Ex-Sturm-Boss vor Gericht

Kartnig drohen zehn Jahre Haft

05.03.2011

Für Hannes Kartnig (60) am Donnerstag das Schicksalsmatch seines Lebens.

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© Peter Philipp
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Es geht um Abgabenhinterziehung in der Höhe von 8,5 Millionen Euro, um grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen, betrügerische Krida und schweren Betrug. Es geht um bis zu zehn Jahre Haft.

244 Seiten Anklage
Wenn Ex-Sturm-Präsident Hannes Kartnig (60) Donnerstag früh im Landesgericht Graz auf der Anklagebank Platz nimmt, beginnt das Schicksalsspiel seines Lebens: Auf gewaltigen 244 Seiten hat Staatsanwalt Johannes Winklhofer die Anklage ausgebreitet (die von Inzest-Monster Josef Fritzl hatte 26 Seiten). 21 Verhandlungstage hat der erfahrene Richter Karl Buchgraber anberaumt, an denen 43 Zeugen zu Wort kommen werden. Das Urteil wird im Mai erwartet. Kartnig (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) drohen nebenbei noch zwei Millionen Euro Geldstrafe.

Sieben Mitangeklagte
Mit Kartnig müssen sich sieben Mitangeklagte verantworten, die das Treiben des einstigen Fußball-Zampanos unterstützt haben sollen. Heiße Themen im brisanten Prozess: Schwarzgelderlöse in Millionen­höhe durch Ticketverkauf, enorme Schwarzzahlungen für Trainer und Spieler, Betrug bei Fördergeldern, Betrug von Gläubigern und Lieferanten. Auch in seiner Werbefirma soll Kartnig getrickst haben. Er wird Topverteidigung brauchen. Wie damals bei Sturm.

Hannes Kartnig vor dem großen Prozess

„Hoffentlich geh ich nicht in Haft“

ÖSTERREICH: Herr Kartnig, wie laufen die Geschäfte bei Ihrer Werbe- und Plakatfirma?
Hannes Kartnig: Ich bin zufrieden, obwohl die Werbebranche stagniert. Aber ich bin ja flink und sehr fleißig.

ÖSTERREICH: Wie sehr fürchten Sie sich vor dem Prozess?
Kartnig: Da vertraue ich dem Richter. Dr. Buchgraber kenn ich nicht, er kennt mich nicht. Ankläger ist der Staatsanwalt – der macht seinen Job. Das muss er auch, dem bin ich nicht böse.

ÖSTERREICH: Was werfen Sie sich selbst vor?
Kartnig: Steuerhinterziehung, dazu stehe ich. Nur viele andere Dinge hat es nicht gegeben. Plötzlich wird mir Betrug vorgeworfen, den ich so nicht gemacht hab. Aber bei Gericht ist es wie auf hoher See. Da ist alles offen.

ÖSTERREICH: Haben Sie Angst, in Haft zu gehen?
Kartnig: Wer geht schon gerne zum Strafgericht? Ich kann nur hoffen, dass ich nicht in Haft muss. Ich war schon zu Unrecht in U-Haft, weil ein Finanzbeamter ein unseriöser Bursche war. Der hat mir vorgeworfen, Sturm-Gelder im Casino verspielt zu haben. Eine echte Schweinerei. Aber er ist mittlerweile suspendiert.

ÖSTERREICH: Sind Sie in Graz eigentlich geächtet?
Kartnig: Die Leute wollen immer noch Autogramme und sich mit mir fotografieren lassen. Das schönste Lob hab ich von Größen wie Beckenbauer, Ferguson und Hiddink bekommen. Ein David Beckham hat zu mir gesagt: 'Puh, ihr habt uns schön gefordert. So viel gelaufen bin ich schon lange nicht mehr.' Die Frage ist, ob es sich ausgezahlt hat.

ÖSTERREICH: Und? Hat es sich ausgezahlt?
Kartnig: Heute denke ich mir: Warum war ich so ein Trottel? Warum war ich so fanatisch? Wenn du in so einem Wahn bist, glaubst ja nicht, dass dir etwas passieren kann.

Walter Unterweger

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