Verkehrsprobleme

Schwere Gewitter in weiten Teilen des Landes

24.06.2008

Heftige Unwetter führten in weiten Teilen Österreichs zu Überflutungen und Stromausfällen. Wien wurde von einem schweren Unwetter überrascht.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Die Unwetter, die am Dienstag große Teile Österreichs heimgesucht haben, kommen teuer: Insgesamt 7,5 Mio. Euro beträgt der Schaden in der Landwirtschaft, in der laut Hagelversicherung 12.500 Hektar Felder großteils vernichtet wurden. Betroffen sind vor allem Ackerkulturen, Obst, Wein und Grünland.

Zwei Gewitterzellen mit Starkregen, Hagel und Sturmböen sind am Dienstagnachmittag über Niederösterreich, Wien und das Nordburgenland gezogen und haben in Wien für Verkehrsbehinderungen und rund 90 Feuerwehreinsätze gesorgt. 42 Liter Regen pro Quadratermeter sind binnen zwei Stunden in Eisenstadt gefallen, Sturmböen mit 88 km/h und Regenmengen von knapp 20 Litern gab es auch in der Wiener Innenstadt.

Hier gehts zum aktuellen Wetterausblick

Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sind diese Regenmengen - etwa 37 Liter pro Quadratmeter fielen auch in Gars am Kamp (NÖ) - nur bei mächtigen Gewittern möglich. Die Sturmböen würden aber einem normalen Sommergewitter entsprechen. Beeinträchtigt war durch die Regenmassen nach Auskunft des ÖAMTC auch der Privatverkehr. Die Unterführung beim Gürtel/Matzleinsdorferplatz musste wegen Überflutung genauso gesperrt werden wie die auf der A23 beim Altmannsdorfer Ast. Am Ring, dem Gürtel, der Nordbrücke, der Wienzeile, der Altmannsdorfer Straße, der A23 zwischen Prater und Inzersdorf sowie der A 22 beim Kaisermühlen-Tunnel kam man nur sehr langsam voran.

Kremsfluss trat über die Ufer
Die heftigen Regenfälle haben Dienstagabend auch in Niederösterreich im Raum Krems zu Überflutungen geführt. Der Kremsfluss im Kremser Stadtteil Mitterau trat über die Ufer, "sechs bis sieben Straßenzüge" wurden überflutet, so Gerhard Urschler, Leiter des Verwaltungsdienstes der Freiwilligen Feuerwehr Krems. Vermutlich mehrere hundert Keller seien in Mitleidenschaft gezogen worden.

Der Pegel des Kremsflusses befand sich Dienstagabend bereits im Sinken. Die Aufräum- und Auspumparbeiten dauerten am Dienstag noch bis in die Nachtstunden und sollen am Mittwoch fortgesetzt werden, so Urschler. Über 500 Feuerwehrleute standen im Einsatz, unterstützt wurden die Kräfte aus Krems von Kollegen aus Melk oder St. Pölten. Auch Straßen wurden durch die Überschwemmungen erheblich in Mitleidenschaft gezogen.

Links- und rechtsseitig des Kremsflusses bahnte sich das Wasser seinen Weg in die Keller. Es galt in der Folge, sämtliche überschwemmten Objekte im Zuge der Aufräumarbeiten "leerzubekommen", so Urschler, der sich zuversichtlich gab, dass dies am Dienstagabend bzw. in der Nacht auf Mittwoch gelingen werde.

200 bis 300 Keller unter Wasser
Durch Überflutungen des Kremsflusses sind Dienstagabend "200 bis 300 Keller" im Kremser Stadtteil Mitterau unter Wasser gesetzt worden. Diese Zahl nannte Gerhard Urschler, Leiter des Verwaltungsdienstes der Freiwilligen Feuerwehr Krems, der APA. Die Aufräumarbeiten wurden am Mittwoch fortgesetzt, etwa 50 Personen standen noch im Einsatz.

In der Nacht auf Mittwoch hätten die Einsatzkräfte ein besseres Bild darüber erhalten, wie viele Keller in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Kremsfluss war am Dienstag gegen 19.00 Uhr über die Ufer getreten. 500 Feuerwehrleute standen an diesem Tag bzw. in der Nacht auf Mittwoch im Einsatz. "Die letzten Einheiten rückten am Mittwoch gegen 4.00 Uhr ein, die ersten waren um 7.00 Uhr wieder draußen", so Urschler.

Die Auspump- bzw. Reinigungsarbeiten an den betroffenen Wohnhäusern bzw. Straßenzügen waren Mittwochvormittag größtenteils erledigt, der Kremsfluss führte kein Hochwasser. Die durch die Überflutungen verursachte Schadenssumme war noch nicht bekannt, diesbezüglich waren Kommissionen unterwegs, um Bestandsaufnahmen durchzuführen.

Landesweit standen in Niederösterreich am Dienstag mehr als 1.000 Feuerwehrleute im Unwetter-Einsatz. Die Österreichische Hagelversicherung bezifferte die Schäden in der Landwirtschaft mit vier Millionen Euro. Betroffen waren die Bezirke Hollabrunn, Horn, Krems, Schwechat, Wiener Neustadt und Zwettl. Mehr als 6.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen seien großteils vernichtet worden.

Auch "Öffis" mit Problemen
Das Unwetter sorgte nicht nur im Individualverkehr für Störungen: Sowohl die Wiener Linien als auch die ÖBB meldeten Probleme. Überflutete Geleise und Unterführungen, verstellte Weichen und Stromausfälle in ganz Wien machten ein Fortkommen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln vorübergehend nur schwer möglich. Knapp eineinhalb Stunden nach Gewitterbeginn kam die Entwarnung: "Fahren tut generell alles wieder", verkündeten die Wiener Linien. Nur die Abstände seien vorerst noch unregelmäßig.

