Showdown in Graz

Teilurteil: Kartnig fasst vier Jahre aus

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Verurteilung wegen Haftung vom Land Steiermark nicht rechtskräftig.

Wegen teilweise versuchten schweren Betruges sowie grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen ist Hannes Kartnig gleich am ersten Prozesstag zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Es ist nur ein Teil der Strafe, die für bereits rechtskräftige Schuldsprüche verhängt wurde.

Die Verurteilung betrifft vor allem den Versuch, vom Land Steiermark eine Haftung in der höhe von 1,2 Mio. Euro für einen Kredit zu bekommen. Das Geld ist zwar nie geflossen, doch für den versuchten Betrug wurde Kartnig nun verurteilt. Gleichzeitig wurde ein Fußfesselverbot verhängt.

Keine Antworten für den Staatsanwalt
Nach dem überraschenden Urteil zu einem Teil der Delikte ist der Prozess gegen Hannes Kartnig und Mitangeklagte Mittwochmittag fortgesetzt worden. Der Ex-Präsident von Sturm Graz erklärte, er werde keine Fragen des Staatsanwaltes beantworten. Der Ex-Sekretär des Vereins bekannte sich zur Sache mit den Karten schuldig, will aber auf Anweisung von Kartnig gehandelt haben.

Teilurteil: Kartnig fasst vier Jahre aus
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"Sie werden vom Sekretär massiv belastet, sie sollen konkrete Anweisungen gegeben haben", so Richter Martin Wolf zum Hauptbeschuldigten. "Das ist völlig falsch", meinte Kartnig. "Ich habe nicht die Idee gehabt, ich habe das nicht einmal gewusst", führte er weiter aus. Zu den Schwarzzahlungen an die Spieler war er immer geständig gewesen, aber er leugnete, dafür die Kartenmanipulationen in Auftrag gegeben zu haben. "Das Geld war einfach da, wo es hergekommen ist, hat mich nicht interessiert. Ich war kein Kassier und kein Kartenabreißer", stellte er nachdrücklich klar. "Haben Sie die Abrechnungen nicht kontrolliert? Sie sollen ein misstrauischer Mensch gewesen sein", so der Richter. "Aber geh, kumm", wies Kartnig jedes kleinliches Denken mit verächtlichem Gesichtsausdruck zurück.

Auf die Fragen von Staatsanwalt Johannes Winklhofer antwortete er generell nicht, und das soll zumindest nach seinen Angaben während des gesamten Verfahrens so bleiben. Anders dagegen im ersten Prozess, wo es nahezu täglich zu lautstarken Schreiduellen zwischen ihm und dem Ankläger gekommen war.

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Der frühere Sekretär von Sturm Graz bekannte sich auch diesmal wieder schuldig. Er gab an, er habe immer Anweisung von Kartnig bekommen, ohne ihn habe er gar nichts durchführen können. Die übrigen drei Angeklagten, bei denen es nur um einen kleinen Teil des Finanzstrafverfahrens geht, fühlten sich nicht schuldig.

+++ Auf Seite 2 der Liveticker zum Prozess am Mittwoch +++

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 12:53

Richter: "Für heute ist Schluss."

Die heutige Verhandlung ist beendet. Morgen geht es weiter mit den Belangen von Bundesliga und Steirischem Fußballverband. Kartnig muss vorerst wieder retour in die Zelle.

 12:49

Der Staatsanwalt versteht nicht wie Kartnig mit 14.000 Euro netto zahlungsunfähig wurde/ist und richtet die Frage in Richtung des ehemaligen Sturm-Graz-Bosses. Der Richter bremst mit einer kurzen Wortmeldung den Fragenden, Kartnig schweigt.

 12:42

Der letzte Mitangeklagte ist am Wort. Wie seine Vorredner bekennt er sich nicht schuldig. Er hat nie mit besagter Materie zu tun gehabt. Ticketverkauf war nicht seine Aufgabe, genauso Spielerverträge waren für ihn tabu.

 12:32

Anschuldigung Richtung Kartnig

Der Befragte bringt ein interessantes Detail: Kartnig drohte stets, wenn nicht geschehe was er als Präsident sage, dann würde er sofort gehen. Als "Geldgeber" wäre der Weggang von Kartnig zu dieser Zeit ein herber Verlust für den Verein gewesen.

