Spektakulärer Prozess gegen Konditorin (32) wegen zweifachen Mordversuchs -Motiv: drei Millionen Euro
Als Unschuld vom Lande mit kreuzfrommen Ohrringen, Filz-Sneakern und schwarzem Anzug präsentiert sich Bernadette H. beim Prozess am Landesgericht Korneuburg. Die Konditorin (ob der Anklage von Gerichtskiebitzen mal als Kuchen-Lady und, wenn's heftiger wird, als Muffin-Hexe bezeichnet) soll es aber faustdick hinter den Ohren haben.
Zweimal soll sie ihren On-Off-Freund Andreas F. im Weinviertel vergiftet haben, um als eingesetzte Erbin (nach vorgetäuschter Schwangerschaft) sein Vermögen zu erben. Fünf Verhandlungstage sind angesetzt, beim zweiten sprach das Opfer, ein reicher Bauer und Landmaschinenmechaniker meister, der nach dem ersten Giftanschlag nur noch zwei Prozent Sehleistung hat und bis auf Umrisse und Schatten so gut wie gar nichts mehr sieht.
»Bin auch nur ein Mann und hab getrunken«
Der heute 41- Jährige lernt seine Peinigerin auf einem Kirtag in Aderklaa kennen: "Da hab ich mich verschaut in sie." 2018 hatten sie eine kurze Affäre. Als er merkte, dass sie auch andere Männer datete, brach der Kontakt ab. Per WhatsApp-Anfrage, ob sie es noch einmal probieren könnten, kamen sie drei Jahre später wieder zusammen.
Zum Giftanschlag mit Methylalkohol und Psilocybinpilzen ("Wo sich mein Leben kapital geändert hat") kam es am 8.7.2022 nach einer Cocktailparty. "Sie holte aus ihrer Tasche zwei Flaschen und sagte, das sind die Spezialgetränke, die sie mir schon drei Tage zuvor angekündigt hat, mit Mushrooms angesetzt. Ich wollte erst gar nicht trinken, aber sie sagte, wenn du das trinkst, haben wir nachher besseren Sex."
Andreas F. weiter: "Der Becher stand neben dem Bett. Sie kam rüber, lehnte provokant im Türrahmen und fragte nur, wo ist jetzt dieser Becher? Ich sagte, wenn ich das trinke, kannst mich einliefern. Und sie: 'Mach schon, dann blas ich dir einen.' Ich bin auch nur ein Mann, ich hab leider getrunken."
"Hab es gerade so überlebt"
Am nächsten Morgen dachte er, er habe einen leichten Kater. "Es war aber ein großer Kater. Im Abstand von 10 Minuten erbrach ich. Wieder einen Tag später wachte ich auf und bemerkte eine starke Seheinschränkung. Das war gegen 6 Uhr früh." Er schaffte es per Handy, Bernadette zu kontaktieren. "Ich sagte, ich brauche einen Arzt. Sie kam zeitgleich mit der Rettung. Im Endeffekt lag ich fünf Tage im Koma, hab es gerade so überlebt. Ich war festgebunden am Bett und intubiert, so schrecklich."
Am 2. November der nächste mutmaßliche Mordversuch: "Ich bekam von ihr zwei Muffins und einige Nahrungsergänzungsmittel, um meinen Sehwert zu verbessern. Dann hatte ich ein Blackout und wachte im Spital auf. Dort sagte man mir, ich hätte mir die Pulsadern aufgeschnitten. Nie im Leben hätte ich das gemacht, ich bin ein lebensfroher Mensch. Ich beendete die Beziehung. Was sollte noch alles passieren?"
Mordversuch inszeniert
Und zwar das: Am 16. Mai 2023 wachte er früh auf und erwartete seine Haushaltshilfe. An der Haustür klebte Blut, sein Handy war verschwunden. Kurz darauf nahmen ihn Polizisten mit gezogenen Waffen fest: "Sie haben Ihre Freundin abgestochen!" Zwei Monate war er hinter Gittern, bevor herauskam, dass sie den Mordversuch auf sich inszeniert hatte, um ihn zu belasten.
Jetzt steht sie selbst als mutmaßliche Täterin vor Gericht. Es gilt die Unschuldsvermutung.