Zehn Jahre nach dem Grubenunglück von Lassing hat sich der einzige Überlebende eine neue Existenz aufgebaut: Georg Hainzl.
Wenige Stunden vor dem zehnten Jahrestag des schwersten Grubenunglücks in der Geschichte der Zweiten Republik wirkt Lassing wie ausgestorben. Auch die Schaukel vor Georg Hainzls Einfamilienhaus am elterlichen Grund ist verlassen. Der Hausherr, seine Lebensgefährtin und die beiden Töchter sind vor dem Medienrummel vorsorglich geflohen. „Der Georg ist auf Urlaub. Wahrscheinlich kraxelt der Naturfreund gerade auf irgendeinen Berg“, sagt ein Vertrauter gegenüber ÖSTERREICH. Und, dass der heute 34-jährige Familienvater ein sehr zurückgezogenes Leben führt.
Einzelgänger
„Das Unglück hat ihn zu einem Einzelgänger
gemacht. Halt und Geborgenheit findet er im Kreise der Familie.“ Nachsatz:
„Der Georg weiß, dass jeder Tag ein Geschenk ist.“
Das Wunder von Lassing
Hintergrund: Heute vor exakt zehn Jahren
bebte im obersteirischen Talk-Bergbauort Lassing die Erde: Um 22 Uhr geben
Tausende Tonnen Schlamm und Wasser nach, reißen einen tiefen Krater in den
Landschaft und begraben zehn Bergmänner.
Sie waren aufgebrochen, um ihren am Vormittag verschütteten Kumpel Georg Hainzl zu retten. Neuneinhalb Tage später das „Wunder von Lassing“: Dieter Rupnik – von Landeshauptfrau Klasnic als Bindeglied zwischen Reporterscharen und Rettungsteams eingesetzt – stürzt in Richtung ORF-Kameras und jubelt: „Der Hainzl lebt!“ Kein TV-Sender, der nicht darüber berichtete. Für die anderen Bergleute wird die Grube hingegen zum Grab.
Das neue Leben
Das Grubenunglück ist in der Straßenmeisterei
Liezen, wo Hainzl seit acht Jahren arbeitet, offiziell „kein Thema“, betont
Hainzls Chef Anton Mayer. Er lobt den ehemaligen Bergmann als „äußerst
arbeitswillig“. Der Lassinger ist als Lkw-Pilot „universell einsetzbar. Er
ist voll integriert und macht das komplette Programm.“
Gedenken
Zurück nach Lassing, wo Pfarrer Andreas Fischer die
Gedenkmesse für die Verunglückten – am Sonntag, 19 Uhr – vorbereitet. Aus
seiner Sicht ist der zehnte Jahrestag eine gute Möglichkeit für die
Betroffenen, das „Unglück und die Zeit, die dazwischen liegt, zu
überdenken“.
Die Trauer der Hinterbliebenen ist geblieben: Sie erklärten in einem Kommuniqué, dass ihnen die Verunglückten „jeden einzelnen Tag in unserem Leben fehlen“.