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 12:27

Ein weiterer Angeklagter will ebenfalls von steurrechtlichen Dingen im Verein nichts gewusst haben. Er hielt sich von diesen Angelegenheiten fern, beteuert er.

 12:21

Einige Sturm-Spieler werden genannt, jedoch keine Vertragsdetails. Kartnig hört sich weiter die Aussagen an. Er wirkt bei der Sache und scheint hier zumindest aufmerksam mit zu hören.

 12:15

Sturm Graz entwickelte eine Art Eigendynamik. Plötzlich wollte man im europäischen Spitzenfußball mitmischen. Dabei kam es dann zum Bruch zwischen dem jetzt am Wort befindlichen ehemaligen Mitarbeiter und dem einstigen Präsidenten Hannes Kartnig.

 12:06

Für die weiteren Angeklagten sprechen nun die jeweiligen Anwälte. Man übt sich in Unkenntnis. Einer soll gar nichts mit den Tickets zu tun gehabt haben, sondern nur für den Cup zuständig gewesen sein.

 11:59

Der einstige "Angestellte" bei Sturm Graz berichtet weiter von den Kartenverkäufen aus seiner Zeit. Die Anwälte müssen ihren Mandaten Hannes Kartnig beruhigen, er schüttelt weiter den Kopf über die Aussagen.

 11:47

Ein ehemaliger Mitarbeiter von Sturm Graz ist am Wort. Er spricht vor Richter Martin Wolf, wobei Hannes Kartnig dabei stets seinen Kopf schüttelt.

 11:36

Statuten haben den ehemaligen Sturm-Präsidenten nicht interessiert. Er sagt noch einmal, dass er da war, um Geld zu beschaffen.

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 11:27

Kartnig "Ich weiß nicht was da mit den Tickets gelaufen ist." Er habe für den Verein Sponsoren aufgetrieben und damit die Schulden getilgt. Später kamen Spieler-Manager und boten ihre Akteure an. "Auch die haben die Hand aufgehalten." Schwarzzahlungen gab es, führt Kartnig weiter aus.

 11:24

Kartnig wusste nichts von Zuschauerabgaben

Kartnig verteidigt sich mit diversen Ausführungen. "Ich kann mich ja nicht um alles kümmern, dafür gibt es ja einen Kassier", sagte er rückblickend.

 11:19

Weitere Angeklagte betreten den Raum, es geht nun um den Ticketverkauf. Kartnigs Aufgabe war es Geld zu beschaffen. Er und die Spieler wussten, dass ein Teil des Geldes schwarz bezahlt wurde.

 11:15

Verhandlung wird fortgeführt

Hannes Kartnig bittet um Bedenkzeit von drei Tagen. Damit ist das erste Teil-Urteil nicht rechtskräftig. Es geht gleich weiter.

 11:10

Kartnig habe nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet, sonst wäre die Strafe weitaus höher gewesen. Bezüglich der Fußfessel meint der Richter, dass diese in diesem Fall verfehlt wäre.

 11:04

Richter entscheidet

Der Strafrahmen lag zwischen 1 und 10 Jahre. Kartnig war nur teilweise geständig. ABER: Die 1,2 Mio. waren nur ein Betrugsversuch und die Taten liegen lange zurück.

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 11:02

Erstes Urteil

Vier Jahre und ein Monat Haft für Hannes Kartnig. Keine Fußfessel.

 11:01

Die drei Jahre Haft für Hannes Kartnig könnten heute neu bewertet werden. Gibt es mehr oder wird es weniger?

 10:36

Was geschah zwischen 2011 und heute?

10. März 2011: Beginn des Prozesses.

9. Februar 2012: Kartnig wird zu fünf Jahren unbedingter Haft und zur Zahlung von 6,6 Mio. Euro verurteilt und legt Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein.

23. April 2014: Der Oberste Gerichtshof bestätigt die Schuldsprüche und hebt den Freispruch in Bezug auf den Betrug mit den Eintrittskarten auf. Die Strafe für den Betrug muss zur Gänze neu bemessen werden, fixiert werden nur 15 Monate Haft für das Finanzvergehen.

