Gerissene "Bonanza"-Familie

SO funktioniert die Masche der Enkeltrick-Mafia

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Schaden beläuft sich auf Riesen-Summe von einer Milliarde Euro.

Der sogenannte Neffen- oder Enkeltrick ist seit Jahren eine beliebte Betrugsmasche, bei der vor allem ältere Personen zum Teil um ihre gesamten Ersparnisse gebracht werden. Allein im deutschsprachigen Raum wird der Schaden durch das kriminelle Family-Business auf eine Milliarde Euro geschätzt. Es ist mehr oder weniger in der Hand der "Bonanza"-Familie.

Die Betrüger setzen immer auf die Mitleidstour und sind arbeitsteilig organisiert. So meldet sich ein Anrufer - die Kriminalisten nennen ihn "Keiler" - ohne Nennung eines Namens bei einem Auserkorenen. In einer netten Plauderei gelingt es dem Kriminellen, den Namen eines Verwandten, oft eben den eines Neffen oder eines Enkels zu erfahren, als der er sich anschließend ausgibt. Dann nimmt das Telefonat eine Wendung. Der "Verwandte" beklagt eine finanzielle Notlage und bekommt oft tatsächlich Bargeld versprochen. Anschließend wird dem Opfer erklärt, man könne nicht selber kommen und werde einen Bekannten schicken, diesem solle das Geld bitte übergeben werden. Eigene "Abholer" besuchen die betagten Menschen dann in ihren Wohnungen, um Bares oder Schmuck einzukassieren, oder es werden komplizierte undurchsichtige Übergaben arrangiert.

Erfunden wurde der Enkeltrick von dem nun Festgenommenen "Hoss", seinen Brüdern "Joe" und "Adam" sowie einem Schwager 1999 in Hamburg. Wegen ihrer Spitznamen wurden sie als "Bonanza"-Familie bekannt. Laut Ermittlern handelt es sich um polnischstämmige Roma, die perfekt Deutsch beherrschen.

Für die Kriminalisten steht fest, dass "Hoss" die Nummer eins im Geschäft war. Es war aber offenbar die gesamte Familie im Enkeltrick-Business aktiv: Auch die Ehefrau und zwei Söhne des 49-Jährigen sind in Haft. Ein Filius steht derzeit in Hamburg vor Gericht. Er soll gemeinsam mit dem Vater auch in Österreich aktiv gewesen sein.

Das Netzwerk ist jedoch weit größer als der "Bonanza"-Familienkreis. Ortner schätzt, dass es neben den Chefs, die selbst Anbahnungstelefonate mit den Opfern führten, 30 bis 50 weitere "Keiler" gibt, die üblicherweise nicht persönlich in Erscheinung traten. Als "Abholer" wurden dann wechselnde Handlanger eingesetzt, hier gebe es keine seriöse Zahlen.

Dank schwerpunktmäßiger Ermittlungen sind die Zahlen in den vergangenen Jahren zumindest in Österreich deutlich zurückgegangen. 2011 wurden noch 160 vollendete Delikte mit insgesamt fünf Mio. Euro Schaden verzeichnet, rechnete Chefinspektor Rupert Ortner vom Landeskriminalamt Oberösterreich im Gespräch mit der APA vor. 2012 waren es 100 Delikte mit 3,5 Mio. Schaden, dann sanken sowohl die Zahl der Fälle als auch die Summen deutlich. Im Vorjahr wurden nur mehr rund zehn Delikte mit 300.000 Euro Schaden verzeichnet. Allerdings nehmen die Kriminalisten an, dass die Dunkelziffer hoch ist: "Wir gehen von 50 Prozent aus."

Im Durchschnitt betrage der Schaden pro geglücktem Betrug 30.000 Euro, so Ortner. In der Schweiz liege dieser Betrag bei rund 35.000 Euro, in Deutschland dagegen nur bei 15.000 Euro. Diese drei Länder seien die vornehmlichen Ziele der kriminellen Banden, die aus Polen operieren. Mittlerweile ist die Betrugsmasche aber auch ein Exportartikel: Es gebe bereits Fälle in Italien, Schweden, Kanada oder den USA, erklärte der Ermittler.

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