Im Herberstein-Prozess am Grazer Straflandesgericht standen am Mittwoch wieder die angeblich oder tatsächlich umgeschriebenen Rechnungen im Mittelpunkt.
Diesmal waren Vertreter von Firmen geladen, die Arbeiten für die Familie Herberstein erledigt hatten und im Nachhinein die Rechnungen ändern mussten. Dabei kam heraus, dass auch die Bezahlung alles andere als prompt erfolgte: "Ich habe schon um mein Geld gebettelt", so einer der Handwerker.
Tischler bestätigt umgeschriebene Rechnungen
Ein
oststeirischer Tischler war als erster Zeuge geladen. Er hatte immer wieder
Arbeiten durchgeführt, und zwar sowohl für den Betrieb in Herberstein als
auch für die Wohnung von Andrea Herbersteins Lebensgefährten Thomas Hampson
in Wien. Zum Teil seien die Rechnungen dann umgeschrieben, in Herberstein
verbucht und für Landesförderungen eingereicht worden. So wurden
beispielsweise laut Rechnungen aus einem Schreibtisch für die Wiener Wohnung
Fenster für ein Gästezimmer in Herberstein. Den Auftrag zur Umschreibung
habe er immer vom ehemaligen Gutsverwalter Heinz Boxan bekommen, sagte der
Tischler. Erst nach dessen Ausscheiden aus dem Betrieb sei die Anweisung
dazu direkt von Andrea Herberstein gekommen.
Trotzdem habe er bis zu einem halben Jahr auf sein Geld warten müssen, so der Zeuge. "Es war immer ein Kampf", schilderte er. "Wie darf ich das verstehen?", hakte Richterin Elisabeth Juschitz nach. "Ich habe dauernd neue Aufträge bekommen, aber wenn ich gesagt habe, ich brauche Geld, bin ich fast nie angehört worden." Verteidiger Peter Bartl wollte wissen, wieso er die Rechnungen nicht schneller ausgestellt habe. "Ich rede immer zuerst mit meinen Kunden, ob alles gepasst hat, aber ich habe nie einen Gesprächstermin bekommen", antwortete der Tischler. "Stellen Sie es nicht so hin, als ob er selbst schuld und ein Depp wäre", wies die Richterin den Anwalt zurecht.
Schleppende Zahlungen
"Zuerst wollte ich die Rechnung nicht
umschreiben, aber dann hab' ich's halt doch gemacht", meinte eine Zeugin,
deren Baufirma in Herberstein im Nasenbärgehege tätig war. Sie schilderte,
dass die Rechnungen oft lange nicht bezahlt wurden. "Wir haben uns schon
eine Klage überlegt, aber dann haben wir angerufen und irgendwie haben wir
uns wieder zusammengerauft, es waren ja gute Kunden", schilderte die Frau.
Tatsächlich konnten sich aber die meisten Zeugen nicht mehr genau erinnern, in welchem Teil von Herberstein sie nun tatsächlich gearbeitet hatten und ob eine Rechnung nun falsch ausgestellt war oder nicht. Klar war der Fall nur dann, wenn Firmen nur in Wien in der Wohnung gearbeitet hatten, tatsächlich aber Rechnungen für Herberstein existierten, was aber nur bei wenigen der Fall war.
Der Prozess wird Donnerstag um 9.00 Uhr fortgesetzt. Es geht weiterhin um die Rechnungen, geladen sind nochmals Vertreter von Firmen, die für Herberstein gearbeitet haben.