Anfang Juli 2014: Kartnig beantragt eine Fußfessel, die im August auch bewilligt wird.

18. Oktober 2014: Kartnig geht mit der Fußfessel in die Grazer Oper zur Premiere für "Tosca" und wird daraufhin von der Gefängnisleitung ermahnt.

27. Oktober 2014: Kartnig wird in einem Wiener Luxus-Hotel beim Essen gesichtet und wird daraufhin am nächsten Tag wieder in Haft genommen.

12. November 2014: Beginn des zweiten Prozesses, bei dem es in erster Linie um den Betrug bei der Eintrittskartenabrechnung geht. Ein Urteil wird für Mitte Dezember erwartet. Richter ist Martin Wolf, Staatsanwalt wieder Johannes Winklhofer.

 10:30

Pause im Kartnig-Prozess

Die Schöffen beraten.

 10:27

Kartnig bittet um mildes Urteil

"Ich bin heute nicht mehr gesund. Wenn ich das alles gewusst hätte, wäre ich nie Präsident geworden. (...) Ich bitte Sie höflichst, dass Sie mir das glauben. Ich bitte um ein mildes Urteil."

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 10:25

Zu den teuren Spielern meint er, dass die Übersicht verloren habe. "Ich wollte ja nur den Klub retten!"

 10:24

Hannes Kartnig bedauert

"Es tut mir wahnsinnig leid. Ich war ein Fanatiker, ließ mich zu den Schwarzzahlungen hinreißen. Ich wusste oft nicht, was ich tat."

 10:18

Zu den Vorwürfen, Kartnig habe genug Geld zur Seite gelegt meint sein Anwalt, dass sein Mandant wirtschaftlich durch das Finanzstrafverfahren komplett vernichtet sei.

 10:15

Was geschah zwischen 2008 und 2010?

18. März 2008: Das Gutachten des Sachverständigen Fritz Kleiner wird vorgelegt. Es folgen weitere Einvernahmen sowie Ergänzungen zum Gutachten.

16. Juni 2010: Die Anklage der Staatsanwaltschaft Graz ist fertig. Angeklagt werden zunächst zehn Personen, gegen zwei von ihnen wird das Verfahren aber eingestellt.

25. Juni 2010: Die Kartnig-Anwälte Richard Soyer und Michael Pacher suchen um Verlegung des Prozesses an ein anderes Gericht an, was aber abgelehnt wird.

21. Dezember 2010: Der Termin für die Hauptverhandlung wird für 10. März 2011 bekannt gegeben. Richter ist Karl Buchgraber, Staatsanwalt Johannes Winklhofer.

 10:12

Hauptpunkt der Anklage

Die Bürgschaft zum Kredit des Landes wird erwähnt. Kartnig wollte den Verein retten, es geht um 1,2 Mio. Euro. Jedoch sei laut seinem Anwalt erwähnt: "Die Übernahme der Haftung hat ja nie stattgefunden! Das war keine Vollendungshandlung."

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 10:07

Einer der Anwälte von Hannes Kartnig ist am Wort: "Kartnig rettete 1992 den am Boden liegenden Verein Sturm Graz." Er handelte als Fußballfanatiker, setzte sogar seine Existenz aufs Spiel. Einziges Manko dabei: Er kaufte zu teure Spieler.

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 10:02

Was geschah 2006 und 2007?

30. Mai 2006: Nach einem anonymen Hinweis kommt es bei Hannes Kartnig zu einer Hausdurchsuchung.

23. Oktober 2006: Kartnig bringt als Präsident des Fußball-Clubs Sturm Graz den Konkursantrag ein, nachdem zuvor Verhandlungen mit der Finanzprokuratur gescheitert sind. Gleichzeitig wird ein Antrag auf Zwangsausgleich sowie Fortführung des Spielbetriebs gestellt.

2. November 2006: Kartnig tritt als Präsident von Sturm zurück.

19. Jänner 2007: Der Sturm-Masseverwalter erzielt einen Vergleich mit Finanzamt, einem Zwangsausgleich wird zugestimmt.

8. Mai 2007: Verhaftung von Kartnig und eines ehemaligen Sekretärs von Sturm Graz im Zuge der Ermittlungen bezüglich Steuerhinterziehung und Schwarzgeldzahlungen an Spieler.

