Soko 'Friedrich' beendet mit Anfang Februar ihre Tätigkeit.
Am 29. Jänner ist es drei Monate her, dass Friedrich F. zwei seiner Nachbarn erschossen und eine Nachbarin schwer verletzt hat. "Kein Hinweis, keine objektiven Spuren seit Fahrzeug-Findung, die dem Flüchtigen zugewiesen werden können", zog Soko "Friedrich"-Leiter Rene Kornberger am Freitag in Graz Bilanz. Laut Landespolizeidirektor Gerald Ortner beendet die Soko Anfang Februar ihre Tätigkeit.
"Wir haben auch keine Spur, dass er sich im Nahbereich von Stiwoll aufhält. Es ist ein einzigartiger Fall", sagte Ortner. Die Tätigkeit der Soko werde in die normalen Strukturen des Landeskriminalamts Steiermark zurückverlagert, die Beamten werden von hier aus eventuell weiteren Spuren nachgehen. Auf Hinweise, die zur Festnahme des Verdächtigen führen, wurde eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt. Auf Briefbomber Franz Fuchs wurden umgerechnet 726.000 Euro ausgesetzt, damals rund zehn Millionen Schilling.
Keine Spur
Der Weststeirer Friedrich F. hatte am 29. Oktober 2017 in Stiwoll westlich von Graz im Zuge eines Nachbarschaftsstreits einen Mann und eine Frau mit einem Kleinkalibergewehr erschossen und eine weitere Nachbarin schwer verletzt. Dann war er mit seinem Kleinbus geflüchtet, der wenig später verlassen im Wald gefunden wurde. Die seitherige Suche mit teils Hunderten Polizisten hat keine Spur ergeben.
Oberstleutnant Kornberger sagte, man habe bei der Fahndung nach dem jetzt 67-Jährigen "extrem qualifiziertes Personal eingesetzt, des Bundeskriminalamtes, Profiler, Spezialeinheiten, Zielfahnder und auch keine technische Ressource ausgespart, etwa Camcopter und Drohne, Infrarot auf Hubschraubern und Fahrzeugen". Über 400 Hinweise aus der Bevölkerung habe man abgearbeitet, wobei diese zuletzt merklich nachgelassen hätten. Man habe auch Meldungen über Menschen bekommen, die dem Schützen ähnlich sähen, über 400 Personen wurden dabei befragt und überprüft. Sämtliche Dokumente wie Pass und Personalausweis des Mannes lägen vor.
Wie sensibel die Bevölkerung agiere und wie schnell man Hinweise abgearbeitet habe, sehe man am Fall eines Apfeldiebstahls in der Gegend, sagte Kornberger. Der Verdacht, dass sich F. mit dem Obst versorgt hätte, bewahrheitete sich nicht, "das konnten wir einer anderen Person nachweisen". Normalerweise komme es in den ersten Monaten nach einer Tat erfahrungsgemäß zu Hinweisen auf Geldbewegung und Kontaktpersonen - "Diesbezüglich sind wir reinen Gewissens, da gab es keine Wahrnehmung", sagte der Soko-Leiter. Das sei einzigartig.
Zweites Fluchtauto ausgeschlossen
Laut Ortner habe es bei den Flüchtigen Udo Proksch und Peter Seisenbacher in den ersten drei Monaten Hinweise gegeben, die weitergeführt hätten. Im Fall F. gab es gar nichts. Die Möglichkeit eines zweiten Fluchtautos wurde abgeklärt, das konnte man durch Auswertung einer Videoüberwachung ausschließen. Etwa 300 bis 400 Meter vom gefundenen Kleinbus des Mannes wurde im Wald eine Zeichnung gefunden, diese konnte ihm nicht eindeutig zugeordnet werden.
Auf die Frage eines Journalisten, ob der Schütze noch leben könnte, sagte Kornberger: "Tot ist er erst dann, wenn wir es eindeutig feststellen, wir haben uns an objektive Fakten zu halten". Es habe keine Hinweise auf Vorbereitungsmaßnahmen oder einen Fluchthelfer gegeben.