Um Justiz anzuklagen
Geiselnehmer von St. Marein stellt sich
11.08.2009
Der vorgebliche Geiselnehmer will aber nur zur Verhandlung erscheinen.
Ein 55-jährige Mürztaler hatte zu Jahresbeginn die Exekutive und seinen Wohnort St. Marein durch eine vorgebliche Geiselnahme in Atem gehalten. Nach seiner Festnahme floh er dann aus der geschlossenen Abteilung der Grazer Sigmund-Freund-Klinik und ist seitdem untergetaucht. Nun er hat brieflich angekündigt, sich stellen zu wollen - allerdings nur zur Gerichtsverhandlung und um selbst die Justiz anzuklagen.
"Korruptes Justizsystem"
Der 55-Jährige hatte seit 2002
aus verschiedenen Anlässen Verfahren durch alle Instanzen ausgefochten und
sich von einem "korrupten Justizsystem" verfolgt gefühlt. Als seine
ständigen Beschwerden ignoriert wurden, täuschte er am 18. Februar dieses
Jahres eine Geiselnahme vor und verschanzte sich in seiner Wohnung. Diese
Aktion wurde nach Stunden unblutig vom EKO Cobra Süd beendet, der Mann wurde
festgenommen und in der Sigmund-Freud-Klinik untergebracht, von wo er zu
Pfingsten floh.
Angebot wird nicht akzeptiert
In dem Schreiben schildert er
einerseits seine Flucht, die damit begründet, seine Unschuld beweisen zu
wollen, andererseits kündigt er an, sich am Tag der Gerichtsverhandlung
selbst stellen zu wollen. Dabei wolle er allerdings nicht als Beklagter,
sondern als Ankläger gegen die Justiz auftreten.
Für die Staatsanwaltschaft ist es freilich undenkbar, dieses Angebot zu akzeptieren: Zunächst müsse sich der Mann stellen, erst dann könne eine Verhandlung ausgeschrieben werden, hieß es von der Leobener Anklagebehörde.