29. Mai 2007: Kartnig gesteht Steuerhinterziehung. Spieler sollen einen Teil ihres Gehalts als Schwarzgeld erhalten haben.

9. Juli 2007: Kartnig wird aus der U-Haft entlassen, die Kaution beträgt rund 1,2 Mio. Euro.

18. Juli: 2007: Kartnig erhält nach einer Entscheidung des OGH Kaution und Pass zurück. Laut OGH sei U-Haft nicht gerechtfertigt gewesen.

Herbst 2007: Ermittlungen gegen ehemalige Sturm-Funktionäre werden eingeleitet.

 09:58

Ein strenges Urteil soll laut Staatsanwalt her. "Er warf Fußballern Geld in den Rachen, obwohl sie nichts mehr zusammenbrachten. (...) Er hat nicht einmal seine 300 Euro Schulden für Humus zurückbezahlt, geht aber ins Luxushotel essen."

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 09:53

"Kartnig hat Geld, zahlte aber den Schaden nicht zurück"

Der Staatsanwalt fordert eine mehrjährige Haftstrafe und Fußfesselverbot. Kartnig habe Lohnabgaben in der Höhe von über 8 Mio. Euro hinterzogen. 1,7 Mio Euro soll er sich selbst eingesteckt haben, so der Staatsanwalt.

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 09:50

Staatsanwalt ist am Wort

Der Staatsanwalt spricht davon, dass das Land Steiermark von der Pleite hart getroffen wurde. Sturm Graz hätte nie die "Vorschüsse" zurückzahlen können. 2006 war Sturm Graz pleite, dreist findet aber der Staatsanwalt Kartnigs Handlung dann trotzdem noch Geld zu fordern.

 09:48

Kartnig angeschlagen?

Die ersten Wochen der U-Haft haben dem "Sonnenkönig" doch zugesetzt. Einige Kilos hat der einstige schwergewichtige Fußball-Manager sichtlich verloren. Hannes Kartnig wirkt etwas angeschlagen.

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 09:43

Der Staatsanwalt sagt, dass bereits 2006 immens hohe Geld-Summen an die Spieler vergeben wurden - was auch zum Konkurs führte. Federführend bei dem Jonglieren mit Zahlen soll Hannes Kartnig gewesen sein. Schwarzzahlungen hat es gegeben, das sei laut Staatsanwalt bereits rechtskräftig.

 09:38

Die Verhandlung hat bereits begonnen. Kartnig zeigt sich im dunkelblauen Anzug. Der ehemalige Sturm-Boss wählt seine Antworten ganz besonnen.

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 09:35

Ausflüge wurden ihm zum Verhängnis

Der prominente Angeklagte wurde aus der Haft vorgeführt, weil ihm nach Ausflügen in die Grazer Oper und in ein Wiener Hotel zu Abendessen die Fußfessel wieder weggenommen wurde. Derzeit verbüßt er 15 Monate Haft wegen des Finanzvergehens. In erster Instanz war er wegen schweren Betrugs, grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung zu fünf Jahren unbedingter Haft und 6,6 Mio. Euro Geldstrafe verurteilt worden.

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 09:34

Ein weiterer Betrugsvorwurf - der nicht mehr verhandelt, wohl aber in die Strafe einfließen wird - bezieht sich auf eine Landesförderung, die Kartnig versucht hat zu bekommen.

 09:33

Prozessbeginn ist um 9:30 Uhr

 09:32

Kartnig war in Bezug auf den Kartenbetrug zunächst freigesprochen worden. Er soll falsche Angaben über die Anzahl der verkauften Eintrittskarten gemacht haben und dadurch den Steirischen Fußballverband und die Bundesliga, die anteilmäßig bezahlt worden waren, geschädigt haben.

 09:29

Es handelt sich dabei um eine teilweise Wiederholung jenes Verfahrens, bei dem Kartnig 2012 verurteilt worden war. Die Strafe sowie ein Freispruch wurden aufgehoben, nun muss sich der frühere Sturm-Präsident wegen Betruges bei der Eintrittskarten-Abrechnung verantworten.

Urteil im Kartnig-Prozess