Elite-Truppe weist Vorwürfe zurück. Amok-Einsatz: Mail empört die Polizei.
Die Bluttat des Wilderers hat Annaberg noch immer fest im Griff. Doch die Trauerfeier am Freitag im kleinen Ort, an der sich auch alle Rettungs-Organisationen beteiligten, war zumindest ein erster Schritt, mit der Trauerarbeit zu beginnen. Wie berichtet, erschoss Alois Huber in der Nacht auf Dienstag drei Polizisten und einen Sanitäter bei dem Polizei-Einsatz.
Doch bei aller Trauer bleibt auch der Einsatz selbst im Fokus der Aufmerksamkeit. Und ein anonymes E-Mail kritisiert die Elite-Einheit Cobra schwer, dort spricht man von zu wenig Personal, zu schlechter Ausrüstung und zog den Schluss, dass man die vier Toten hätte verhindern können. Noch viel schärfer formulierte es am Freitag der ehemalige WEGA-Beamte und jetzige FPÖ-Mandatar Gerghard Haslinger, der sogar von einem „skandalösen Einsatz“ sprach und behauptete, die Kollegen hätten den angeschossenen Cobra-Beamten Roman B. mehr als eine Stunde unversorgt im Graben liegen gelassen.
„Das ist eine zum Erbrechen pietätlose Polit-Aussage“
Pietätlos. Im ÖSTERREICH-Gespräch nimmt Cobra-Chef Bernhard Treibenreif zu den Vorwürfen Stellung und betont sichtlich emotional, dass er den FPÖ-Vorwurf für eine „zum Erbrechen pietätlose Aussage“ halte. Und: Das es natürlich nicht stimme, dass aber der gerufene Sanitäter „bekanntlich ebenfalls vom Heckenschützen erschossen wurde“, so der Cobra-Chef empört.
Cobra-Chef Bernhard Treibenreif im Talk: » Nein, es wurden keine Schutzwesten getragen«
ÖSTERREICH: Nach dem Blutbad stehen viele Vorwürfe im Raum – von zu wenig Personal über zu wenig Kommunikation bis hin zum Vorwurf, die Cobra-Beamten hätten keine Schutzweste getragen. Sie sind Chef der Cobra, waren beim Einsatz dabei. Gab es Fehler?
Bernhard Treibenreif: Wir haben uns seit Jahren mit diesem Fall beschäftigt, einmal nur das EKO-Cobra, einmal das LKA-NÖ und diesmal hatten wir eine kooperative Fallführung. Es gab es nicht zu wenig Personal, alleine in der Nacht waren erst 12, dann 50 Beamte dort.
ÖSTERREICH: Aber was genau ist denn passiert?
Bernhard Treibenreif: Die erste Straßensperre konnte der Täter durch zweimaligen Anlauf und durch die regennasse Straße mit seinem Auto durchbrechen, dann fuhr er weiter und eröffnete auf die Kollegen das Feuer.
ÖSTERREICH: Wie reagierten die Beamten?
Bernhard Treibenreif: Sie sprangen alle vier aus dem Auto und gaben Dauerfeuer. Bei diesem Gefecht wurde ein Kollege leider getroffen.
ÖSTERREICH: Er trug keine Schutzweste?
Bernhard Treibenreif: Nein, er trug keine Schutzweste. Das wird nun selbstverständlich alles untersucht.
ÖSTERREICH: Warum trug er keine Weste?
Bernhard Treibenreif: Wie gesagt, das muss jetzt alles untersucht werden, aber man fährt normalerweise nicht mit der bis zu 16 Kilogramm schweren Weste zum Einsatz.
ÖSTERREICH: In einem anonymen Mail steht, dass die Schutzwesten veraltet sind...
Bernhard Treibenreif: Wir haben Top-Material, aber die beste Weste hilft nicht, wenn man sie nicht trägt.
ÖSTERREICH: Ein FP-Mandatar und Ex-WEGA Mann behauptet, dass man den Roman B. eine Stunde habe im Graben liegen gelassen, Stimmt das?
Bernhard Treibenreif: Also, das ist eine bis zum Erbrechen pietätlose Aussage eines FPÖ-Politikers. Fakt ist: Der gerufene Sanitäter ist bekanntlich erschossen worden, die eigenen Kollegen haben Roman dann zu einem Krankenwagen gebracht.
Autor: Barbara Haas