe, weiß auch,
aus welcher Ecke sie kommen. Das Ganze ist völlig absurd. Ich bin oben
gestanden, hab’ selbst das Gipfelfoto geknipst und mein GPS-Signal
abgesetzt. Das war’s.