Kinder in Not: Die Jugendwohlfahrt legt eine ernüchternde Bilanz vor.
Der Fall der Grazer „Müllkinder“
Vier Mädchen
hausten zwischen Müllbergen und mussten im Spital behandelt werden – ist nur
der Spitze des Eisbergs. Denn in nahezu allen Bereichen der Jugendwohlfahrt
melden Behörden und Exekutive mehr Fälle. Laut jüngster Bilanz des Grazer
Jugendamts stieg die Zahl der „Obsorge-Anträge gegen den Willen der
Erziehungsberechtigten“ auf 25 an. Derzeit leben 296 Kinder bei
Pflegeeltern, 81 davon werden in der Landeshauptstadt versorgt.
Gewalt und Missbrauch
Behörde und Justiz sind ebenso mit einem
Anstieg der Gewalt konfrontiert. Konkret: 93 Verhandlungen wegen Gewalt in
der Familie bedeuten ein Plus von 15. Die Misshandlungs-Fälle (2008: 14)
haben sich sogar mehr als verdoppelt. Damit nicht genug, sind die amtlichen
Missbrauchs-Vorfälle leicht gestiegen.
Schließlich nahmen entsprechende Anzeigen bei der Polizei binnen eines Jahres um 170 auf 1.093 zu.
Jugendschutz missachtet
Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz
hielten die Magistratsbeamten überdies auf Trab. Im Vorjahr registrierte man
276 Verfahren, 40 davon hatten die Eltern auszubaden. In mehr als 60 Prozent
der Fälle ging es um die Überschreitung der Ausgehzeiten. Verbotener
Alkohol- sowie Tabak-Konsum war der zweit- beziehungsweise der
dritthäufigste Grund für ein Verfahren. Mit einer Trendwende rechnet man
nicht.