Zur Gratis-Veranstaltung am 2. und 3. September werden rund 300.000 Fans erwartet, am ersten Tag kamen rund 125.000.
Zeltweg/Wien. Die Flugshow Airpower22 des Bundesheeres, Red Bull und der Steiermark hat am Freitag im obersteirischen Zeltweg rund 125.000 Zuseher angelockt, so ein Heeressprecher. Rund 200 Fluggeräte und ein laut Veranstaltern umfassendes Umweltkonzept durch kurze Transportwege, klimafreundliche Anreise und viel Regionalität bei der Verpflegung sorgten für ein zufriedenes Publikum am ersten Flugtag. Befragte Experten bewerteten die gesetzten Maßnahmen teils positiv, teils unzureichend.
Zur Gratis-Veranstaltung am 2. und 3. September werden rund 300.000 Fans erwartet, am ersten Tag kamen rund 125.000. Die 200 Fluggeräte, davon rund 50 vom Bundesheer, kommen aus 20 Nationen und sorgten gemeinsam mit mehreren Kunstflugstaffeln für das Programm am Boden sowie in den Lüften. Inwiefern eine klimaschonende Flugshow realisierbar ist, wird wohl erst danach beurteilt werden können und hängt unter anderem vom Anreiseverhalten der Besucher ab. Dieses Jahr werden mehr Züge und Busse bereitgestellt und die Zahl der Parkplätze wurde von 36.000 auf 18.000 halbiert. Gegen Mittag des ersten Tages waren davon rund 9.000 reserviert worden, etliche Pkw-Anreisende kamen aber auch ohne Buchung mit ihrem Fahrzeug unter.
Auftakt machte eine PC-6 Turbo Porter der Flying Bulls
Den Auftakt machte Freitagfrüh eine PC-6 Turbo Porter der Flying Bulls, die mittels künstlichem Rauch "Welcome to Airpower22" in den Himmel schrieb, was aber in dieser Höhe nur wenige Sekunden lesbar gewesen ist. Dann folgte ein krachender Überflug eines Eurofighters des Bundesheeres, der eine sogenannte Platzrunde drehte. Bei einem Fahnensprung glitten Fallschirmspringer mit steirischen und österreichischen Fahnen zu Boden. Die avisierten Stars des ersten Tages - zwei US-amerikanische B-52 Stratofortress-Bomber kamen am Freitag nicht. Sie wurden erst am Samstag Mitte des Nachmittags für einen Überflug rund 100 Meter über Grund erwartet.
In der Früh kam es bei der Anreise zu Staus von bis zu zwei Kilometern Länge, vor allem bei der Abfahrt Zeltweg West auf der S36 aus Richtung Judenburg, aber auch bei der Abfahrt Ost. Laut Polizeisprecher Markus Lamb war der Höhepunkt bei der individuellen Anreise gegen 11.30 Uhr erreicht. Lediglich zwei Sachschadenunfälle wurden verzeichnet, einer auf der S36, einer auf einer Gemeindestraße. "Wir rechnen morgen Samstag mit stärkerem Verkehrsaufkommen, dann können wir einige Veränderungen vornehmen", so Lamb zur APA. Auch sicherheitspolizeilich war kaum etwas zu vermelden: "Hier ist es ein anderes Publikum als bei anderen Großveranstaltungen", sagte der Polizist. Es wurde ersucht, die Parkplatzbuchung über Ö-Ticket in Anspruch zu nehmen. Dies würde helfen Verzögerungen zu vermeiden. Die stressfreiste Anreise überhaupt sei die Öffi-Benutzung.
Ministerin über "große Zustimmung" erfreut
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat sich beim Besuch der Flugshow Airpower22 am Freitag über die "große Zustimmung" und "den Impuls für die Region" erfreut. Die Veranstaltung zeige auch, welche Mittel das Bundesheer brauche. 1997 wurde ja das erste Mal eine Airshow unter der Bezeichnung Internationaler Flugtag abgehalten, ab 2000 firmierte dieser unter Airpower. Mit dem eigens für heuer komponierten Musikstück für Hubschrauber und Flächenflugzeuge "Vibes in the Sky" von Tristan Schulze habe es auch ein erstes Highlight gegeben.
"Wir rechnen an den zwei Tagen mit rund 300.000 Zuschauern, es gibt rund 300 akkreditierte Medienleute, rund 2.000 Spotter, für die medizinische Versorgung sorgen 50 Ärzte und über 200 Sanitäter", resümierte Tanner. Die Veranstaltung zeige auch, welche Mittel das Bundesheer brauche, so die Ministerin: "Wir stehen ja vor dem größten Innovationspaket." Militärisch gesehen sei die Airpower die größte Übung im Jahr 2022. "Wir wollen erstmals bewusst darauf achten, wie man so etwas nachhaltig und umweltbewusst ausrichten kann. Nach der Veranstaltung wird das analysiert", kündigte die Ministerin an.
