Foto gefälscht

Stangl war nicht am K2-Gipfel

07.09.2010

Extrem-Bergsteiger Christian Stangl (44) hat den Gipfel des K2 nie erreicht.

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Es ist Dienstagmorgen, 10.35 Uhr, als die größte Lüge seines Lebens platzt: Bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Wien erscheint Extrem-Bergsteiger Christian Stangl (44) abgemagert, in sich gekehrt, weicht den Blicken der Journalisten immer wieder aus. Und dann sagt er die entscheidenden Worte, die sein Leben für immer verändern werden: „Ich habe den Gipfel des K2 nicht erreicht.“

Wochenlang wurde er als Held vom K2 gefeiert
Rückblick: Es glich einer Sensation als sich Christian Stangl am Freitag, den 13. August, via Satellitentelefon aus Pakistan meldete und verkündete: „Ich hab‘s geschafft“. Gemeint war die Besteigung des K2, von dem eine Woche zuvor der Schwede Fredrik Ericsson in den Tod stürzte und den Gerlinde Kaltenbrunner auch heuer wieder nicht bezwingen konnte.

© APA
Christian Stang bei der Pressekonferenz, (c) APA
 

In rekordverdächtigen 70 Stunden und ohne Begleitung sei Stangl einen Tag zuvor der Aufstieg auf 8.611 Meter gelungen und ganz Österreich jubelte: Überall wurde über seinen Triumph berichtet, Stangl selbst als Held gefeiert.

Wurde Stangl von anderem Bergsteiger erpresst?
Doch in Bergsteigerkreisen kamen erste Zweifel auf: Das Gipfelfoto sei gefälscht, in der Nähe des Basislagers wollen pakistanische Träger ein Zelt von Stangl gefunden haben – sein Aufstieg wurde immer zweifelhafter. ÖSTERREICH sprach Stangl bereits am 29. August auf die Gerüchte an, doch der 44-Jährige dementierte vehement: „Das Ganze ist völlig absurd. Ich bin oben gestanden, hab selbst das Gipfelfoto geknipst.“

Stangl jedoch geriet immer mehr unter Druck, wurde angeblich sogar von einem Bergsteiger-Kollegen erpresst und trat am Dienstag schließlich die Flucht nach vorne an. Er sagt: Gelogen habe er nicht, vielmehr sei er damals in einer Art Trance-Zustand gewesen: „Ich hatte einen Bewusstseinszustand erreicht, an dem ich der festen Überzeugung war, ich war auf dem höchsten Punkt des K2. Es war eine Mischung aus körperlicher Existenzangst und der großen Angst vor dem Versagen.“

Ausgezehrt wirkt er jetzt, ist zum Teil den Tränen nahe. Das Gipfel-Foto sei auf rund 7.500 Meter entstanden, 1.000 Meter unterhalb des Gipfels. Das wisse der Steirer jetzt. Wochen nach dem er sich in den Medien feiern ließ und nach sehr vielen Gesprächen.

„Der K2 ist wie eine schöne Frau, die man haben will.“
Wie es nach seinem Outing nun für den 44-Jährigen weitergeht, ist unklar. Von einer Auszeit spricht er, von einem Rückzug aus der Öffentlichkeit. „Der K2 schaut so schön aus, wie eine schöne Frau, bei der man denkt, man muss sie unbedingt haben. Aber ich weiß jetzt, dass man nicht alles haben kann“, sagt Stangl. Ob er vielleicht trotzdem noch einmal zurückkehren wird – derzeit weiß er es noch nicht.

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11:17: Die Pressekonferenz geht zu Ende. Es bleibt das Bild eines Christian Stangl, der sich schuldig fühlt und durchaus weiß, was er da getan hat. Dennoch wird er dem Bergsteigen treu bleiben. Vielleicht folgt ein weiterer K2-Versuch im nächsten Jahr.

11:06: Sponsor Mammut erklärte offiziell, an Stangl festhalten zu wollen. "Wir glauben an seine außerordentlichen alpinistischen Fähigkeiten", heißt es via Twitter.

11:02: "Von Seiten meiner Sponsoren und Förderer wurde zu keiner Zeit Leistungsdruck auf mich ausgeübt. Diesen Druck machte ich mir selbst", so Stangl. Spnsor Mammut distanzierte sich auf seiner Homepage von dem Skandal.

10:58: Stangl: "Leistung und Erfolg waren und sind in meinem Sport bestimmende Faktoren und ich denke, dass ich meinen persönlichen Misserfolg nach drei Sommern und insgesamt sieben Versuchen an diesem Berg zu unterdrücken versuchte."

10:55: Stangl weicht den Blicken aus, schaut starr geradeaus auf den Boden. "Ich war wie in Trance am K2. Ich war mir sicher, ganz oben gewesen zu sein."

10:53: Die Journalisten lauschen immer noch gebannt den Schilderungen Stangls. "Ich will mit dem Bergsteigen weitermachen", sagt er. "Ob in dieser Form bleibt abzuwarten."

10:50: Stangl scheiterte bereits zuvor drei Mal am K2. 2008 entkam er einem Drama mit mehreren Toten.

10:45: Man geht davon aus, dass das "Gipfelfoto" in 7.400 Metern Höhe entstanden ist, also mehr als 1.000 Meter unter dem Gipfel.

10:40: Die Geschichte kratzt natürlich auch an Stangls Image. "Die ganze Aktion tut mir am meisten für mich selbst Leid. Es wird jetzt schwer, wieder an Glaubwürdigkeit zu gewinnen."

10:38: Hier das vermeintliche Gipfelfoto von Stangl. Es ist gefälscht!

 

Foto: APA

10:36: Stangl: "Es tut mir alles sehr Leid. Ich wollte niemanden täuschen. Beim letzten Versuch erreichte ich einen tranceartigen Bewusstseinszustand, an dem ich der Überzeugung war, auf dem höchsten Punkt zu stehen."

10:33: Stangl betritt den Saal im Blitzlichtgewitter. Er wirkt angespannt, kann sich dennoch ein leichtes Lächeln abringen.

10:32: Stangl hatte zuvor alle Gerüchte zurückgewiesen. "Die Vorwürfe sind absurd", sagte er noch zwei Wochen.

10:31: "Erst in der Heimat ist es Christian bewusstgeworden", sagte Stangls Sprecher Willi Pichler. "Er ist nicht dort gewesen, wo er hätte sein sollen."

10:30: Die Pressekonferenz findet im Hotel Bristol in Wien statt. Trotz der überraschenden Ansetzung sind schon einige Journalisten vor Ort. Alle sind auf die Erklärung Stangls gespannt.

10:26: Er habe sich den Gipfelsieg vor vier Wochen nur eingebildet, sagte Stangl. Zuvor hatten Experten aufgrund des Gipfelfotos und der GPS-Daten Zweifel erhoben.

10:25: Skyrunner Christian Stangl war nie am Gipfel des K2. Dies sagte der Steirer der ZiB. Gleich wird er bei einer Pressekonferenz Stellung beziehen. Beginn ist um 10:30 Uhr.

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