Nach 9 Jahren
Jagd auf Komplizen von Franz Fuchs
17.09.2008
Ein Ex-Fahnder der SOKO „Briefbomben“ ist felsenfest überzeugt, dass Franz Fuchs Komplizen hatte. Dazu werden nun erneut Zeugen befragt.
Die Terroranschläge hielten das ganze Land in Atem: Von 1993 bis 1997 verübte die selbst ernannte Bajuwarische Befreiungsarmee zahlreiche rassistisch und fremdenfeindlich motivierte Anschläge mit Brief- und Rohrbomben. Vier Menschen wurden getötet, 15 zum Teil schwer verletzt – das prominenteste Opfer, Altbürgermeister Helmut Zilk, verlor zwei Finger an der linken Hand.
Mörder im Visier
Im März 1999 wurde der damals 50 Jahre
alte Steirer Franz Fuchs als Einzeltäter zu lebenslanger Haft verurteilt. Er
erhängte sich Monate später in seiner Zelle. Ein Beamter der damaligen
Sonderkommission, die den Terroristen gejagt hatte, glaubte niemals an die
Einzeltäter-Theorie. „Fuchs war nicht alleine. Ich habe einen Verdächtigen,
der das ideologische Hirn der Bajuwarischen Befreiungsarmee ist“, so Fahnder
Rudolf H. (54), der auch noch Jahre nach den Anschlägen überzeugt ist, dass
Fuchs Komplizen hatte. Konkret hat der Polizist einen 77-Jährigen, wegen
Mordes an einer Frau vorbestraften Rechtsradikalen, im Visier. Dieser habe –
im Gegensatz zu Fuchs – das historische Wissen, das notwendig war, um die
damaligen Bekennerschreiben zu verfassen. Seine Ermittlungen leitete Rudolf
H. an das Innenministerium weiter. Dieses beauftragte jetzt die
Staatsanwaltschaft Graz, die Beweise zu überprüfen.
Exakte Prüfung
„Der Mittäter-Verdacht ist schon damals beim
Fuchs-Prozess wiederholt und exakt geprüft worden. Allerdings mit dem
Schluss, dass die Vermutung des Polizisten nicht stichhaltig ist“, erklärt
Manfred Kammerer von der Staatsanwaltschaft Graz, dennoch: „Wir werden den
Bericht des Beamten pflichtgemäß prüfen und schauen, ob irgendetwas neu an
Substrat vorhanden ist, das seinerzeit nicht vorhanden war.“
Zeugen-Einvernahme
Aus dem Justizministerium beobachtet man die
Entwicklungen rund um den Briefbombenfall mit Argusaugen: „Es werden jetzt
einige Zeugen vernommen, allen voran der Polizist, der das Ganze ins Rollen
gebracht hat. Ist das abgeschlossen, wird feststehen, ob Anklage erhoben
oder der Fall abgeschlossen wird“, so ein Sprecher.