Kartnig neuerlich verurteilt: "Bin menschlich am Ende."
Der ehemalige Sturm-Graz-Präsident Hannes Kartnig ist am Dienstag im Grazer Straflandesgericht wegen schweren Betruges zu sieben Monaten Haft verurteilt worden. Es handelt sich um ein weiteres Teilurteil, die Gesamtstrafe steht noch nicht fest. Auch der ehemalige Sekretär des Fußball-Clubs wurde schuldig gesprochen und kam mit fünf Monaten bedingt davon.
Bereits in der Vorwoche war der Ex-Sturm-Boss zu vier Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Dabei ging es um den versuchten Betrug wegen einer Haftungsübernahme durch das Land Steiermark und zum Nachteil einiger Gläubiger. Nun kamen noch sieben Monate Haft für die verfälschten Abrechnungen der Eintrittskarten dazu, weil dadurch der Anteil der Bundesliga und des steirische Fußballverbandes verkürzt worden sein soll.
"Als Präsident habe ich nicht einmal gewusst, was in den Kartenabrechnungen steht. Ich habe gewusst, dass es Schwarzzahlungen gibt, aber dass der Verband geschädigt wurde, nicht", erklärte Kartnig. "Ich weiß, dass jeder gegen mich ist, ich bin eh' schon vernichtet", so Kartnig resignierend zu Richter Martin Wolf.
Gutachter Fritz Kleiner erklärte, die Karteneinnahmen beim Fußball-Erstligisten Sturm Graz sind von 1998 bis 2004 um rund 2,5 Mio. Euro verkürzt worden. Davon wären zwei Prozent dem Steirischen Fußballverband und der Bundesliga zugestanden. Die Differenz errechnete sich aus der Buchhaltung des Fußballvereins und den Computerausdrucken des Stadions, die die Karten verzeichnet hatten. Die Anwälte von Hannes Kartnig lehnten Kleiner weiterhin als befangen ab.
Schlussplädoyers
In seinem Schlussplädoyer betonte Staatsanwalt Johannes Winklhofer, es habe sich bei den falschen Kartenabrechnungen "um keinen kleinen Betrug" gehandelt. Der Ankläger war davon überzeugt, dass Kartnig dem ehemaligen Sekretär Anweisungen zur Abgabenverkürzung bei den Eintrittskarten gegeben habe. "Die Drecksarbeit hat er andere machen lassen", so der Staatsanwalt.
Anwalt Roland Kier verwehrte sich dagegen, dass seinem Mandanten die ganze Schuld zugeschoben wurde: "Laut Staatsanwalt war alles Böse Herr Kartnig." Allerdings könne "die Realität so nicht funktionieren", bei einem Verein dieser Größe könne nicht einer allein für alles verantwortlich gewesen sein. Der Verteidiger des Ex-Sekretärs, Harald Christandl, zeigte sich erfreut über das Plädoyer des Anklägers: "Er hat richtig dargestellt, wer der Indianer und wer der Häuptling war."
"Bin menschlich am Ende"
Kartnig sagte in seinem Schlusswort, der Staatsanwalt schlage wild um sich "und nur mehr gegen mich". Er betonte einmal mehr, er habe sich nie persönlich bereichert. "Ich habe alles gestanden, was ich gemacht habe, aber ich kann nichts gestehen, was ich nicht getan habe", betonte der Ex-Präsident. "Ich bin menschlich am Ende und bitte um ein mildes Urteil", schloss er.
Der Schöffensenat verhängte sieben Monate zusätzliche Haft, die aber nicht einfach zu den vier Jahren und einem Monat dazugerechnet werden können. Erst wenn das erste Urteil rechtskräftig ist, wird der heute ausgesprochene Zusatz neu bemessen und eine Gesamtstrafe festgesetzt. Außerdem wurde ein Fußfesselverbot verhängt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Am 4. Dezember geht es mit den restlichen drei Angeklagten weiter, es handelt sich dabei aber nur um einen kleinen Teil des Finanzstrafverfahrens, das wiederholt werden muss.