Kind droht Abschiebung nach Italien: Weiter Bangen im Sorgerechtsstreit.
Vor fünf Jahren floh Doris Povse mit Sofia (6) aus Italien – doch jetzt soll das Kind zurück.
Glücklich tobt Sofia (6) mit ihrem Bruder im Park. Stiefpapa Raimund läuft lachend hinterher. „Nicht so schnell, ihr beiden“, ruft er. Für einen Moment hat Mama Doris Povse vergessen, dass ein Richter beschlossen hat, dass Sofia nicht mehr bei ihnen in St. Veit/Triesting leben darf.
Heute sollte die Kleine zu ihrem leiblichen Vater nach Italien gebracht werden – den sie gar nicht kennt. In letzter Sekunde stoppte ein psychologisches Gutachten die Abschiebung. Darin heißt es: „ … die Übergabe der Minderjährigen an den Kindsvater (ist) mit einer Naturkatastrophe, einer Geiselhaft oder einer Gefangenschaft erklärbar …“
EU-Gesetz ist schuld
an Sofias Schicksal
Doch damit ist der Streit nicht vorbei. Warum das Bezirksgericht Wiener Neustadt einer Mutter die Tochter nehmen will, erklärt Anwältin Astrid Wagner: „Die EU-Gesetze sehen vor, dass ein Kind in jenes Land gehört, in dem beide Elternteile gelebt haben.“ Das war Italien, aber das ist schon fünf Jahre her.
Verlassen hat Mama Doris den Italiener, weil er sie schlug. Seitdem gab es keinen Kontakt zwischen Vater und Tochter.
Wenn der Richter Sofia fragen würde, was ihr Wunsch ist, dann würde er hören: „Ich will bei der Mama bleiben.“
"Das ist alles sehr belastend für Sofia"
ÖSTERREICH: Die Weggabe Ihrer Tochter wurde gestoppt. Wie geht es Ihnen jetzt?
Doris Povse: Für mich bleibt die Ungewissheit. Es gibt keine endgültige Entscheidung, dass Sofia bei uns leben darf. Wir können immer nur weiter warten. Das ist zermürbend.
ÖSTERREICH: Wie geht es Sofia mit der Situation?
Povse: Sie weiß alles und es belastet sie extrem. Sie kennt ihren Vater ja gar nicht, spricht kein Italienisch. Sie hat hier ihre Familie und ihren Freundeskreis. Der Vater hat nie versucht, mit ihr in Kontakt zu kommen. Sie will uns nicht verlassen müssen.