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Reißende Mur verschlang Freunde

14.04.2009

Nachdem Viktoria (3) in der Salzach versunken ist, passierte jetzt das nächste Unglück. Steirer (19) sprang in Fluss – Freund wollte ihn retten – beide werden vermisst.

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© APA/Markus Leitner
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Die Suche nach den beiden in der Mur vermissten jungen Obersteirern ist am Dienstag wegen des hohen Wasserstandes endgültig abgebrochen worden. "Es ist zu gefährlich," erklärte Herwig Rath, Stadtpolizeikommandant in Leoben. "So traurig es ist, aber man kann nun nur mehr warten, bis die beiden auftauchen. Dass wir sie noch lebend finden, ist wohl ein frommer Wunsch."

Mutprobe
Es war ein Sprung in den sicheren Tod. Am sommerlich warmen Karsamstag flanierte der 19-jährige Patrik R. mit sechs Freunden durchs Studentenviertel Judendorf von Leoben – und unten am Murufer wollte der junge Steirer dann offenbar seiner Clique imponieren. Denn als die Youngsters im Spaß die Frage aufwarfen, ob man es schaffen könnte, den durch Schmelzwasser tosenden Fluss zu durchschwimmen, stellte sich Patrik der selbstmörderischen Mutprobe.

Hilfeschreie
Mit den Worten: „So, das mach’ ich jetzt!“, schlüpfte er aus seinen Jeans und dem T-Shirt und hechtete in die nur sechs Grad kalte Mur. Zwischen Schwemmgut, darunter entwurzelte Büsche und faustdicke Äste, kämpfte der Bursch gegen die starke Strömung (drei Meter pro Sekunde). Aber schon nach wenigen Metern wurde er abgetrieben und ging immer wieder in der eisigen und schmutzig-braunen Todesfalle unter.
Als Patrik gellend um Hilfe schrie, zögerte sein bester Freund Gernot S. keinen Moment. Der 18-jährige Chemielaborant sprang ebenfalls in den Fluss, um seinen Kumpel zu retten. Aber auch Gernot hatte im wilden Wasser keine Chance – und trieb hilflos ab.

Fataler Fehler
In Panik machte der Rest der Clique einen fatalen Fehler: Die Burschen alarmierten nicht sofort Rettungskräfte, sondern liefen erst einmal Hunderte Meter am Ufer flussabwärts, dann verloren sie die treibenden Körper aus den Augen. So lief der Großeinsatz (drei Feuerwehren, Rettungsboote, ein Hubschrauber) erst 25 Minuten nach dem Verschwinden der Opfer an.

Suche ergebnislos
Samstag suchten die Retter bis 21 Uhr nach den Vermissten. „Dann mussten wir aus Sicherheitsgründen abbrechen“, so Chefinspektor Heinz Tötscher von der Polizei in Leoben: „Wegen der Schneeschmelze sind alle Wehranlagen geöffnet, die Strömung ist extrem. Deshalb mussten wir die Taucher wieder abziehen.“
Auch neue Versuche am Ostersonntag und -montag brachten kein Ergebnis. Mittlerweile gilt als traurige Gewissheit: Patrik und Gernot sind ertrunken. „Aber wegen der Wassersituation wissen wir nicht einmal, wo wir die Körper suchen sollten“, heißt es bei der Feuerwehr. Die fünf Augenzeugen der Katastrophe werden von der Krisenintervention des Roten Kreuzes betreut.

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