Vor und nach dem Sirny-Wabl-Prozess in Gleisdorf flogen die Fäuste – was für die Beteiligten noch ein gerichtliches Nachspiel haben dürfte.
„Ein Zahn ist locker, ein zweiter nicht mehr vital. Zudem sitzt eine Brücke nicht richtig“, erzählt Helge Sommer nach seinem Arztbesuch am Freitag. In Ausübung seines Jobs wurde der freie Fotograf am Donnerstag beim Natascha-Prozess in Gleisdorf zum Opfer von Ernst H., der als Zeuge bei der Verhandlung geladen war.
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Wie berichtet, hatte der Freund des Kampusch-Entführers
Wolfgang Priklopil vor seiner Anhörung die Nerven verloren und Sommer einen
Kinnhacken verpasst. „Er war hypernervös, als er an mir vorbeigeführt wurde.
Plötzlich schlug er mir mit seiner linken Hand, in der er eine Tasche hielt,
ins Gesicht. Dabei hat auch meine Kamera etwas abbekommen“, schäumt Sommer.
Und: „Ich habe ihn wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung angezeigt.“
Sonnenbrille
Doch für Ernst H. sollte es noch dicker kommen: Denn
beim Verlassen des Gerichtssaales erwartete ihn schon Ludwig Koch, bei dem
ebenfalls die Nerven blank lagen: In Wild-West-Manier stieß der Vater von
Natascha Kampusch den Priklopil-Freund gegen eine Wand, es folgte ein
Handgemenge, dem Ernst H. unter Hilfeschreien entfliehen konnte. Auslöser
des Eklats war das Auftreten von Ernst H., der vor Gericht mit einer
Sonnenbrille erschienen war. Für Koch dürfte das Blackout ebenfalls ein
Nachspiel haben, denn sein Opfer erklärte: „Ich habe bereits einen Termin
bei meinem Anwalt.“
Keine Missachtung.
Von Justiz-Seite haben die Prügelwütigen
nichts zu befürchten: „Da die Tumulte nicht im Saal stattgefunden haben,
handelt es sich nicht um Missachtung des Gerichts“, erklärt Friedrich
Moshammer vom Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz.
Das Urteil im Sirny-Wabl-Prozess wird – wie bei Zivilprozessen üblich – schriftlich ergehen. Moshammer: „Der Richter prüft nochmals den Akt und sollte normalerweise innerhalb von acht Wochen eine Entscheidung fällen.“