"Nur er war der Chef". Kartnig: "Sie lügen!"
Gerhard S. (49) war jahrelang Sekretär bei Sturm ("ich war Kartnigs Lehrbua"). Er sitzt auch als Zweitangeklagter neben Hannes Kartnig im Grazer Gericht, gestern allerdings trat der Angestellte als Kronzeuge auf und belastete seinen ehemaligen Chef schwer.
Ob Schwarzgeldkreisläufe, Ticketmanipulationen (ein Teil der Einnahmen wurde bei jedem Spiel abgezweigt – "das wurde von Kartnig angeordnet") oder Tricksereien bei der Liga-Abgabe: Kartnig war nach der Meinung von S. der Alleinherrscher bei Sturm. "Für mich war nur eine Person der Chef, das war Kartnig."
S. schilderte, wie das System der teilweise schwarz ausbezahlten Spielergehälter auf Weisung von Kartnig funktionierte – und dass im Vorstand vermutlich alle Mitglieder von der Vorgangsweise gewusst haben.
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Ein Bild aus besseren Zeiten: Hannes Kartnig bei der Premiere der Opern-Komödie "Giudetta" im Jahre 2003. Er zieht genüsslich an einer Zigarre.
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Hannes Kartnig trifft bei Gericht ein. Es ist ein kühler Vormittag in Graz.
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Er wirkt sichtlich bedrückt, als er das Justizgebäude betritt.
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Auf Schritt und Tritt wird er von Medienvertretern begleitet.
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Der Rummel um den Prozess ist groß. Kartnig nimmt auf der Anklagebank Platz.
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Der steirische Unternehmer will sich nichtsdestotrotz selbstbewusst geben und heute "Tacheles reden".
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Die Anschuldigungen wiegen schwer. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem 59-Jährigen bis zu 10 Jahre Haft.
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Am Ende des Prozesses wird Richter Karl Buchgraber das Urteil verkünden.
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Staatsanwalt Johannes Winklhofer wird Angeklagte und Zeugen in die Mangel nehmen.
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Kartnig ist gerüstet und sieht sich von ehemaligen Funktionärsfreunden verfolgt: "Die wollen sich an mir abputzen", sagt er.
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Auch bei Gericht ist der Businessman viel beschäftigt.
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Und das, obwohl er nach seinem tiefen Fall im Fußball mit dem Rücken zur Wand steht. Steuerhinterziehung hat er bereits gestanden - doch mehr soll nicht gewesen sein.
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Der Prozess wird wohl mehrere Monate dauern.
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Währenddessen heißt es: Gespannt warten auf das Urteil.
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Aufschlussreich auch die Ausführungen über Werbeprovisionen von 150.000 Euro, die ihm zugestanden wären. In einem Fall handelte es sich um ein Grazer Nachtlokal, das einerseits bei Sturm Werbung gemacht, sich aber auch um das leibliche Wohlergehen von Schiedsrichtern und Delegierten bei Champions-League-Spielen gekümmert haben soll. S.: "Das war bei internationalen Begegnungen so üblich."
Verkehrten Schiris in
Nobel-Etablissement?
Kartnig bereitete das alles erkennbar Sorgen. "Tut das weh?", erkundigte sich Richter Karl Buchgraber fürsorglich. "Ich hab’ Ohrenschmerzen, gewaltige. Ich brauch Ohropax", sagte der Ex-Sturm-Boss, um dann selbst am Lautstärkeregler zu drehen und in einem mehrminütigen Statement mit dem Ex-Mitarbeiter abzurechnen.
"Sie behaupten, Sie haben mir Geld zu schwarzen Auszahlungen gegeben. Sie haben mir nie Geld gegeben, Sie lügen", so Kartnig.
Fortsetzung Donnerstag.