Sensation in Graz
Querschnittsgelähmter Bub kann wieder gehen
15.12.2008
Es war eine komplizierte Operation am Rückenmark: Der siebenjährige Mark war querschnittsgelähmt. Jetzt kann er wieder gehen.
An der Grazer Uniklinik für Neurochirurgie staunt man über das unerwartet hohe Regenerationsvermögen eines siebenjährigen Buben: Zwei Monate nach der Entfernung einer Zyste im Rückenmark kann das zuvor komplett querschnittsgelähmte Kind wieder gehen. Eine Sensation: Die Grazer Mediziner sprechen von einem "unglaublichen Krankheitsverlauf".
"Eine Sensation"
"Trotz der perfekten Operation
war dieses postoperative Ergebnis in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar und
ist tatsächlich eine Sensation", freut sich Neurochirurg Hans
Georg Eder.
Hans Georg
Eder
Foto: (c) LKH-Univ. Klinikum Graz
Er hat das Operationsteam beim heiklen Rückenmarkseingriff angeführt. Heute braucht der siebenjährige Mark den Rollstuhl nicht mehr, teilt die Grazer Uniklinik am Montag mit.
Der
siebenjähriger Mark
Foto: (c) LKH-Univ. Klinikum Graz
Die Erkrankung verlief akut, die Prognose war denkbar schlecht: Zwischen den ersten Anzeichen einer Gehschwäche und der kompletten Querschnittslähmung des Buben lagen gerade einmal zwei Monate. Verursacht wurde die Lähmung durch eine Zyste im Rückenmark im Bereich der Brustwirbelsäule.
Riskante OP ohne Komplikationen
Die riskante
Rückenmarkoperation verlief ohne Komplikationen. Hans Georg Eder beschreibt: "Die
Zyste befand sich innerhalb des Rückenmarks. Das Rückenmark selbst war an
dieser Stelle nur mehr fadendünn und umgab die Zyste wie ein schmaler
Nervensaum". Nach der Operation konnte das Kind allerdings das linke
Bein weiterhin nicht bewegen, beim rechten Bein war eine geringfügige
Beweglichkeit zu bemerken. Mit einer Verbesserung des Zustandes war trotz
perfekter Operation mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu rechnen.
Ohne Hilfe aufgestanden
Doch schon zwei Monate und etliche
physiotherapeutische Trainingseinheiten später sah sie Situation ganz anders
aus: Als die Mutter eines Tages nach ihrem Sohn im Rollstuhl sehen wollte,
war die Bewegungshilfe leer. Sie fand ihren Sohn am Balkon - alleine ohne
Hilfe war er aufgestanden und an die frische Luft gegangen.
So spielt jetzt der siebenjährige Bub
Eder unterstreicht anhand dieses Verlaufs das große Potenzial zur
Selbstheilung bei Kindern: "Allgemein bekannt ist ja, dass Kinder nach
operativen Eingriffen am Gehirn ein viel höheres Regenerationsvermögen
aufweisen als Erwachsene. Dieser Genesungsverlauf macht nun umso mehr
deutlich, dass bei Kindern auch das Regenerationsvermögen des Rückenmarks um
ein Vielfaches höher ist." Nach nach Worten des Mediziners zeige
sich immer stärker, dass sich neurochirurgische Eingriffe bei Kindern als
richtig erweisen und so Genesungsprozesse häufiger herbeigeführt werden
können als bisher angenommen.