Nach einem Jahr

Spekulationen um die "Akte Natascha"

21.08.2007

Nataschas Geschichte bewegt die Österreicher noch immer – und noch immer üben sich einige in wilden Spekulationen.

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© Laila Daneshmandi
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Am Donnerstag ist es genau ein Jahr her, dass Natascha Kampusch nach achteinhalb Jahren Gefangenschaft endlich die Kraft aufbrachte, sich aus den Fängen ihres Peinigers Wolfgang Priklopil – der sich danach vor einen Zug warf – zu befreien.

Fluchtversuche
Eine Frage, die nach wie viele Österreicher beschäftigt, ist, warum Natascha nicht schon vor dem 23. August 2006 entkommen konnte. Dazu gab die heute 18-Jährige in Interviews an, wenigstens zweimal vor der geglückten Flucht gewagt hatte, zu fliehen: „Ich konnte aber nichts riskieren. Ein Fehlversuch hätte bedeutet, nie mehr aus meinem Verlies heraus zu kommen. Ich musste sein Vertrauen sichern.“ Generalmajor Gerhard Land, der die SOKO Natascha leitete: „Bei einem Versuch ist ihr vor lauter Panik schwindelig geworden. Noch im Garten in Strasshof ist sie umgekehrt.“

Ausflüge
Ebenso sehr interessiert nach wie vor die Menschen, wieso Natascha mit ihrem Entführer und langjährigen Kidnapper (von dem sie am Montag im ORF-Gespräch sagte, er sei eine arme Seele, den sie durchaus manchmal manipulieren konnte) sogar Ausflüge unternahm?

Christkindl-Markt
Ob das alles wirklich nur mit dem Stockholm-Syndrom zu erklären ist, dass sie sogar im Auto mit Priklopil am Steuer unterwegs war? „Einmal wollte ich am Gürtel aus dem Auto springen. Aber er hat mich festgehalten“. Dazu gibt es Gerüchte von gemeinsamen Shopping-Touren, einem Skiausflug auf den Semmering, ein anonymer Anrufer meldete sich kürzlich, der behauptete, Natascha und Priklopil vor zwei Jahren gemeinsam auf dem Christkindlmarkt gesehen zu haben.

Staatsanwalt
Die Wiener Gratiszeitung Heute wiederum will enthüllt haben, dass das Verlies zum Zeitpunkt als Natascha vor neun Jahren entführt wurde, noch gar nicht gebaut war und dass dies gegen eine geplante Tat sprechen würde. Dazu Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt gegenüber ÖSTERREICH: „Ich bin sicher, diese Leute kennen nur die Aktenzahl des Aktes der Staatsanwaltschaft, der fest verschlossen in einem Safe liegt, nicht aber was drinnen steht. Hier werden nur alte Gerüchte und aus Archiven bekannte Fakten wieder aufgewärmt. Natascha selbst hat ja ausgesagt, dass das Verlies erst nach und nach gebaut wurde. Zum Beispiel kam die Holzverkleidung erst später dazu, und Priklopil hat sich beim Einbau der Verliestür verletzt und musste daraufhin ins Spital.“

Aktenzeichen
Auch Gerhard Jarosch von der Wiener Staatsanwaltschaft dementiert, das die „Akte Natascha“ im Umlauf ist bzw. an Medien weitergegeben wurde: „Jeder Staatsbürger kann erfahren, welche Aktennummer die Causa hat.“ Tatsächlich lautet sie „13 ST 62869/99y“. „Doch der Akt selbst ist unter Verschluss“, betont Jarosch.

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