Motiv der Tat waren kritische Beiträge über Erdogan. Der Verfassungsschutz ermittelt.
Am Freitag um 7.00 Uhr in der Früh startete der Angriff. Türkische Hacker der Gruppe Aslan Neferler legen die Webseite oe24.at lahm. Nichts geht mehr.
400.000 Anfragen/Sekunde
Die virtuellen Angreifer stellten ihre Rechner so ein, dass pro Sekunde bis zu 400.000 (!) Anfragen an die Webseite des ÖSTERREICH-Verlags verschickt wurden. Der Server wird völlig überlastet. In der Fachsprache nennt man diese Attacke DDoS (Distributed Denial of Service, siehe Grafik). Drei Stunden lang dauerte der Angriff auf oe24.at.
"Angriff gegen unabhängige Medien und Pressefreiheit"
Sofort nach Bekanntwerden der Tat meldete sich VP-Außenminister Sebastian Kurz: „Hacker-Angriffe auf unabhängige und freie Medien, die kritisch berichten, sind zu verurteilen.“ Aus seinem Ministerium hieß es weiter: „Angriffe auf Medien, die kritisch berichten, müssen Gegenstand von Ermittlungen durch die Strafverfolgungsbehörden sein.“
Das Innenministerium bestätigt den Angriff, der Verfassungsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
"Nicht einschüchtern lassen"
Hintergrund der Attacke ist wohl die kritische Berichterstattung der vergangenen Tage über die Türkei und das anstehende Referendum. Bei diesem will Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Macht um ein Vielfaches erweitern.
oe24.at-Chefredakteur Niki Fellner: „Wir lassen uns von diesen Hacker-Attacken nicht einschüchtern und werden weiter kritisch über Erdogans Politik berichten.“
Prompt drohten die Hacker in einem Posting, jederzeit wieder zuzuschlagen. Gegen 19 Uhr wurde oe24.at erneut gehackt und lahmgelegt.
Hacker griffen bereits Parlament & Airport an
Ermittler gehen davon aus, dass türkische Nationalisten den Angriff durchführten.
Sie gehören zu den derzeit aktivsten Kriminellen im Internet. Der österreichische Verfassungsschutz geht inoffiziell davon aus, dass die türkisch-nationalistische Hacker-Gruppe Aslan Neferler auch hinter der gestrigen Attacke auf oe24.at steht.
Die Ermittlungen laufen seit gestern auf Hochtouren. Eine enge Kooperation besteht auch mit dem FBI.
Hacker verbreiteten Nazi-Vorwürfe auf Twitter
Die Gruppe Aslan Neferler flutete erst vor wenigen Tagen im großen Stil Twitter-Konten mit Nazi-Vorwürfen gegen Deutschland. Hintergrund war der Streit um Wahlkampf-Auftritte im Ausland.
In Österreich brachte das Kollektiv bereits einige Seiten zum Zusammenbruch: Die Homepage des Außenministeriums ging vor zwei Wochen nach einer Attacke offline. Weitere Opfer: die Nationalbank, der Flughafen Wien Schwechat und das Parlament.
600 Opfer
Experten schätzen, dass die Hacker für 600 Attacken in 150 Ländern verantwortlich sind.