Alexander Steyrer vom Mitveranstalter Red Bull erklärte u. a., "das Schönste ist es immer, wenn die Menschen herbeiströmen und ihre Picknickdecken ausrollen und eine unglaubliche Show genießen. Und die Airpower ist ja auch als Livestream zu genießen.
Hundertprozentige Regionalität beim Catering
Beim Catering und der Infrastruktur wurde erstmals auf eine hundertprozentige Regionalität aus den Bezirken Murtal, Leoben und Murau geachtet, wie der Leiter des Airpower-Projektbüros, Oberstleutnant Michael Hendel, betonte. Beispielsweise komme das Bier nun aus der nahe gelegenen Privatbrauerei Murau. Auch das Thalheimer Bier aus der westlich von Zeltweg liegenden Gemeinde Pöls-Oberkurzheim werde an einem Stand ausgegeben. Wichtig sei zudem, woher die Produkte stammen, weshalb vertragliche Kriterien zwischen Airpower-Veranstalter und Caterer geschlossen wurden. So werde fast ausschließlich auf regionale beziehungsweise nationale Küche gesetzt. Die Grundzutaten seien dabei alle regionaler Herkunft: "Wir wollen keinen Lachs aus der Nordsee und keine Exklusivspeisen", so Hendel gegenüber der APA. In den vergangenen Airpower-Jahren wurde lediglich darauf geachtet, dass das Catering aus Österreich stamme.
Umweltexperten schätzen die Großveranstaltung unterschiedlich ein. Franz Prettenthaler, Institutsleiter für Klima, Energie und Gesellschaft bei Joanneum Research, erklärte, dass es wichtig sei, dass jede Airpower um 14 Prozent weniger emittieren müsse, damit Österreichs Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden könne. Auch gab er zu bedenken, dass Regionalität nicht automatisch Klimaneutralität bedeute. Er halte die Maßnahmen für einen wichtigen Schritt, mit dem es aber "noch nicht getan" sei. Insgesamt habe er aber den Eindruck, dass das Ziel der Klimaneutralität hier ernsthaft verfolgt würde. Auch der Ökonom Oliver Fritz vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung bewertet insbesondere die Maßnahmen, die im Bereich der An- und Abreise von Besuchern gesetzt wurden, als positiv und betonte, dass man zumindest sehe, dass der Umweltgedanke hier ein Thema sei.
Kirchengast: "Vertane Chance"
Um einiges kritischer beurteilte Gottfried Kirchengast vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz die Durchführung der Airpower. Er betrachtet die Großveranstaltung als "vertane Chance", die im Jahr 2022 das klare Signal setze, dass Klimaschutz nicht ernstgenommen werde. Mit einer einfachen Besucherlimitierung auf 75.000 Besucher täglich - gesamt an zwei Tagen 150.000, wie das etwa auch bei Konzerten oder ähnlichen Großveranstaltungen üblich sei, hätte man die Emissionen massiv reduzieren können, so Kirchengast im Gespräch mit der APA. Auch forderte er bei einem derartiges Event, das von Bund und Land mitfinanziert wird, mehr Klimaschutz-Verantwortung von der Politik.
Strengere Vorgaben gebe es dieses Mal auch für Standbetreiber: Kompostierbares Material, wie Holz oder Bambus, ist verpflichtend zu verwenden. Die vergangenen Male basierte die Verwendung von nachhaltigeren Materialien auf Freiwilligkeit. Zusätzlich wurde auch bei der Wahl der Betreiber der Regionalitätsaspekt berücksichtigt: Demnach kommen sechs von 14 Verkaufsständen, 31 von 34 Getränkeständen, 19 von 20 Speiseständen sowie 15 von 18 Merchandisingständen aus der Steiermark. Seitens der Betreiber rechnete man aufgrund der geplanten Maßnahmen außerdem mit weniger Plastikmüll. Auch wurde mit einem Becherpfand in der Höhe von zwei Euro ein Anreizsystem geschaffen, die bis zu 500 Mal wiederverwendbaren Becher nicht in den Müll zu werfen, sondern zurückzubringen.
Zusätzlich war ein Team der Dosenrecyclingsinitiative "Jede Dose zählt" dabei und klärte Besucher über Recycling auf. Daneben wurde bei der Müllentsorgung auf eine verdichtete Anzahl von Müllcontainern gesetzt, damit Besucher einen Weg von höchstens 50 Metern zurücklegen müssen. Außerdem sei eine aus Soldaten gebildete Umweltkompanie im Einsatz, die das in neun Sektoren eingeteilte Veranstaltungsgelände abgehe und Abfälle einsammele. Die Disziplin der Besucher und das Räumen funktionierte augenscheinlich. Im Gegensatz zu anderen Großveranstaltung fand sich so gut wie kein herumliegender Abfall am Gelände, auch kaum Zigarettenkippen.