Zwei Probleme gab es auch für die ÖBB. Ein Baum, der vom Sturm umgeweht wurde, fiel in eine Fahrleitung im Bereich des Südbahnhofes. Dadurch sei ein Kurzschluss entstanden und der gesamte Südbahnhof für etwa 30 bis 40 Minuten ohne Strom gewesen. Dieses Problem sei aber mittlerweile behoben, sagte Pressesprecher Thomas Berger.

Südbahn aus Sicherheitsgründen gesperrt
Anders die Situation auf der Südbahnstrecke zwischen Meidling und Liesing: Diese wurde Sicherheitsgründen zeitweise gesperrt, weil eine Unterführung geflutet wurde und erst untersucht werden müsse, ob die Brücke und die Geleise beschädigt wurden. Techniker waren schnell an Ort und Stelle. Um 18.07 Uhr wurden die Südbahnstrecke wieder freigegeben.

Krankenhaus "erfolgreich" verteidigt
In Gefahr war auch das Krankenhaus der Stadt Krems, schilderte Urschler die "hektischen Phasen am Anfang" des Hochwassers. Das Spital sei von den Einsatzkräften aber "erfolgreich verteidigt" worden, so Urschler. Es kam dort zu keinen Überschwemmungen. Auch Menschen waren nicht in Gefahr.

Im Kremser Stadtteil Mitterau war am Dienstag gegen 19.00 Uhr Zivilschutzalarm ausgelöst worden. Den Bewohnern wurde via Radio und Lautsprecher geraten, Keller abzudichten und Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen. Landesweit standen in Niederösterreich am Dienstag mehr als 1.000 Feuerwehrleute im Unwetter-Einsatz. Die Österreichische Hagelversicherung bezifferte die Schäden in der Landwirtschaft mit vier Millionen Euro. Betroffen waren die Bezirke Hollabrunn, Horn, Krems, Schwechat, Wiener Neustadt und Zwettl. Mehr als 6.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen seien großteils vernichtet worden.

Steiermark: 5.000 ohne Strom
In der Steiermark waren rund 5.000 Haushalte wegen umgestürzter Bäume, die Leitungen beschädigt hatten, bis zu sechs Stunden ohne Strom. Betroffen waren vor allem in den Regionen Weiz, Laßnitzhöhe sowie Graz und Umgebung. Vor allem im Norden und im Zentrum von Graz überflutete der plötzliche Regenfall die Straßen. Ein kräftiger Wind ließ zusätzlich Äste brechen. Der Sprecher der Berufsfeuerwehr in der steirischen Landeshauptstadt, Wolfgang Hübel, erklärte, dass die Einsatzkräfte zu 34 Einsätzen innerhalb von rund zwei Stunden gerufen worden sind.

Vermurungen und Überflutungen
Vermurungen und kleinere Überflutungen wurden auch aus Kärnten gemeldet. Am stärksten betroffen von den Unwettern mit Starkregen und Hagelschlag waren die Bezirke St. Veit/Glan und Spittal. Insgesamt registrierte das Landesfeuerwehrkommando mehr als 150 Einsätze. In Spittal wurden zahlreiche Keller, aber auch Wohnhäuser und einige Firmengebäude unter Wasser gesetzt, die Florianijünger hatten alle Hände voll zu tun. In einer Bahn-Unterführung blieb ein Auto stecken, das Fahrzeug musste von der Feuerwehr aus dem Wasser geborgen werden.

Auch im Inneren Salzkammergut kam es zu kleinräumigen Überflutungen und einem Murenabgang. 24 Mann der Feuerwehr standen stundenlang im Einsatz. An manchen Stellen "sind die Hagelkörner einen halben Meter hoch gelegen", schilderte der Hallstätter Feuerwehrkommandant Ernst Zauner gegenüber der APA die Situation.

130 Liter Niederschlag
In der Buckligen Welt im südlichen Niederösterreich von einem Unwetter betroffen waren laut Feuerwehr die Gemeinden Krumbach und Bad Schönau, wo es bis zu 130 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gab. Dementsprechend waren die Auswirkungen: Überflutete Keller und Gräben, Hangrutschungen sowie unterspülte Straßen.

Kärnten: Schneepflüge schafften Schlamm weg
Dienstagabend erreichten die heftigen Unwetter Teile Kärntens und verursachten schwere Schäden. Das Zentrum der von starkem Wind und Hagel begleiteten Niederschläge war der Bezirk St. Veit/Glan und dort besonders das Krappfeld und das Görtschitztal. Es mussten sogar Schneepflüge eingesetzt werden, um die Görtschitztal Bundesstraße von Geröll und Schlamm zu räumen.

In den Gemeinden Eberstein und Klein St. Paul wurden laut Polizei unzählige Keller überflutet. Mehrere Bäche traten über die Ufer und richteten Schäden an Gebäuden, Straßen, Wiesen und Feldern an. Wegen Hochwassers und Vermurungen mussten einige Straßen gesperrt werden. Während des Einsatzes der Schneepflüge durch die Straßenmeisterei war die Görtschitztal Bundesstraße am Abend rund zwei Stunden zwischen Wietersdorf und St. Walburgen für den gesamten Verkehr gesperrt. Die Sperre der Saualm Landesstraße (L 92) konnte um 22.30 Uhr aufgehoben werden.

(c) Bilder: Pauty

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel