Neun Besucher des steirischen Naturjuwels wurden verletzt, drei Menschen starben.
Stmk. Fassungslosigkeit herrscht nach wie vor über die Naturkatastrophe in der Bärenschützklamm bei Mixnitz, die Überlebenden sind hin- und hergerissen – zwischen dem Glück, dass sie überleben durften, und der Tragödie, die sie miterleben mussten. Andreas P. (siehe Kasten rechts) dankt den Einsatzkräften, weint aber mit den Hinterbliebenen – am meisten mit dem Freund der 21- Jährigen, die er und sein Sohn zwischen den Leitern bargen und zu einem Schutzstand brachten; auch die 50-jährige Ungarin, die von herabfallenden Steinen getroffen und getötet wurde, war mit einem Landsmann, in der bekannten Klamm.
Und dann war da noch Pavel S., ein 30-jähriger TU-Student aus der Slowakei, Eishockey- und Inline-Hockeyspieler, der allein von Graz, wo er in einer WG lebte, nach Pernegg an der Mur gefahren war. Seine Leiche wurde erst am Freitag entdeckt, nachdem ihn seine Mitbewohner am Donnerstagabend als vermisst gemeldet hatten. Daraufhin leiteten Bergrettung und Alpinpolizei sofort eine neuerliche, nächtliche Suche in der finsteren Klamm ein.
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Leichnam lag am Grund von 5 Meter tiefem Wasserbecken
Kurz nach Mitternacht wurde der Leichnam des jungen Mannes, dessen brauner Audi ganz allein auf dem Parkplatz nahe der Klamm stand, gefunden. Er lag am Grund eines fünf Meter tiefen Beckens hinter einem der großen Wasserfälle. Sein Rucksack trieb an der Wasseroberfläche – Pavel S. war wohl von den Gesteinsmassen, die ihn völlig unvorbereitet trafen, 30 Meter in die Tiefe geschleudert worden.
Eva Schmidinger, die Bürgermeisterin der Marktgemeinde Pernegg, in deren Gebiet die Bärenschützklamm liegt, ist geschockt – und hat überhaupt keine Erklärung dafür, wie es zu der Katastrophe in dem Naturjuwel, das jährlich 40.000 Besucher anzieht, kommen konnte: „Die Klamm wird immer im Frühling vom örtlichen Alpenverein und der Bergrettung überprüft, bevor sie freigegeben wird.“
Inzwischen hat die Alpinpolizei in Zusammenarbeit mit einem Geologen die Abbruchstelle, die eindeutig festgestellt werden konnte, von einem Hubschrauber aus fotografisch dokumentiert. Die Ergebnisse werden der Staatsanwaltschaft vorgelegt, die dann über die weitere Vorgangsweise, etwa die Bestellung eines Gutachters, entscheidet. Die Klamm ist bis auf Weiteres gesperrt.
"Wir haben das Unglück überlebt"
„Es ging alles so blitzschnell, wir hatten kaum Zeit zu reagieren“ – und Dutzende Schutzengel an ihrer Seite.
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Vater Andreas P. aus Feldkirchen bei Graz war am Mittwoch mit seinem Sohn (10) in der Bärenschützklamm. Später postet er auf Facebook mit den Fotos des Tages: „Ein wunderschöner Ausflug hat sich binnen Sekunden gewandelt.“ Ganz plötzlich sei die Steinlawine auf sie zugerollt. „Ich habe meinen Sohn geschnappt und mit meinen Körper versucht zu schützen“, schildert er gegenüber Bild. Sohn Tobias zeigt auf seinen Verband: „Ich hab eine Platzwunde gehabt, da mich hat ein circa 15 Zentimeter große Stein getroffen.“ Während sie selbst mit dem Leben davonkamen, wurden sie Augenzeugen des Todesdramas einer 21-Jährigen aus Graz-Umgebung: „Sie steckte bewusstlos zwischen den Leitern. Junior, ich und ihr Freund haben sie herausgezogen und zu einem Schutzstand gebracht. Im Krankenwagen, wo mein Sohn verarztet wurde, kam dann die Nachricht, dass die junge Frau, die wir getragen haben, leider verstorben ist.“