Anklage-Chaos um Herberstein

Lange Gesichter bei der Familie Herberstein, dem ehemaligen Gutsverwalter und der Grazer Justiz. Sie erfuhren aus der Zeitung, dass die Anklagen stehen: wegen schweren Betrugs, Förderungsmissbrauchs, wegen der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und Steuerhinterziehung.

Anklage light
Eine „Schmalspur-Anklage“ und „Schlappe für die Staatsanwaltschaft“, ätzt der Kurier Steiermark, weil es im Betrugsfall „nur“ um 72.000 und im Fall der Steuerhinterziehung um 720.000 Euro geht. Von einer Schadenssumme in Millionen-Höhe ist mittlerweile keine Rede mehr. Vielmehr sind von den Bergen angeblich ungeschriebener Rechnungen nur mehr ein paar dubiose Belege übrig geblieben.

Entkräftet wurde offenbar auch das Argument der Staatsanwaltschaft, wonach das Land keine Millionen in den Tierpark gepumpt hätte, wenn man gewusst hätte, wie schlecht es dem Betrieb geht. Alle wussten aber davon – und förderten.

Nicht gelesen
Diese Wende in der Tierpark-Causa ließ die Grazer Staatsanwaltschaft gestern kalt. Ihr Sprecher teilte gegenüber ÖSTERREICH mit, den Herberstein-Artikel nicht gelesen zu haben: „Ich weiß nichts.“ Überhaupt wäre die Anklage noch nicht zugestellt worden, weshalb man dazu derzeit keine Stellungnahme abgeben würde.

Chaos
Der mit der Causa direkt befasste Staatsanwalt Johannes Winklhofer war zu den publizierten Anklagepunkten ebenso wenig erreichbar. Er befindet sich auf Urlaub. Fazit: Schweigen und Chaos im Landesgericht. Mittendrin die Angeklagten, die nicht wissen, woran sie sind. Daher konnte Herbersteins Anwalt gestern auch nur zu den publizierten Anklagepunkten Stellung nehmen. Eine Anklage sei ihm bisher nicht zugestellt worden, teilte er mit.

Vorwürfe
So stehen die Verdachtspunkte im Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft Graz weiterhin im Raum: schwerer Betrug, Steuerhinterziehung und Krida bei Andrea Herberstein, schwerer Betrug und Hinterziehung bei Boxan.