Eine Tote, 28 Verletzte

Handy-Sucht führte zum Zug-Unglück

11.11.2020

Der Lokführer wurde zu einer Geldstrafe und acht Monaten bedingter Haft verurteilt.

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© APA/BFV LEOBEN/SCHÖNAUER
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Steiermark. Im Live-Stream auf seinem Handy lief gerade die 10-Kilometer-Verfolgung im Biathlon der Damen bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea, als der Lokführer (48) der ÖBB seinen Regionalzug im Bahnhof St. Michael wendete, um Richtung Bruck

Mur zurückzufahren. Neben seinem Dienst-Tablet lief ein weiteres Smartphone – wie bei einem Handysüchtigen.

Nur wenige Fahrkilometer weiter – es ist inzwischen 12.45 Uhr an diesem 12. Februar 2018 – überfährt der Triebwagenführer ein rotes Haltesignal und kracht mit seiner S-Bahn seitlich gegen einen EuroCity auf dem Weg nach Deutschland. Die Bilanz ist verheerend: Eine 53-jährige Passagierin stirbt, 28 Fahrgäste werden zum Teil schwer verletzt.

Lokführer verteidigt sich mit Blackout

Seit Mittwoch wird dem Lokführer in Leoben der Prozess wegen grob fahrlässiger Tötung und Körperverletzung gemacht. Ihm droht eine Haftstrafe: „Ich weiß nichts mehr“, sagte er vor Gericht. Nur, dass er nicht aktiv mit seinen Handys hantiert hat, daran will sich der 48-Jährige ganz bestimmt erinnern. „Die waren in der Jackentasche drin“, behauptete der Angeklagte.

Der Verteidiger sagte, sein Mandant habe schon im Ermittlungsverfahren reumütig zugegeben, am Signal vorbeigefahren zu sein. Die Mitschuld liege aber auf Unternehmensebene. Er wolle, dass Gericht und Staatsanwalt zu dem Schluss kämen, dass auch das Unternehmen Verantwortung für die ­Geschehnisse trage. Sein Mandant sei nach dem Unglück schwer suizidal gefährdet gewesen.

Das Urteil: 4.320 Euro Geldstrafe, acht Monate bedingte Haft. Nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung.

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