Die Arbeiterkammer Steiermark kritisiert die Arbeitsbedingungen im Handel.
Unbezahlte Mehrarbeit, kurzfristige Dienstplanänderungen, steigender Druck: So sieht nach einer Umfrage der steirischen Arbeiterkammer der Arbeitsalltag vieler Handelangestellter aus. Die Ergebnisse hätten die ohnehin schlimmen Befürchtungen noch "übertroffen", sagte AK-Präsident Walter Rotschädl am Freitag. Die Arbeitnehmervertreter forderten mehr Kompetenzen für das Arbeitsinspektorat.
Bei fast 50 Prozent Beanstandungen
Die Umfrage zeige laut
Rotschädl, dass "allzu oft die elementarsten Regeln einer fairen Behandlung
von Arbeitnehmer nicht eingehalten werden". So gab etwa jeder vierte
Befragte an, dass sein Dienstplan von einem Tag auf den anderen geändert
wird. Die gesetzliche Frist von 14 Tagen wird bei nicht einmal zehn Prozent
eingehalten. Besonders betroffen sind weibliche Handelsangestellte.
Ein weiterer Kritikpunkt der Arbeitnehmervertreter ist die mangelhafte Bezahlung von geleisteter Mehrarbeit. So werden bei knapp der Hälfte der Befragten die Voll- und Abschlussarbeiten teilweise nicht vollständig abgegolten. Angesichts der Ergebnisse sollen die Kompetenzen für das Arbeitsinspektorat erweitert werden, forderte Rotschädl. In Zukunft solle es auch Kontrollen hinsichtlich Arbeitszeit und Zuschlagsregelung durchführen können. Dafür sei eine Änderung des Arbeitsinspektoratsgesetz notwendig.
Der Fragebogen wurde an 14.500 steirische Handelsangestellte mit den Schwerpunkten Lebensmittel, Textil und Elektronik geschickt. Von den 2.000 Antwortenden (Rücklaufquote rund 14 Prozent) waren rund 95 Prozent Frauen, rund zwei Drittel arbeiteten Teilzeit. Diese Zahlen spiegeln auch die Realität im steirischen Handel mit seinen 60.000 Angestellten wider, so AK-Vizepräsidentin Gerda Bacher.