Ihre lauten, verzweifelten Schreie retteten dem Opfer wohl das Leben, denn Passanten bemerkten das Drama.
Der 59-jährige Mongole musste sich im Grazer Landesgericht wegen versuchten Mordes am Dienstag verantworten. Im September des Vorjahres soll er seine eigene Ehefrau beinahe aus dem Fenster im fünften Stock eines Wohnhauses geworfen haben. Der Angeklagte habe vor dem Vorfall eine ganze Flasche Wodka getrunken.
Danach sei er auf seine Frau losgegangen. Dann soll er sie zum Fenster gedrückt haben und laut Zeugen mit ruckartigen Bewegungen versucht haben, sie hinunterzustoßen. Sie soll vor lauter Angst "wie am Spieß" geschrien haben, so die Anklage. Das habe ihr vermutlich das Leben gerettet.
Ehefrau zog Aussagen zurück und änderte Angaben
Denn zwei Passanten hörten ihre verzweifelten Schreie. Einer rief zum Fenster hinauf, der Mann solle aufhören, der zweite alarmierte die Polizei. Der Verteidiger erklärte, dass die meisten Fakten der Anklage stimmen würden, der Alkoholkonsum und alles, was die Zeugen gesehen hatten. "Das Dilemma ist, dass wir nicht wissen, was er wollte", meinte der Anwalt.
"Wissen Sie von dem Vorfall gar nichts mehr?", fragte Richter Andreas Rom. "Nein". "Gab es schon vorher Probleme mit ihrer Frau?", hakte der Vorsitzende nach. "Wir haben keine Probleme, ich habe sie nie geschlagen", so der Angeklagte. "Eine harmonische Ehe also", so der Richter. "Hat sie Fenster geputzt und sie wollten sie retten, wollte sie frische Luft schnappen oder wollten Sie sie umbringen?", bot der Richter mehrere Varianten an. "Ich kann mich nicht erinnern", war alles, was der 59-Jährige dazu sagte.
Die Ehefrau hingegen zog nach der ersten Befragung ihre Angaben zurück. Von ihr verwenden konnte der Staatsanwalt deshalb nichts. Bei der Verhandlung sagte sie schließlich doch aus. Sie gab an ihren Mann nie belastet zu haben. "Ich hatte Angst um mein Leben", war ihre damalige Aussage. Sie sei schon zur Hälfte aus dem Fenster gehangen, so der Richter.
"Mir war schlecht und ich bin zum Fenster gegangen, um frische Luft zu schnappen". Bei der Polizei hatte sie ausgesagt, ihr Mann habe gesagt "Jetzt stirbst du". "Das habe ich nicht gesagt", wehrte sie ab und blieb dabei, es sei ihr nur um die frische Luft gegangen.
"Wir bemühen uns, um Frauenmorde aufzuklären und Frauen zu schützen, aber da müssen die Opfer auch mitmachen", zeigte sich der Richter verärgert. Ein Urteil steht noch aus.