Zwei Passanten wollten helfend eingreifen, wurden aber verletzt.
Der 33-jährige Serbe, der am Montagnachmittag im obersteirischen Kapfenberg seine Ehefrau (30) und ihre Schwester (29) mit Messerstichen getötet hat, dürfte eine Aussprache gewollt, dann aber zugestochen haben. "In den Befragungen zerfließt er vor Selbstmitleid", sagte Chefinspektor Anton Kiesl am Dienstag. Dass er auch die Schwägerin getötet hatte, sei ihm gar nicht bewusst gewesen.
Unterschlupf bei Verwandten
Das Paar war seit 2004 verheiratet gewesen und lebte seit 2007 in Kapfenberg, auch etliche weitere Verwandte sind im Bereich der obersteirischen Stahlstadt zuhause. Die Frau hatte nach der Trennung vor zehn Tagen mit den Kindern bei ihren Verwandten Unterschlupf gefunden.
© APA/ Scheriau
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Die Frau war offenbar entschlossen gewesen, sich an die Stadtpolizei zu wenden, weil der Mann keine Ruhe gegeben habe, sagte der Ermittler. Sie habe einen bestimmten Beamten am Telefon sprechen wollen. Aber da dieser nicht anwesend gewesen sei, habe man ihr geraten, zur Inspektion zu kommen. "Deshalb ist wohl ihre Schwester dabei gewesen, als Schutz", sagte Kiesl zum Stand der Ermittlungen. Offenbar wollte sie am frühen Nachmittag am Ende ihrer Dienstzeit zur Exekutive gehen.
Aufgelauert
Der Mann dürfte sie beobachtet und auch das in der Nähe des Tatortes geparkte Auto der Frau gesehen haben. Er habe ihr in einem Gebüsch versteckt aufgelauert. "In den Befragungen hält er sich sehr bedeckt, redet von Erinnerungslücken und dass er Alkohol und Drogen konsumiert hat", sagte Kiesl. Angeblich wollte er eine Aussprache, doch habe ihm die Frau auf sozialen Netzwerken nicht geantwortet bzw. ihn geblockt. "Er gibt an, er hat sie gefragt: 'Warum sprichst Du nicht mit mir?'" berichtete der Chefinspektor.
Die Tat sei offenbar für ihn schon eine abgemachte Sache gewesen, da er dann mit dem mitgebrachten Klappmesser zustach und auch noch gegen Kopf und Oberkörper der Frau trat und auf die am Boden Liegende sprang. "Es war brutal", beschrieb der Kriminalist die Vorgangsweise. Die Frauen seien schnell verblutet, sagte der Kriminalist. Ein Ergebnis der Blutuntersuchung des Mannes liege noch nicht vor.
Zwei weitere Verletzte
Die beiden Frauen wurden mit neun bzw. drei Stichen getötet, die meisten im Oberkörperbereich. Dass seine Schwägerin nach der Attacke ebenfalls starb, dürfte der Mann zunächst nicht mitbekommen haben, da er sich aufgrund des Eingreifens von Zeugen vom Tatort beim Frachtenbahnhof entfernt hatte und dann verhaftet wurde. Zwei Männer - 70 und 49 Jahre - waren verletzt worden, als sie den Frauen zu Hilfe eilen wollten.
Familie betreut
Laut Kiesl soll der 33-Jährige noch am Dienstag in die Justizanstalt Leoben gebracht werden. Die insgesamt fünf Kinder der beiden Frauen sind bei den Großeltern untergebracht worden. Sozialarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Bruck-Mürzzuschlag kümmern sich um die Familie, hieß es aus dem Büro von Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Auch Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT) standen der Familie zur Verfügung.