Erster Rocker verhaftet: Motorrad-Gang zerlegt Grazer Lokale. Kopfstoß für Gastwirt.
„Die Angels sind aggressiv und unkontrollierbar. Die Polizei ist überfordert“, sagt Werner S., Wirt des Lokals Okei. Freitag früh bekam er von einem Rocker einen Kopfstoß verpasst, weil er in einer Rangelei auf dem Parkplatz vor seinem Lokal schlichten wollte. Der Autofahrer Anton G. rammte eine Harley, da drehten die Rocker aus Erfurt durch, G. und der Wirt kassierten Prügel.
Offensive Polizei
Es war der erste von vielen Zwischenfällen, seitdem bis zu 2.000 Hells Angels Graz bevölkern. Im Freizeitzentrum in Unterpremstätten feiern die gefürchteten Rocker bis Sonntag ihr Jahrestreffen „World Run“. Neben der Attacke auf den Wirt zertrümmerten Hells Angels Freitagnacht zwei Lokale – darunter ein Bordell. Polizei-Einsatzleiter Karl Lassnig: „Aufgrund der Zwischenfälle werden wir jetzt offensiver. Wir müssen zeigen, dass wir immer präsent sind.“
Erste Festnahme
Nahe der Eventhalle kontrollierten Dutzende Beamte Rocker auf Bikes oder in Autos. Waffen oder Drogen wurden nicht gefunden, aber zu Mittag ging der Polizei ein „dicker Fisch“ ins Netz. Lassnig: „Ein Deutscher, gegen den ein internationaler Haftbefehl wegen Betrugs vorlag, ging uns ins Netz. Er wurde verhaftet.“
Harte Jungs
Hells Angels von Deutschland bis Brasilien sind in Graz, laut Szenekennern auch die gefürchtete „Crème de la Crème“ inklusive des amerikanischen Gründers der Biker-Gang, Sonny Barger. Viele Angels sind polizeibekannt, in Deutschland sind die Rocker auch in Mordfälle verwickelt. Doch nicht alle sind rabiat: Die Mehrzahl blieb Freitag friedlich. Die Hells Angels stellen fest, dass der „World Run“ Umsätze von zwei Mio. Euro bringt.
Wirt: "Mir wurde Nase gebrochen"
ÖSTERREICH: Wie kam es Freitagnacht zum Zwischenfall mit den Hells Angels?
Werner S.: Ein Sportwagenfahrer hat ein Motorrad der Angels am Parkplatz umgestoßen. Ich bin raus aus dem Lokal, wollte schlichten und helfen, einen Unfallbericht auszufüllen. Plötzlich bekam ich einen Kopfstoß, meine Nase wurde mir brutal gebrochen.
ÖSTERREICH: Wie ist jetzt Ihr Eindruck der Angels?
S.: Es sind verdammt viele hier in Graz. Hunderte Maschinen sind unterwegs. Aber: Alle Hells Angels sind extrem aggressiv und unkontrollierbar. Ich habe überlegt, mehr Securitys zu engagieren. Davon habe ich jetzt abgesehen.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie als Bürger dazu, dass der „World Run“ heuer in Graz stattfindet?
S.: Es wäre besser, das Jahrestreffen würde woanders stattfinden. Die Polizei ist völlig überfordert, hat die Lage unterschätzt. Zudem ist dieses Wochenende auch noch das Stadtfest – ich kann mir vorstellen, dass es möglicherweise in der Innenstadt zu Reibereien kommt.