In Kapuzinergruft
"Staatsbegräbnis" für Otto Habsburg
04.07.2011Bundespräsident Fischer, Kanzler Faymann und Vize Spindelegger auf Begräbnis.
Ab Dienstag Mittag wird Otto von Habsburg im bayrischen Pöcking, seinem Wohnort am Starnberger See, aufgebahrt. Die Kirche St. Ulrich in der kleinen Gemeinde wird rund um die Uhr geöffnet sein, ein Kondolenzbuch liegt aus. Die Öffentlichkeit ist jederzeit eingeladen. In Pöcking wird kommenden Samstag auch das erste von insgesamt vier Requien zelebriert.
Ab Montag nächster Woche, dem 11. Juli, wird Ottos Leichnam dann in für zwei Tage in München aufgebahrt, wo das zweite Requiem gelesen wird. In der Nacht auf Mittwoch, dem 13. Juli, werden Habsburgs sterbliche Überreste dann nach Österreich, nach Mariazell, gebracht. Mittwoch abend soll in dem Wallfahrtsort das dritte Requiem für den Kaisersohn gefeiert werden.
Am 16. Juli wird Otto Habsburg dann heim nach Wien gebracht und in der Kapuzinergruft aufgebahrt. Dort wo seine Mutter, sein Vater und seine Ahnen seit 1633 ihre letzte Ruhe fanden, wird auch Habsburg beigesetzt werden. Davor findet im Wiener Stephansdom das vierte Requiem mit Kardinal Schönborn, dem Hausseelsorger der Habsburger, statt.
Es darf kein Staatsbegräbnis werden und wird doch eines – die Staatsspitze von Bundespräsident Heinz Fischer über Kanzler und Vizekanzler, Minister und Landeshauptleute werden Adieu sagen. Nach dem Trauergottesdienst wird sich der Kondukt zur Kaisergruft in der Kapuzinerkirche bewegen.
Ottos Herz
jedoch wird, einer alten Familientradition folgend, einen Tag darauf in Ungarn, im Kloster Pannonhalma nahe Györ, beigesetzt werden.
Ulrich Habsburg-Lothringen: "Glaubte immer an Österreich"
ÖSTERREICH: Herr Habsburg-Lothringen, wie haben Sie Otto von Habsburg in Erinnerung?
Ulrich Habsburg: Bemerkenswert war seine Wandlung nach 1945. Seine Einstellung zur Republik hat sich geändert. Früher war er wie seine Mutter legitimistisch eingestellt, dann hat er gesehen, dass auch die Republik seine Berechtigung hat.
ÖSTERREICH: Was ist sein größter Verdienst?
Habsburg: Dass er immer an die Idee Österreich geglaubt hat. Auch als die Nazis einmarschiert sind. In den USA hat er sich für einen eigenständigen Staat stark gemacht. Und was mir auch gefallen hat: Otto hat nie vergessen, dass Österreich einmal größer war. Er war auch ein Fürsprecher der alten Kronländer.
ÖSTERREICH: Und wie war er menschlich?
Habsburg: Er hat immer den Konsens gesucht und hat nie über einen Menschen schlecht geredet. Mit einer Ausnahme vielleicht – das war Adolf Hitler.
ÖSTERREICH: Kann Karl sein Erbe antreten?
Habsburg: Das kann ich mir nicht vorstellen.
Univ.-Prof. Gerhard Jagschitz: "Symbol der Vergangenheit"
"Habsburg war ein ehrlicher Makler der europäischen Idee", erklärt Gerhard Jagschitz, pensionierter Professor für Zeitgeschichte der Universität Wien. Doch in Österreich sei Otto Habsburg aber "kein realer politischer Faktor" gewesen, die „historische Bedeutung seines Todes“ sei nicht sehr groß, meint Jagschitz. So habe er die Befreiung Österreichs im Jahr 1945 nicht wirklich maßgeblich beeinflusst. Nach dem Krieg habe Habsburg ein "konservatives Europa" schaffen wollen und sei stramm antimarxistisch und antisowjetisch aufgetreten.
Kaiser-Traum endete mit dem Begräbnis von Mutter Zita
Erst Anfang der 1960er-Jahre habe Otto Habsburg die Idee aufgegeben, selbst noch Kaiser von Österreich zu werden, so der Historiker Jagschitz. 1961 gab Habsburg dann offiziell seine Verzichtserklärung ab.
Die Beisetzung der ehemaligen Kaiserin Zita, der Mutter Otto Habsburgs, sei ein "symbolischer Schlussstrich" für die Idee gewesen, dass Otto jemals hierzulande Kaiser wird – obwohl dies realpolitisch schon früher unmöglich gewesen wäre, betont Jagschitz.
"Kein realer Faktor in Österreichs Politik"
In der österreichischen Politik sei Otto Habsburg nie ein realer politischer Faktor gewesen, außer als "Buhmann" während der "Causa Habsburg" in den 60er-Jahren. Immerhin sei Habsburg eine intellektuelle und eindrucksvolle Persönlichkeit gewesen, meint Uni-Professor Jagschitz.
Was bleibt den Österreichern von den Habsburgern? Immerhin sei ein Teil der historischen Substanz von den Habsburgern übriggeblieben, den man heute noch etwa für Tourismus nutze, führt Historiker Jagschitz aus. Auch würden sich Österreicher in einigen osteuropäischen Ländern heute leichter tun – das sei immerhin eine "kleine nostalgische Gemeinsamkeit".
Dass Habsburgs Einfluss in Österreich gering war, ist auch darauf zurückzuführen, dass Habsburg nur in Deutschland in Erscheinung trat: Seit 1972 war er Präsident der internationalen Paneuropa-Bewegung, von 1979 bis 1999 Europaabgeordneter der bayrischen CSU.