Entführungsdrama
Mutter: "So kämpfe ich um Oliver"
04.04.2012
Dramatische Entwicklung im Falle des entführten Olivers (5).
Es ist ein Sorgerechtsstreit am Rücken eines unschuldigen Buben, der jetzt völlig eskalierte: Am Dienstag entführte der 40-jährige Däne Thomas S. seinen eigenen Sohn Oliver vor dessen Kindergarten in Graz. Den gemieteten Volvo ließ der IT-Manager während der Flucht stehen, später dürfte er in einen Mercedes umgestiegen sein, wechselte sich mit seinem Schwager am Steuer ab und schaffte es bis in seine Heimat Kopenhagen. Hier tauchte er vorerst unter.
Medien vermeldeten: Vater will sich der Polizei stellen
Aber: Der Däne sprach mit Zeitungen, gab Interviews. Mittwochnachmittag dann der Knalleffekt: Laut einem dänischen TV-Sender wolle sich der Mann der Polizei stellen. Der Hintergrund: Nur wenn er „auftaucht“, kann er dem Internationale Haftbefehl entgehen.
Bereits zu Mittag hatte der Entführer den ersten Kontakt mit der Polizei hergestellt – via Rechtsberatungsorganisation für Väter. Auch Psychologen waren im Einsatz und redeten mit Oliver. Ein Sprecher der Rechtsberatungsorganisation sagte: „Ich habe Oliver erst vor einer halben Stunde gesehen. Er ist einfach ein fröhlicher Bub, der mit seinem Vater zusammen ist. Er wirkt sehr unberührt.“
Zwischen Polizei und der Organisation gab es intensive Verhandlungen. „Die Polizei hat sich entschieden, mit uns Kontakt aufzunehmen, und eine Lösung angeboten“, erklärte Janus Bang, Sprecher von Thomas S.
Fest steht: Der Kindsvater sieht sich im Recht. Seit 2007 leben Thomas S. und seine österreichische Ex-Freundin Marion W. (39) getrennt. In Dänemark bekam der Vater das Sorgerecht zugesprochen. 2010 allerdings nahm Marion W. den Bub mit nach Österreich. Das EU-Abkommen, dass bei einer Trennung nicht verheirateter Paare die Mutter das Kind erhält, hat Dänemark nicht unterschrieben. Die Chancen, dass der Vater Oliver für immer in Dänemark behalten darf, stehen nicht schlecht.
Verzweifelte Mutter will Rückführungsantrag stellen
Das alles wirkt für Olivers Mutter Marion W. zermürbend. Sie sitzt zu Hause in der Steiermark und hat große Angst um ihren Sohn. „Er wird nicht mehr derselbe glückliche Bub sein.“ Sie hofft auf die österreichischen Behörden, und laut ihrer Anwältin Britta Schönhart will sie unterdessen einen Rückführungsantrag stellen.
Mutter: "Keine Chance mehr auf meinen Sohn"
ÖSTERREICH: Frau Marion W., wie schätzen Sie die Ankündigung an, dass sich Ihr Ex-Lebensgefährte der Polizei stellen wird?
Marion W.: Ich habe große Angst um Oliver. Denn diese Ankündigung ist nur ein taktisches Manöver. Dadurch hofft er, dass der internationale Haftbefehl aufgehoben wird. Das darf nicht passieren, denn dann habe ich keine Chance mehr auf meinen Sohn. Die österreichischen Behörden dürfen sich nicht einschüchtern lassen.
ÖSTERREICH: Wie werden Oliver die dramatischen Stunden verändern?
Marion W.: Egal, was passiert, Oliver wird nicht mehr der glückliche Bub sein, der er noch vor wenigen Tagen war. Oliver ist von dem Erlebnis sicherlich traumatisiert. Ich hatte von Geburt an das Sorgerecht für meinen Sohn. Der Vater hat erst nachträglich die Obsorge beim Gericht in Dänemark beantragt, da waren wir schon in Graz. Ich finde es von der dänischen Polizei unverantwortlich, einen Mann, der seinem Sohn so etwas antut, nicht auszuliefern.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie die Tage verbracht?
Marion W.: Ich kann nicht schlafen, vergesse auch aufs Essen und telefoniere viel mit Dänemark. Mein Ex-Lebensgefährte hat das Leben von Oliver zerstört. Er wollte noch seine Ostereier fertig bemalen, wir hatten eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier – das ist jetzt alles vorbei.
ÖSTERREICH: Wie hätte Ihre Lösung ausgesehen?
Marion W.: Wenn der Vater die Obsorge zurückgelegt hätte, dann hätte ich nichts gegen ein Besuchsrecht gehabt. Aber die Richterin in Graz hat aufgrund seines Verhaltens vor Gericht befürchtet, dass er jede Möglichkeit nutzen wird, um Oliver zu entführen. Deswegen entschied sie, dass es nur ein begleitendes Besuchsrecht gibt, wo ein Psychologe anwesend ist.
Interview: Ida Metzger
Text (mud, kor)
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18.11 Uhr: Nach Angaben von Polizeichef Kjeld Olesen arbeite die Behörde in erster Linie daran, das Wohl des Kindes sicherzustellen.
17:41: Mit diesem Auto entführte der Däne seinen Sohn:
17:27: An welchem Ort sich Vater und Kind momentan aufhalten ist weiterhin unbekannt. Klar ist nur, dass sie in Dänemark sind.
17:21: Weiters erklärte der Sprecher, dass das Kind ein Recht auf seinen Vater hätte.
17:04: Der Sprecher des Vaters, ein Mitarbeiter einer Rechtsberatungsorganisation, hielt laut TV2-Homepage indes fest, das es dem Kind gut gehe: "Ich habe ihn erst vor einer halben Stunde gesehen. Er ist einfach ein fröhlicher Bub, der mit seinem Vater zusammen ist. Tatsächlich wirkt er sehr unberührt von der Situation."
16:54: Demnach werde sich der Vater stellen und zugleich Kinderpsychologen den Zugang zu seinem Kind ermöglichen.
16:45: Nun verwies der Sprecher gegenüber dem TV-Sender auf eine "Vereinbarung" mit der Polizei. Diese habe eine "Lösung" angeboten, nannte aber keine weiteren Details.
16:43: Der dänische Vater, der seinen fünfjährigen Sohn am Dienstag aus Graz seiner Mutter entrissen und nach Dänemark gebracht hat, will sich dort den Behörden stellen. Dies berichtete der dänische TV-Sender TV2 unter Berufung auf eine entsprechende Aussage eines Sprechers des Dänen.