Kein Findelkind
19-Jährige legte Bruder in die Babyklappe
29.12.2008
Ein Neugeborenes, das eine 19-Jährige in der Geburtenklinik des Grazer LKH als Findelkind abgegeben hat, stellte sich als ihr Bruder heraus.
Die 38-jährige Mutter gab im Zuge von Befragungen zu, ihre Tochter zur Babyklappe geschickt zu haben. Als diese angeblich nicht funktionierte, hat diese den Kleinen persönlich übergeben und erzählt, dass sie das Baby im Grazer Stadtpark gefunden habe.
Lüge aufgedeckt
Die 19-jährige Angestellte war Sonntag früh
mit dem Neugeborenen ins Landeskrankenhaus gekommen. Dort berichtete sie,
den Säugling in Decken gewickelt auf einer Bank im Stadtpark gefunden zu
haben. Irgendwie erschien die Story den Krankenhausangestellten nicht ganz
stimmig: Sie riefen ihre Mutter an, die dann auch selbst in die
Geburtenklinik kam. Die 38-jährige Frau wurde von der inzwischen
eingeschalteten Polizei befragt und gab schließlich zu, das Kind kurz nach
Mitternacht selbst zur Welt gebracht zu haben.
Überraschende Geburt
Sie habe von der Schwangerschaft nichts
bemerkt, die Geburt sei überraschend erfolgt, gab die vierfache Mutter an.
Offenbar verzweifelt und von Existenzängsten geplagt, rief die Frau ihre
Tochter an und bat sie um Hilfe.
Baby wird zur Adoption freigegeben
Wie es am Montag vom Grazer
Jugendamt hieß, werde die Adoption des Findelkindes vorbereitet. In den
nächsten Tagen würden aus 80 Paaren, die sich beworben haben, eines
ausgesucht, erklärte Annemarie Pauritsch, die für Adoptionsvermittlung
zuständig ist. Nach Entlassung des - laut Hebamme - "pumperlgesunden"
Säuglings aus Spitalsobhut dürfe das Paar das Kind für sechs Monate in
unentgeltliche Pflege nehmen. Nach dieser Frist entfällt das
Zustimmungsrecht der Mutter im Adoptionsverfahren.
Name: "Babyklappe, männlich"
Namen hat der Bub
vorerst keinen. Derzeit wird er unter "Babyklappe, männlich" geführt. Über
die Landesregierung wird ihm interimistisch ein gängiger Familienname
zugeteilt, damit er zu Dokumenten kommt. Mit der Adoption wird dann der Name
der Adoptiveltern übernommen, die auch den Vornamen auswählen dürfen.
Babyklappe defekt?
Dementiert wurde vom LKH, dass die Babyklappe
nicht funktioniert habe. Die damit verbundene Alarmierung im Kreißsaal sei
am gleichen Tag von Passanten - mutwillig oder versehentlich - ausgelöst
worden, zudem erfolge eine tägliche Kontrolle, hieß es von einer Sprecherin.
Seines der Polizei wird gegen Mutter und Tochter wegen des Verdachts der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung, nämlich Kindesweglegung, Anzeige erstattet. Von der Staatsanwaltschaft wird es dann abhängen, ob es eine Strafverfolgung gibt.