Nach umfangreichen Ermittlungen konnte in der Steiermark einer Münzfälscherbande das Handwerk gelegt werden.
Ausgestanzt: Steirische Kriminalisten haben am Freitag vergangener Woche südlich von Graz eine Münzfälscherwerkstatt ausgehoben und vier Steirer verhaftet. Acht nachgemachte italienische 50-Cent-Münzen wurden sichergestellt, Mängel lassen darauf schließen, dass sich die Herstellung der Falsifikate noch im Versuchsstadium befand. Ob gefälschte Münzen in Umlauf gebracht wurden, sei noch nicht bekannt, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Bundeskriminalamt (BK) in Wien.
Vier Männer verhaftet
Bei den Verhafteten handelt es sich
nach Angaben von Oberstleutnant Erwin Strametz vom Landeskriminalamt
Steiermark um drei Männer im Alter von 26, 36 und 37 Jahren sowie um den
ebenfalls 37-jährigen mutmaßlichen Haupttäter, der bei dem um 6.00 Uhr früh
erfolgten Zugriff durch Kräfte des Einsatzkommandos Cobra eine abgesägte
Schrotflinte griffbereit in seinem Schlafzimmer hatte. Zwei der mutmaßlichen
Komplizen des früheren Lkw-Fahrers sind so wie dieser ohne Beschäftigung,
der dritte arbeitete als Mechaniker.
Erste Fälscherwerkstatt in Österreichs Geschichte
Die
Münzfälscherwerkstatt sei die erste, die nach den Aufzeichnungen des
Bundeskriminalamts jemals in Österreich aufgedeckt wurde, sagte Erich
Zwettler vom BK. Die steirischen Ermittler waren erfolgreich, noch ehe
Münzen in Umlauf gebracht wurden. Die Vorbereitungen der Täter liefen
allerdings schon seit geraumer Zeit: Im Sommer 2006 schaffte der
Hauptverdächtige eine Stanzmaschine an, die Herstellung der Falschmünzen
begann im Frühjahr 2007.
150 Münzen pro Stunde
Die Fälscher investierten in
umfangreiche Ausstattung - unter anderem eine dreidimensionale Kopierfräse,
Prägestempel, Pressen und Rohmaterial, nämlich Messing - und plagten sich
offenbar redlich: Die Münzen wurden händisch gepresst, 150 Stück pro Stunde
hätten laut Liane Rupprecht von der Münze Österreich AG auf diese Weise
hergestellt werden können. Zum Vergleich: Die Münze produziert in dieser
Zeit 40.000 Stück. Bei den Fälschungen passten abgesehen vom Rohmaterial
weder die Ränder, da zu grob gefräst, noch die Prägung. Das sichergestellte
Rohmaterial hätte für 1.000 bis 2.000 Münzen gereicht. "Fälscher
lernen schnell", sagte Rupprecht.
Geld für Ausland produziert
Soweit bisher bekannt ist,
hatten die Täter die Absicht, die falschen Münzen im Ausland gegen richtiges
Geld einzuwechseln. Laut Strametz haben sie bisher keine Angaben gemacht,
der Hauptverdächtige habe allerdings angekündigt, bald mit den Ermittlern zu
reden.
Der 37-Jährige hat sich gegenüber den Kriminalisten schon einmal die sprichwörtliche Zunge verbrannt: Ahnungslos, dass er bereits im Visier der Polizei war, präsentierte er sich in Zusammenhang mit der Münzfälscherei als Hinweisgeber und versuchte, die Ermittler auf eine falsche Fährte zu locken. Dabei gab er Informationen über genau jenes Equipment preis, das schließlich in der Werkstatt gefunden wurde. Absicht des Hauptverdächtigen war, sich in gutem Licht zu präsentieren, da gegen ihn bereits ein Verfahren wegen Vermögensdelikten lief.
Kommissar Zufall
Die Kriminalisten der "Arge Alpha"
sind eigentlich nicht auf Falschgeld aus, sondern führen
Strukturermittlungen in Sachen Baumafia. Im Zuge ihrer Arbeit stießen sie
auf einen Mann, der Hinweise auf die Geldfälscher gab. Obwohl
Münzfälscherei nicht das lukrative Geschäft schlechthin ist, werden laut
Liane Rupprecht pro Jahr europaweit durchschnittlich zwei
Fälscherwerkstätten ausgehoben. Erich Zwettler betonte, dass es einer großen
Stückzahl bedarf, um eine Amortisierung der Investitionen zu erreichen.