Nobelviertel in Angst
"So erlebten wir den Horror-Überfall"
28.06.2016
Kein Ende der brutalen Serie von „Home Invasions“. Diesmal traf es einen Promi-Banker.
Sie kommen abends, und sie kommen, wenn sich die Villenbesitzer zu Hause aufhalten. Denn da sind die Alarmanlagen der hochgesicherten Häuser im Nobelbezirk deaktiviert.
Und die aus dem osteuropäischen Raum stammenden Täter lasen sich nicht einmal durch patrouillierenden Securities abschrecken, die wie beim jetzigen Tatort Himmelstraße für Sicherheit sorgen sollen. Die Polizei: „Noch ist nicht geklärt, ob es sich um dieselbe Tätergruppe oder um verschiedene handelt.“
An Sessel gefesselt und mit Pistolen bedroht
Und die jüngsten Tatorte an der Himmelstraße, Rathgasse und Kahlenbergerstraße liegen nicht weit voneinander entfernt. „Wir haben noch Glück gehabt“, zeigt sich Bernhard Ramsauer (56), Chef der traditionsreichen Privatbank Constantia, nach dem Überfall, trotz aller Brutalität, erleichtert.
Denn um zum Tresorschlüssel zu gelangen, fesselte das vermummte Trio Bernhard Ramsauer und seine Frau Cornelia an die Sessel. Zwei der Täter hielten ihnen Pistolen vors Gesicht, zwangen den Bankenchef zur Herausgabe des Tresorschlüssels. Doch das Ehepaar blieb ruhig: „Wir haben getan, was sie wollten.“
Keine Spur. Aus dem Tresor holten sich die Räuber Halsketten, Uhren und Ringe im Wert von mehreren Zehntausend Euro. Nach 20 Minuten war der Spuk vorbei. Das Ehepaar konnte sich befreien, blieb bis auf ein paar Blessuren unverletzt. Vom Trio selbst fehlt jede Spur.
Bernhard Ramsauer zu ÖSTERREICH: »Es hätte jeden von uns treffen können«
Den Schock hat der 56-Jährige erstaunlich gut weggesteckt. Jetzt warnt er.
ÖSTERREICH: Das Wichtigste: Wie geht es Ihnen und Ihrer Frau?
Ramsauer: Es geht schon wieder besser. Wir haben da noch Glück gehabt. Solche Situationen passieren eben. Wir haben es ohne größeren Schaden überstanden. Meine Frau wurde durch die Fesselung leicht verletzt. Aber das ist harmlos. Schwerwiegender sind da psychische Folgen.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie den Überfall erlebt?
Ramsauer: Normalerweise sitzen wir an einem Abend wie diesem auf der Terrasse. Diesmal waren wir drinnen, weil wir fernsehen wollten. Die Alarmanlage war natürlich ausgeschaltet, weil wir eben daheim waren. Aber das war gut so. Nicht auszudenken, wie die Täter reagiert hätten, wenn die losgegangen wäre. Das Wichtigste in so einer Situation, und das kann ich jedem nur raten: Auf keinen Fall soll man den Helden spielen.
ÖSTERREICH: Wie kamen die Täter herein und in welcher Sprache haben sie miteinander gesprochen?
Ramsauer: Über den Garten und dann durch die Küchentüre. Sie haben gebrochenes Englisch mit einem eindeutig osteuropäischen Akzent gesprochen.
ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Ihr Haus bewusst ausgewählt worden ist?
Ramsauer: Nein. Es hätte genauso das Nebenhaus, beziehungsweise jeden treffen können.
ÖSTERREICH: Sie haben gerade Ihr Haus um eine enorme Summe verkauft. Kann der Coup etwas damit zu tun haben?
Ramsauer: Das ist kompletter Unsinn. Mit dem Deal hat das nichts zu tun. Es dürfte sich um dieselben Täter wie bei den letzten Malen handeln.