Krise
Jeder zehnte Weststeier arbeitet kurz
07.05.2009
Elektronik-Produzent Seidel hat 60 seiner 281 Mitarbeiter in Deutschlandsberg zur Kündigung angemeldet. Grund ist die Wirtschaftskrise.
Frühwarnsystem
Die Weststeiermark entwickelt sich immer mehr
zur wirtschaftlichen Krisenregion. Schon jeder Zehnte arbeitet kurz. Nach
Epcos, Kendrion-Binder und Leitinger werden auch bei Seidel Electronik in
Deutschlandsberg etliche Mitarbeiter gekündigt. Der Elektronik-Zulieferer
hat 60 Mitarbeiter – ein Fünftel seiner Belegschaft – beim Frühwarnsystem
des Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Einen entsprechenden
Bericht des ORF bestätigte das Unternehmen gestern.
Kündigungwelle
Seidel nennt Umsatzeinbrüche bis zu 50
Prozent als Grund für die drohende Kündigungswelle. Seidel-Geschäftsführer
Hans-Peter Süß: „Wir haben uns bereits in den vergangenen Monaten
bestmöglich auf den prognostizierten Nachfragerückgang eingestellt und
sämtliche Sparpotenziale konsequent umgesetzt. Wie andere Unternehmen auch,
sehen wir uns aufgrund der konjunkturellen Entwicklung gezwungen, auch im
Personalbereich Maßnahmen zu treffen.“ Gemeinsam mit dem Betriebsrat wolle
man jetzt „sozial verträgliche Lösungsmodelle erarbeiten“, um Kündigungen
möglichst zu vermeiden, so Süß. Mit dem Personalabbau bei Seidel steigt die
Arbeitslosigkeit im Bezirk Deutschlandsberg weiter an. Im April waren um
46,6 Prozent mehr Deutschlandsberger arbeitslos als im Vorjahr. Bereits
jeder zehnte Arbeitnehmer im Bezirk – insgesamt 2.600 unselbstständig
Beschäftigte – muss kurzarbeiten. Die Weststeiermark kommt dabei vor allem
wegen der weltweiten Autokrise unter die Räder. Viele Unternehmen – siehe
Epcos oder Seidel – sind Zulieferer für die Autoindustrie.
Dass die Fertigungsbranche traditionell eher männlich ist, schlägt sich auch in den Arbeitslosenzahlen nieder. Die Arbeitslosigkeit bei Männern legte um 68 Prozent zu, bei Frauen dagegen nur um 22 Prozent. Bei Arbeitnehmern unter 24 Jahren fällt der Anstieg noch deutlicher aus: Ein Plus von 110 % bei Männern steht einem Zuwachs von acht Prozent bei Frauen gegenüber.
Und die Chancen, einen Job zu finden, schwinden: Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der offenen Stellen um fast 50 Prozent.