Am Freitag wurde im Herberstein-Prozess der ehemalige Gutsverwalter Boxan befragt. Er sagte, dass es bereits 1996 Umschreibungen gab.
Am Freitag wurde im Grazer Straflandesgericht der Herberstein-Prozess mit der Befragung des ehemaligen Gutsverwalters Heinz Boxan fortgesetzt. Boxan war seit 1971 in Herberstein tätig, gewesen, zunächst als Buchhalter, später war er für die gesamte Verwaltung zuständig.
Verfahren wegen schweren Betrugs
In dem Verfahren muss sich
Andrea Herberstein (55) wegen schweren Betrugs, grob fahrlässiger
Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und Abgabenhinterziehung
verantworten. Heinz Boxan (63) wird ebenfalls schwerer Betrug und
Abgabenhinterziehung vorgeworfen, während Maximilian Herberstein (31) nur
wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen angeklagt
ist.
Boxan spricht über Landesförderung
Heinz Boxan
schilderte vor Gericht die genaue Vorgangsweise in Bezug auf die
Landesförderungen: Andrea Herbstein hatte sondierende Gespräche geführt und
abgeklärt, wofür es Förderungen geben könnte. Dann hatte der Gutsverwalter
entsprechende Eingaben gemacht und später auch die geforderten Rechnungen
eingereicht. Dass diese zum Teil umgeschrieben waren, flog nie auf, denn das
Land überprüfte die Zahlen nicht.
"Muss eine innere Logik aufweisen"
Bei den Anträgen
für die Landesförderungen sei es nicht möglich gewesen, wahrheitsgemäße
Angaben über die Finanzen zu machen, so Boxan. Es seien zu wenig Eigenmittel
vorhanden gewesen und auch Fremdkapital stand nicht in ausreichendem Maß zu
Verfügung. Andrea Herberstein habe aber zu ihm gesagt, dass das nicht so
genau durchleuchtet werde: "Sie hat gemeint, das Ganze müsse nur eine
innere Logik aufweisen. Ich habe es dann so gemacht, obwohl ich wusste, das
es nicht stimmt", erklärte der Angeklagte. "Sind die Zahlen
seitens des Landes je überprüft worden?", fragte Richterin
Elisabeth Juschitz. "Nein, ich musste auch nie eine Bilanz beischließen",
so Boxan.
Umschreibungen üblich gewesen
Anschließend wurde der
Ex-Gutsverwalter - wie am Tag zuvor auch Andrea Herberstein - genau zu jeder
einzelnen Rechnung befragt. Die Umschreibungen seien üblich gewesen,
allerdings habe er die Anweisungen dazu immer von Andrea Herberstein
bekommen, betonte Boxan. "Der Auftrag war einfach: Hier ist eine
Rechnung, die können Sie für den Tierpark verwenden",
schilderte der Angeklagte. Dabei habe es sich aber beispielsweise laut Boxan
um eine Stahltreppe gehandelt, die in der Wiener Wohnung von Thomas Hampson
errichtet worden war. "Die konnte ich nicht für den Tierpark verwenden.
Was soll eine Stahltreppe zum Beispiel im Affengehege?", beschrieb der
Beschuldigte seine buchhalterischen Probleme.
"Zu den Firmen soll gesagt worden sein, wenn sie die Rechnungen nicht umschreiben, bekommen sie kein Geld. Stimmt das?", fragte die Richterin. "Das ist durchaus möglich, das ist die Diktion des Hauses", bestätigte Boxan.
Rechnung für Gartenarbeiten
Unter den zahlreichen
Rechnungen, die mit dem ehemaligen Gutsverwalter Heinz Boxan durchbesprochen
wurden, befand sich auch eine, die von einem Gartenbauunternehmen
ausgestellt worden war. Laut Rechnung hatte diese Firma in Herberstein unter
anderem Bäume geschnitten. Doch Boxan erklärte, die Angestellten hatten
ausschließlich am Wiener Anwesen von Thomas Hampson gearbeitet.
Die Rechnung für die Gartenarbeiten in Wien betrug 17.270 Euro. "Andrea Herberstein gab mir den Auftrag, die Hälfte davon auf Herberstein umzuschreiben", schilderte Boxan. Die Gartenbaufirma hatte sich dazu bereiterklärt und eine Rechnung für "Baumchirurgische Maßnahmen, Bodenlockerung" und Ähnliches erstellt. Diese Arbeiten an einer Reihen von alten Hainbuchen wurden auch tatsächlich durchgeführt - nur von Mitarbeitern des dortigen Maschinenrings, die dafür natürlich eine eigene Rechnung legten.
"Gab es schon vor 1996 Rechnungsumschreibungen?", fragte die Richterin. "Ja, aber nicht in dieser Form", antwortete der Beschuldigte. Bis dahin , so Boxan, gab es nur eine Rechnung "die so ausgefertigt war, wie Andrea Herberstein das wollte".
Fortsetzung am Dienstag
Der Prozess wird am Dienstag (15.4.) um
9.00 Uhr fortgesetzt. Unter den ersten Zeugen, die an diesem Tag geladen
sind, befinden sich die ehemalige steirische Landeshauptfrau Waltraud
Klasnic (V) und der frühere Landesrat Gerhard Hirschmann (V).