13 Jahre nach einer Sprengstoff-Attacke gegen ein Caritas-Flüchtlingsheim in Graz müssen sich sich dafür drei Männer seit Dienstagfrüh am Landesgericht Leoben verantworten. Ein 28-Jähriger, damals 15 Jahre, gab alles zu - zog dann aber vor Gericht sein Geständnis überraschend zurück.
Stmk. Am 11. Oktober 2010 war gegen 1.40 Uhr eine Detonation am Eingang des Flüchtlingsheims in der Mitterstraße in Graz zu hören gewesen. 35 Bewohner und eine Betreuerin wurden aus dem Schlaf gerissen. Ein Georgier stürzte und verletzte sich. Ansonsten gab es zwar keine Verletzten, aber der rohr- oder dosenförmige Sprengkörper wäre laut damaligen Ermittlungen imstande gewesen, Menschen schwer zu verletzen. Der Sprengsatz war - wie man heute weiß - mit Schwarzpulver versehen.
Zehn Jahre lang gab es keine Spur zu den Verdächtigen, obwohl es Überwachungsvideos gab. Der heute 28-Jährige wurde 2020 auf den Aufnahmen wiedererkannt, hieß es bei Gericht. So kamen die Ermittlungen noch einmal ins Rollen. Bei mehreren Befragungen seit 2020 gab der Beschuldigte dann alles zu - und auch gleich zwei Mittäter an: Einen Gleichaltrigen, mit dem er damals in Mariazell in der gleichen Clique war, sowie einen um ein paar Jahre älteren Bekannten, den er von seinem Bruder kannte und ebenfalls in derselben Nazi-Gruppierung dabei gewesen sei.
2010: Start der Ermittlungen im Asylheim in der Mitterstraße in Graz.
Während die beiden anderen Beschuldigten alles Vorwürfe kategorisch abstritten und behaupten, ihre NS-Umtriebe von damals seien ihnen heute peinlich, kam es beim Hauptangeklagten zu Mittag dann zur Kehrtwende: Nachdem ihm seien unzähligen Widersprüche aufzählte, wollte sich der Mann plötzlich mit seinem Anwalt besprechen. Wenige Minuten später sagte der Verteidiger: "Es hat das alles erfunden. Er war damals gar nicht vor Ort."
Vielmehr sei es der Druck der Vernehmung (durch die Verfassungsschützer) gewesen, die ihn zu einem Geständnis bewogen habe. Die beiden anderen hätten auch nichts mit der Sache zu tun.
"Ich wollte einfach in Ruhe gelassen werden", erklärte der Beschuldigte. Er habe Angst gehabt, weggesperrt zu werden. "Aber warum gestehen Sie dann etwas, wofür Sie lebenslang ins Gefängnis gehen könnten?", fragte die Richterin. Das Problem sei sein (fehlendes) Alibi gewesen. "Meine Eltern wussten zehn Jahre später nicht mehr, ob ich damals bei Ihnen zu Hause war. Sie konnten es nicht mehr bezeugen", erklärte der 28-Jährige und räumte ein, dass er bei der Vernehmung durch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) möglicherweise etwas falsch verstanden hat: "Ich habe geglaubt, dass ich meine Unschuld beweisen MUSS." Da er das aber nicht konnte, dachte er "mit einem Geständnis auf Bewährung" wieder freizukommen.
Am Donnerstag sollen die Urteile fallen.