Herberstein-Prozess
Klasnic rechtfertigt "Ferialverfügung"
15.04.2008
Am Dienstag saß im Herberstein-Prozess Waltraud Klasnic im Zeugenstand. Sie verteidigte die Ferialverfügung, gab sonst aber nur vage Antworten.
Der Herberstein-Prozess wurde am Dienstag, im Grazer Straflandesgericht fortgesetzt. Andrea Herberstein, ihr Sohn Maximilian und der ehemalige Gutsverwalter Heinz Boxan müssen sich in dem Verfahren seit 3. April verantworten. Den Beginn machte am achtenVerhandlungstag die ehemalige Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (V), außerdem wird Ex-Landesrat Gerhard Hirschmann (V) befragt.
Klasnic kann sich nicht erinnern
Die Befragung der ersten
Zeugin, Ex-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (V), lockte am achten
Verhandlungstag wieder zahlreiche Zuseher ins Grazer Landesgericht. Klasnic
wurde stundenlang zu den Förderungen an Herberstein befragt, doch konkrete
Angaben machte sie nur wenige: "Ich kann mich nicht erinnern, da müssen
Sie den zuständigen Referenten fragen", war schon beinahe die
Standardantwort. Konkrete Zusagen über 8,72 Millionen Euro für Herberstein
will sie nie getätigt haben.
Eher vage Aussagen
Waltraud Klasnic erschien in Begleitung ihres
Sohnes Simon. Ein freundliches "Morgen" zur Anklagebank war die
einzige Kontaktaufnahme mit den Beschuldigten. Auf die Frage, ob sie
aussagen wolle, obwohl sie sich unter Umständen selbst belasten könnte,
antwortete die ehemalige Landeschefin: "Ich bin selbstverständlich
bereit, auszusagen." Dann blieb sie in ihren Angaben aber eher vage,
von konkreten Zusagen wollte sie nichts wissen.
Betrag "angesprochen" worden
Andrea Herberstein hatte
bei ihrer Befragung angegeben, ihr seien von Klasnic mündlich 8,72 Millionen
Euro zugesagt worden, und zwar in Zusammenhang mit dem sogenannten "Masterplan"
des Landes, der eine umfassende Förderung für Herberstein vorsah. In den
Angaben von Klasnic hört es sich so an, als ob die gesamte Investitionssumme
diese 8,72 Millionen Euro umfasst hätte und das Land nur einen Teil davon
fördern hätte wollen. In welcher Höhe dass geplant war, dazu konnte die
prominente Zeugin nichts sagen. "Ich habe keine Unterlagen, das ist
lange her." Es sei aber "ein Betrag bis zu 8,72 Millionen Euro"
zumindest "angesprochen" worden.
"Aufmunterndes Wort"
"Haben Sie signalisiert,
dass es das Geld geben wird? Wie soll sonst jemand investieren, wenn er
nicht weiß, wie viel er bekommen wird?", fragte Richterin
Elisabeth Juschitz. "Wenn Sie unter Signal ein aufmunterndes Wort
verstehen, dann hat es das gegeben, aber keine Zusage." Auf eine
konkrete Summe ließ sich Klasnic auch bei mehreren Versuchen der Richterin
nicht festlegen: "Ich habe ganz sicher gesagt, dass wir einen Weg
finden werden, um zu helfen", so ihre Antwort.
Klasnic nicht zuständig
Der Verteidiger von Andrea
Herberstein, Peter Bartl, hatte zu Beginn gemeint, das Land habe "einen
Tierpark bestellt und einen Tierpark bekommen." Gutachter Fritz Kleiner
wollte wissen, was es mit der Bestellung so auf sich gehabt hatte: "Ich
war ganz sicher nicht der Besteller, vielleicht hat das der Referent so
formuliert", kam die Antwort. Überhaupt sei sie als Landeshauptfrau
dafür nicht zuständig gewesen, "dass müssen Sie alles die
Referenten fragen."
Befragung zu "Ferialverfügung"
Klasnic wurde unter
anderem auch zu jener Million Euro befragt, die sie als letzte Förderung im
Jahr 2004 an Herberstein ausbezahlt hatte. Diese sogenannte
"Ferialverfügung" hatte Klasnic als Vertreterin der damaligen
Finanzlandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (V) selbst unterschrieben,
nachdem diese sich zunächst geweigert hatte. Klasnic betonte, dass sie
nach wie vor hinter ihrer damaligen Förderung stehe: "Hätte es damals diese
Entscheidung nicht gegeben, würde es heute vielleicht den Tierpark nicht
mehr geben." Andrea Herberstein hatte dagegen mehrmals betont, es habe kein
Konkurs gedroht, die Lage sei lediglich angespannt gewesen.
Wollte Tierpark retten
Zunächst stand eine Förderung von 5,8
Millionen Euro an Herberstein im Raum, was Finanzlandesrätin Edlinger-Ploder
ablehnte. Dann wurde der Vertrag auf die Summe von einer Million Euro
umgeschrieben und von Klasnic selbst - als Urlaubsvertreterin von
Edlinger-Ploder - bewilligt. "Wer hat mit wem gesprochen, dass das geändert
wurde?", wollte Richterin Elisabeth Juschitz wissen. "Das weiß ich nicht, da
müssen Sie den Büroleiter fragen", kam die Antwort.
"Wieso haben Sie gewartet, bis die Finanzlandesrätin auf Urlaub war?", fragte Staatsanwalt Johannes Winklhofer. "Das stimmt nicht, ich habe schon im Mai damit begonnen", rechtfertigte sich Klasnic. "Es musste eine Entscheidung getroffen werde, ich wollte, dass der Tierpark nicht zusperrt". Die eine Million Euro, die dann auch bald bezahlt wurde, wurde letztendlich als Hilfe für Unwetterschäden deklariert.
Befragung Hirschmanns am Nachmittag
Staatsanwalt Johannes
Winklhofer interessiert noch der Ausflug zweier Landesräte nach Orlando
(Florida), wo man sich Anregungen für den Tierpark holen wollte. "Wieso
fahren ein Ingenieur und ein Jurist zusammen mit dem Tierparkdirektor nach
Florida, wo ein subtropisches Klima herrscht, um sich Anregungen für einen
Tierpark in der Oststeiermark zu holen?". Es sei um die Strukturen
gegangen, so Klasnic, nicht um den konkreten Tierbestand.
Am Nachmittag wird Ex-Landesrat Gerhard Hirschmann (V) - übrigens einer der Florida-Ausflügler - als Zeuge befragt werden.