36 Kilogramm Amphetamine im Wert von 1,5 Millionen Euro wurden konfisziert.
Steirische Kriminalisten haben vom "Umschlagplatz" Volksgarten Graz ausgehend einen internationalen Drogenhandel aufgedeckt: Elf Personen wurden in Österreich verhaftet und 36 Kilogramm Suchtgift im Straßenverkaufswert von 1,5 Millionen Euro konfisziert, berichteten Ermittler am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Graz. Die Ermittlungen liefen seit Oktober 2013, es gab bereits Verurteilungen.
Der letzte Schlag gegen die Organisation ist den Kriminalisten Ende November dieses Jahres gelungen: Mit Unterstützung des Landeskriminalamtes Oberösterreich sowie Beamten der Cobra wurden am 21. November in Linz und Ansfelden zwei Fahrzeuge mit einem 60-jährigen Niederländer als mutmaßlichem Drogenhändler und einem gleichaltrigen deutschen Kurierfahrer gestoppt.
Der Deutsche lenkte das Auto mit dem Suchtgift, einen gemieteten Audi A7. Der Holländer begleitete ihn in einem zweiten Wagen, um den Komplizen vor möglichen Polizeikontrollen zu sichern. Im Falle einer Kontrolle hätte der Niederländer laut Chefinspektor Werner Gradwohl notfalls auch ein Polizeifahrzeug gerammt, um die Weiterfahrt des Kuriers - der mit Springmesser und Schlagrute bewaffnet war - zu ermöglichen. Zudem waren entlang der Transportstrecke von den Niederlanden bis nach Österreich Mittäter zur Sicherung des Kurier-Pkw postiert.
Miet-Auto
Im Audi fanden die Polizisten in einem im Auto montierten und verschweißten Eisenbehälter 36 Pakete mit je einem Kilogramm Amphetamine. Nach der Festnahme des Deutschen wurde eine Hausdurchsuchung in dessen Unterkunft von deutschen Polizeibeamten durchgeführt, wo Beweismittel wie Datenträger sichergestellt wurden. Beide Drogenschmuggler sitzen in der Justizanstalt Graz-Jakomini, so Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Bacher: Es sei gelungen, nicht nur die untere Ebene des Drogenrings zu erwischen, "sondern auf sehr hoher Ebene in die Organisation einzudringen".
Ausgegangen war der Fahndungserfolg von der Drogenszene im Grazer Volksgarten aus: Im Herbst 2013 brachten Beamte des Landeskriminalamtes Steiermark in Erfahrung, dass mehrere vorerst unbekannte Personen in großen Mengen Amphetamine, XTC ("Ecstasy") und Cannabis an Konsumenten verkauften. Ende Oktober 2013 wurde ein 24-jähriger in den Niederlanden wohnhafter Lette bei einer Kontrolle im Raum St. Peter am Ottersbach im Bezirk Südoststeiermark erwischt, der die Drogen nach Graz gebracht haben dürfte. Der von den Justizbehörden in Oslo wegen der Einfuhr von 18 Kilogramm Amphetaminen nach Norwegen international zur Verhaftung ausgeschriebene Mann wurde ausgeliefert.
Die Festnahme des Letten war in der Nähe des Wohnhauses eines 54-jährigen Oststeirers erfolgt: Dass dieser mit dem Balten einen regen Drogenhandel einerseits und mit der Grazer Drogenszene anderseits betrieb, war den Ermittlern zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Erhebungen in der Grazer Suchtgiftszene führten aber bald zu einem einschlägig vorbestraften 20-jährigen Albaner und einem gleichaltrigen Grazer Komplizen. Das Duo hatte auf Kommissionsbasis fünf aus Bosnien, Albanien und dem Kosovo stammenden Subdealern im Alter zwischen 19 und 23 Jahren Suchtgift geliefert. Dieses stammte von einem 54-jährigen Oststeirer, wie Observierungen ergaben.
Zudem gab es auf der Liegenschaft des Oststeirers eine professionelle Cannabis-Indooranlage mit knapp 200 Stecklingen. Die Tätergruppe hatte weiters versucht, in ganz Österreich Lagerhallen für die Aufzucht von Cannabispflanzen zu finden. Die Gruppe hatte mindestens drei Kilogramm Amphetamine und 3.000 Stück XTC im Straßenverkaufswert von knapp 200.000 Euro umgesetzt. Der Albaner und der Grazer wurden im April 2014 festgenommen. Die Tatverdächtigen wurden bereits rechtskräftig zu Freiheitsstrafen von 38 und 20 Monaten verurteilt. Der Prozess gegen die fünf Subdealer soll in Kürze stattfinden.
Nach der Zerschlagung der Grazer Gruppe wurde nach dem 54-jährigen Oststeirer gefahndet, der sich nach Thailand abgesetzt hatte, wo er ein Lokal betrieb. Als dieser im Mai 2014 nach Österreich zurückkehrte, wurde er am Flughafen Schwechat bereits von Beamten des Landeskriminalamtes Steiermark erwartet. Der Mann wurde mittlerweile zu einer rechtskräftigen Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt.
Die weiteren Ermittlungen seit dem Frühjahr führten schließlich zu dem nun in Oberösterreich verhafteten niederländischen Suchtgiftlieferanten. Der 60-Jährige war zuvor mehrfach in die Steiermark gereist, um sich über die Aufzucht in der von ihm gelieferten Indooranlage zu informieren. Laut Oberst Alois Eberhart vom LKA Steiermark werden in diesem Fall noch weitere Ermittlungen in Deutschland, den Niederlanden und Norwegen geführt.