Medizin-Sensation
"So wurde mein Arm gerettet"
13.05.2013
Notoperation dauerte 6 Stunden lang. Ungar (37) will „schnell nach Hause“.
Der schwer verletzte Ungar Tibor A. (37) liegt derzeit auf der Intensivstation der Chirurgie im Wiener AKH. Nur zwei Tage nach dem schrecklichen Unfall in einer Firma für Erdarbeiten und Recycling in Purbach (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) stellte er sich am Dienstag der Öffentlichkeit. Am Krankenbett sagte Tibor A. zu ÖSTERREICH: „Ich will schnell nach Hause.“
Eingriff verlief gut,
Patient ist zuversichtlich
Sein behandelnder Arzt am AKH, der plastische Chirurg Prof. Oskar Aszmann, ist mit der extrem schwierigen Operation zufrieden: „Der Eingriff ist ideal verlaufen. Dem Patienten geht es gut. Es gibt keine Hinweise auf irgendwelche Komplikationen.“
Gemeinsam mit dem Ungarn schilderte Aszmann den Ablauf des Unglücks: „Der Patient hat in einer Sandgrube gearbeitet. Als ein Stein die Siebanlage blockierte, versuchte er, diesen mit einer Eisenstange zu lösen, und geriet mit der rechten Hand in das Förderband. Dabei wurde ihm der Arm am Ellbogen von Metall-Lamellen abgetrennt und die Nerven bis zur Schulter ausgerissen.“
Nach dem Unfall lief Tibor A. zu seinem Auto. „Da ist ihm eingefallen, dass er den Arm noch holen sollte. Das hat er getan und sich gedacht, dass dieser im Kofferraum kühler aufbewahrt wäre, hat ihn hineingelegt, sich ans Steuer gesetzt und ist 20 Kilometer ins Krankenhaus Eisenstadt gefahren“, so Aszmann. Wie dies ohne rechten Arm klappte, erklärte der Ungar so: „Mit der linken Hand kann ich schalten und lenken.“
Im Spital musste er zunächst noch umparken
Bevor Tibor A. Gas gab, trank er zwei Liter Wasser. „Das dürfte ihm das Leben gerettet haben“, so der Arzt. Im Krankenhaus Eisenstadt musste er sogar sein Auto umparken, weil er in der Notfalleinfahrt stand! Dann wurde er ins AKH geflogen und sechs Stunden operiert. Der Firmenchef wird wegen Sicherheitsmängeln angezeigt.
Chirurg im Interview: "Die Operation ist optimal verlaufen"
ÖSTERREICH: Herr Professor, wie ist die komplizierte Operation verlaufen?
Oskar Aszmann: Ich bin sehr zufrieden. Dem Patienten geht es hervorragend. Es gibt keine Hinweise auf irgendwelche Komplikationen.
ÖSTERREICH: Was wurde genau gemacht?
Aszmann: Bei dieser Operation wird zunächst das Skelett gestählt. Die Unfallchirurgen haben sich um die „Knochenarbeit“ gekümmert. Da geht es um die Sicherstellung, dass das Ellbogengelenk wieder funktioniert. Wir plastischen Chirurgen kümmern uns um die Weichteil-Rekonstruktion. Zudem ist wichtig, dass der Arm schnellstmöglich mit Blut versorgt wird.
ÖSTERREICH: Wird der Patient jemals wieder greifen und heben können?
Aszmann: Das ist das Ziel. Es handelt sich aber um eine sehr komplexe Verletzung. Es hängt davon ab, wie gut die Nervenversorgung des replantierten Armteils wieder funktionieren wird.
ÖSTERREICH: Ist noch eine Operation nötig?
Aszmann: Ja. In sechs Wochen. Dann wird sich in zwei Jahren herausstellen, wie gut der Arm funktioniert.