Laut Anwalt will man die schriftliche Ausfertigung des Fußfessel-Widerrufs abwarten.
In Sachen mögliche Beschwerde von Ex-Sturm-Graz-Präsident Hannes Kartnig gegen den Widerruf der Fußfessel will sein Anwalt Roland Kier abwarten. "Es hat keinen Sinn, Rechtsmittel zu ergreifen, wenn die schriftliche Ausfertigung der Entscheidung noch nicht vorliegt", so Kier am Donnerstag. Man werde kommende Woche entscheiden. "Kartnig war gestern extrem niedergeschlagen", so der Anwalt.
Video: Kartnig verliert Fußfessel
"Wir haben drei Tage ab gestern, um einen Antrag gegen den Entzug der Fußfessel zu stellen", sagte Kier. Seinem Mandanten war um 15.15 Uhr am Mittwoch in der Justizanstalt Graz-Jakomini die Fußfessel ("elektronischer Hausarrest") abgenommen worden, dann wurde der Werbeunternehmer in reguläre Strafhaft genommen. "Wir werden uns einmal hinsetzen und die Entscheidung prüfen, ob sie gerechtfertigt und begründet ist", sagte der Advokat von der Wiener Kanzlei Soyer & Partner/in. Kier selbst sei "eher zurückhaltend", was mögliche Rechtsmittel betreffe. Man müsse diese nicht um jeden Preis ergreifen, wenn es wenig aussichtsreich sei. Sein Mandant überlasse dies nach eigenen Angaben auch weitgehend den Anwälten. Mitte kommender Woche wisse man mehr, so Kier.
Feier in Wien, Oper in Graz...
Ursprünglich wäre der Ex-Präsident des Fußballklubs Sturm Graz ab Mitte September für 15 Monate unter elektronischem Hausarrest gestanden. Auslöser für den Entzug der Fußfessel dürfte der Umstand gewesen sein, dass Kartnig am Montag am Abend in einem Wiener Luxushotel zum Abendessen gewesen war, was bei der Justiz für weitere Verstimmung gesorgt hat. Denn der Werbeunternehmer hatte bereits am 18. Oktober mit seiner Ehefrau und einem befreundeten Ehepaar die "Tosca"-Premiere in der Oper Graz besucht.
Beide Ausgänge waren zwar von der zuständigen Justizanstaltsleitung Graz-Jakomini grundsätzlich genehmigt worden. Für den Restaurantbesuch - Medien sprachen von einer Geburtstagsfeier, Kartnigs Anwalt von einem Essen mit einem Kunden - hatte die Justiz aber dann kein Verständnis mehr. Vor allem, weil Kartnig am Montag nach dem Opernbesuch in der zuständigen Justizanstalt Graz-Jakomini "belehrt" worden war.
Prozess im November
Ab 12. November muss sich Kartnig darüber hinaus am Straflandesgericht Graz wegen Betrugs verantworten. Der Prozess wegen des Vorwurfs, die Bundesliga und den Steirischen Fußballverband mit gefälschten Ticketabrechnungen betrogen zu haben, war vom Obersten Gerichtshof zum Teil aufgehoben worden. Die Neuauflage betrifft nicht nur Kartnig, sondern auch weitere Mitglieder der früheren Führungsriege des Fußball-Vereins.