Cannabinoide auf Stoffstreifen und Briefpapier wurden von Mutter und Freundin per Post an über ein Dutzend "Kunden" in die Justizanstalt Karlau geschickt.
Graz. Einen raffinierten Drogenhandel hat ein Kärntner Häftling (24) in der Grazer Justizanstalt Karlau aufgezogen. Der Mann hatte über Freundin (21) und Mutter (47) Cannabinoide im Darknet besorgt und per Post ins Gefängnis schicken lassen. Seine mindestens 13 "Kunden" im Gefängnis zahlten mit Paysafe-Codes, die die Frauen einlösten. Die Geschäfte flogen am 23. November auf, wurden aber wegen Nachermittlungen erst jetzt bekanntgegeben, wie die Polizei am Montag mitteilte.
Im Herbst 2020 waren Justizwachebeamten der Karlau bei der Überwachung von Telefon- und Besuchsgesprächen auf Zahlencodes aufmerksam geworden. Sie informierten die Polizei. Gemeinsame Ermittlungen von Justizwache und Grazer Kriminalisten erbrachten, dass ein wegen Suchtmitteldelikten in Haft befindlicher Kärntner seit zumindest Dezember 2019 einen regen Handel mit psychoaktiven Substanzen organisiert hatte.
Dabei leitete der 24-Jährige seine Freundin in Kärnten über ein illegal in seinem Besitz befindliches Telefon an, künstliche Cannabinoide via Bitcoins im Darknet zu beschaffen. Damit präparierte Stoffstücke sowie Briefpapier übermittelten Freundin und Mutter des Häftlings mittels Postsendungen in die Justizanstalt. Um die Zusammenhänge zu verschleiern, fälschten die Frauen Absendernamen und Adressen. Mithäftlinge fungierten als Empfänger, Verteiler und Geldeintreiber.
"Einnahmen" transferierte er an die beiden Frauen
Die "Einnahmen" in Form von Paysafe-Codes transferierte der Kärntner bei Gesprächen in der Besuchszeit an die beiden Frauen. Diese buchten eingelöste Vermögenswerte auf das "Häftlingskonto" des 24-Jährigen zurück, wodurch er sich Markenkleidung, illegale Telefone oder Suchtmittel finanzierte.
Die 21-Jährige wurde am 23. November 2020 in Kärnten festgenommen. Bei Hausdurchsuchungen stellten die Beamten Cannabinoide sicher. Dabei handelt es sich um farb- und geruchsneutrale synthetische Stoffe, welche mitunter lebensgefährlich sein können. Sie konnten mit Hilfe eines Sachverständigen für pharmazeutische Chemie analysiert werden. Die junge Kärntnerin war geständig, sie befindet sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Bei der Mutter wurden Hinweise auf die Transaktionen gefunden. Sie stritt aber bisher ab, etwas von dem Handel ihres Sohnes gewusst zu haben.
Die Ermittler forschten 13 Häftlinge aus, die Drogen bezogen hatten. Die Männer im Alter von 23 bis 41 Jahren stammen aus zehn verschiedenen Nationen. Die Insassen wurden getrennt bzw. in andere Haftanstalten verlegt. Auch eine weitere Kärntnerin (34) geriet ins Visier der Ermittler und wurde angezeigt. Sie hatte ihrem in Haft befindlichen Mann bereits 2019 auf diese Weise Drogen zukommen lassen.